1.5. Forschungsdesign, Forschungsmethode und Forschungsprozess - TopicsExpress



          

1.5. Forschungsdesign, Forschungsmethode und Forschungsprozess Für die Durchführung des Forschungsvorhabens wird als Forschungsdesign eine Querschnittserhebung nichtexperimenteller Daten gewählt. Dies bedeutet, dass zu einem bestimmten Zeitpunkt mit einem geeigneten Datenerhebungsverfahren die zu untersuchenden Merkmale des Untersuchungsgegenstandes gemessen werden. 56 Für die Gewinnung der Erkenntnisse wird ein quantitativer Forschungsansatz verwendet. Dieser misst die relevanten institutionellen Aspekte über numerische Größen. Als Datenerhebungsverfahren wurde eine Befragung gewählt. Die Durchführung erfolgte vollstandardisiert und schriftlich mit dem Datenerhebungsinstrument (Messinstrument) Online-Befragung 57 . Mit dessen Hilfe wurden die zu erhebenden Merkmale des Untersuchungsgegenstandes, vertreten durch die Auskünfte der kundigen Teilnehmer an der Umfrage (die Stichprobe der Grundgesamtheit), gemessen. Bei der Befragung handelte es sich um eine Expertenbefragung der IT-Entscheider der Kommunen. Die Auswertung der erhobenen Daten erfolgte mit Hilfe von deskriptiv statistischen Methoden. Für das 55 Was im Rahmen dieser Arbeit durchgeführt wird. 56 Vgl. Kuß (2010, S. 41). 57 Vgl. Kromrey (2009, S. 364). Ubiquitous City Dienste in deutschen Kommunen vorgestellte Forschungsdesign wurde ein Forschungsprozess entwickelt, der in Abbildung 1 dargestellt ist. 58 Abbildung 1: Struktur des Forschungsprozesses 58 Die Entwicklung des Forschungsprozesses erfolgte in Anlehnung an das wissenschaftlich anerkannte Vorgehensmodell zur Untersuchung sozialer Realität. Vgl. Kromrey (2010, S. 70ff.). Ubiquitous City Dienste in deutschen Kommunen Die Festlegung des erforderlichen Differenzierungsgrades durch die Wahl der Mess-Skalen erfolgte mit Hilfe einer Expertendiskussion und wird im Kapitel 3.3.2 erläutert. Die Bestimmung der Merkmalsträger, der Erhebungseinheit, der Grundgesamtheit sowie die Art und der Umfang der Stichprobe werden im Kapitel 3.1 behandelt. Im Kapitel 3.4 erfolgt die Beschreibung der Überprüfung und Optimierung des Fragebogens. Die Festlegung und technische Realisierung des Fragebogens wird im Kapitel 3.5.1 erläutert. Die Erhebung, Aufbereitung und Auswertung der Daten beschreiben die Kapitel 3.5.2 und 4. Für die Konzeption der Befragung wurde eine umfangreiche Literaturrecherche zum Forschungsthema UC-Dienste in deutschen Kommunen durchgeführt. Diese ergab ein breites Spektrum an Quellen mit Informationen zu drahtlosen Kommunikationsdiensten in Kommunen, UC-Projekten oder -Initiativen. Je nach der Zielstellung der Untersuchung standen überwiegend die Art des Projektes, die jeweilige Projektdurchführung, einzelne bereits realisierte Dienste oder spezielle Aspekte der Thematik im Vordergrund. Die gewonnenen Erkenntnisse 59 sind in das Design der Befragung eingeflossen, speziell in die Bestimmung von Indikatoren und Merkmalen für die Erhebung. Explizit soll an dieser Stelle auf die Arbeit von Basten und Berseck (2010) hingewiesen werden. Die qualitative Studie untersuchte anhand von Experteninterviews wichtige Aspekte der Realisierung drahtloser Kommunikationsdienste in deutschen Kommunen. Die Ergebnisse der Studie lieferten wichtige Erkenntnisse speziell zum Spektrum der Treiber, Hindernisse und verfolgten Ziele. Diese wurden bei der Auswahl der zu untersuchten Merkmale berücksichtigt. An geeigneter Stelle werden außerdem einzelne Ergebnisse früherer Forschung für den kritischen Vergleich und die Diskussion der Befunde der vorliegenden Arbeit heran gezogen. Die Realisierung der bereits erläuterten Erkenntnisziele erfolgte unter der Nutzung der Methoden der empirischen Sozialforschung und der deskriptiven Statistik. Diese sind für die Exploration institutioneller Phänomene und die Deskription institutioneller Wirklichkeit geeignet. 60 Die gewonnenen Daten unterstützen die Suche nach Merkmalsausprägungen der Kommunen und Teilnehmer, die einen 59 Die aus der Literatur gewonnen Erkenntnisse umfassen z.B. eine Vielzahl international bereits genutzter oder geplanter Dienste, potenzielle Treiber, Hindernisse und Ziele von UC-Projekten. Speziell im Kapitel 3.2 erfolgt die Verknüpfung der Erkenntnisse aus der Literaturrecherche mit der Gestaltung des Fragebogens. 60 Vgl. Ernst u.a. (2002, S. 89). Ubiquitous City Dienste in deutschen Kommunen Erklärungsbeitrag zum vorliegenden Antwortverhalten leisten. In der vorliegenden Arbeit stand speziell die anwendungsorientierte Forschung - die Durchführbarkeit des Forschungsvorhabens im Spannungsfeld der gegebenen Rahmenbedingungenim Vordergrund. Dieses setzt sich aus den unterschiedlichen Anforderungen der verschiedenen Anspruchsgruppen 61 der Umfrage zusammen und soll an dieser Stelle kurz erläutert werden. Für die Teilnehmer der Kommunen sind die Dauer der Umfrage, die Relevanz für die Verwaltungsarbeit und die Qualität der Ergebnisse zentrale Entscheidungskriterien für eine Beteiligung. 62 Aus Sicht der Forschung ist hingegen eine wissenschaftlich basierte und abgesicherte, möglichst umfassende und tiefgründige Analyse des Untersuchungsgegenstandes von Interesse. 63 Die Durchführung der Umfrage und die Auswertung der Daten müssen jedoch auch den Rahmenbedingungen der zugrunde liegenden Masterarbeit entsprechen. Der Vielzahl unterschiedlicher Anforderungen konnte durch das entwickelte Studiendesign und dem verwendeten Messinstrument 64 entsprochen werden. So wurde ein möglichst breites Portfolio an Diensten zusammengestellt, das durch Tests mit den Fokusgruppen optimiert wurde. Das Design der Onlinebefragung minimierte den Aufwand der Teilnehmer während der Gewinnung des empirischen Wissens 65 und ist eine effektive und wissenschaftlich abgesicherte Art der Befragung. So wurden die Anforderungen der Anspruchsgruppen der Untersuchung berücksichtigt und bestmögliche empirische Forschungsbedingungen geschaffen. Eine detaillierte Erläuterung des Fragebogens erfolgt im Kapitel 3. Auf die Umfragedurchführung und die Wahl des Onlinefragebogens als Erhebungswerkzeug zur Minimierung von Fehlerquellen wird im Kapitel 3.4 detailliert eingegangen. 61 Vgl. Kromrey (2009, S. 12). Das Spannungsfeld der Interessen basierte auf den Anforderungen der beteiligten Anspruchsgruppen wie z.B. das Wireless City Berlin Projekt, die Rahmenbedingungen der wissenschaftlichen Arbeit durch die Universität, die Testgruppe, die Zielgruppe des Fragebogens oder die Kommunen. 62 Plagemann (2007, S. 3). 63 Vgl. Kromrey (2009, S. 11). 64 Die Wahl des Messinstrumentes zur Abdeckung der unterschiedlichen Anforderungen wird im Kapitel 3.4.1 erläutert. 65 Beobachtung der Realität. Vgl. Kromrey (2009, S. 20). Ubiquitous City Dienste in deutschen Kommunen Die gewonnenen Daten werden unter der Nutzung deskriptiver statistischer Verfahren verdichtet, wobei die Unübersichtlichkeit und Informationsfülle reduziert wird. Dazu sind die Softwarewerkzeuge SAS 9.2, SPSS 17 und Microsoft Excel 2007 (für die Darstellung der Daten in Diagrammen) verwendet worden. Verallgemeinerbare Beschreibungen, Erklärungen der Sachverhalte und Zusammenhänge (Rückschlüsse auf die Grundgesamtheit) sind in einem bestimmten Rahmen möglich. Dafür ist die Untersuchung der Repräsentativität der Stichprobe zur Grundgesamtheit wichtig. Diese findet im Kapitel 4.3.3 über die Auswertung der demographischen Merkmale der Kommunen und der Teilnehmermerkmale statt. Eine kritische Diskussion der Ergebnisse im Kapitel 5 der Arbeit rundet die wissenschaftliche Untersuchung ab. Sie setzt sich sowohl mit den Resultaten vorangegangener theoretischer Forschung als auch mit den Erkenntnissen qualitativer und quantitativer Untersuchungen des Themas auseinander. Das folgende Kapitel beschäftigt sich mit der Entstehungsgeschichte der Technologien, der Abgrenzung des Thematischen Bezugsrahmens und der Definition der Begriffe. Ubiquitous City Dienste in deutschen Kommunen 2. Thematischer Bezugsrahmen und Klärung der Begriffe Dieses Kapitel ordnet den Forschungsgegenstand der Arbeit in die relevanten Themengebiete und Forschungsbereiche ein und klärt die verwendeten Begriffe, die Entwicklung und die Zusammenhänge zwischen den erläuterten Thematiken und dem Forschungsgegenstand. 2.1. Ubiquitous computing Den Begriff ubiquitous computing prägte erstmals Marc Weiser im Jahr 1988 während seiner Tätigkeit für das Xerox Palo Alto Resarch Center (PARC). Weiser beschreibt ubiquitous computing mit den Worten: „to make a computer so embedded, so fitting, so natural, that we use it without even thinking about it”. 66 Er umschreibt damit die dritte Generation von Computern, die nach der Ära des Großrechners und des PC in der Computerentwicklung zu erwarten war. Gemeint sind damit nahezu „unsichtbare“ Computer, die die Menschen allgegenwärtig in ihrem täglichen Leben umgeben, es ihnen erleichtern und die nicht mehr als Computer im herkömmlichen Sinn wahrgenommen werden. 67 Weiser beschreibt damit eine humanzentrierte Technikvision in der die Dienste die die Computer leisteten und die Bedürfnisse der Menschen im Mittelpunkt der Computerentwicklung stehen. Die Werkzeuge für die Erbringung dieser Dienste, Mikrocomputer oder in Objekte integrierte Computersysteme, treten in den Hintergrund und sollten möglichst von den Menschen nicht mehr wahrgenommen werden. Die allgegenwärtigen Computer verfügen zudem über die Fähigkeit untereinander drahtlos über Funknetzwerke zu kommunizieren und die Bearbeitung komplexer Aufgaben auf verschiedene Geräte zu verteilen. Ein weiteres Merkmal ist der sinkende Energieverbrauch bei einer stetig steigenden Rechenleistung. 68 In dieser Arbeit wird der Begriff ubiquitous computing, in Anlehnung an Jeon 69 , wie folgt definiert: „Ubiquitous computing ist eine technologische Umgebung in der 66 Jacko / Sears (2003, S. 14) und Krumm (2010, S. 2ff.). 67 Vgl. Weiser (1991, S. 1ff.). 68 Vgl. Weiser (1993, S. 1ff.). 69 Jeon u.a. (2007, S. 1230). Seite 25/151 Ubiquitous City Dienste in deutschen Kommunen Computer unsichtbar in Objekte eingebettet sind. Sie sind untereinander vernetzt und Informationsaustausch und Kommunikation ist zu jeder Zeit an jedem Ort möglich.“. Die Alltagserfahrung zeigt, dass die Vision vom ubiquitous computing heute teilweise schon Wirklichkeit geworden ist. Nicht wahrgenommene Computer umgeben die Menschen in den Industrieländern in ihrem täglichen Leben. In Automobilen wird eine Vielzahl an Computern und Sensoren verbaut die teilweise drahtlos miteinander kommunizieren und hochkomplexe Dienste oder Fahrunterstützung wie ABS ermöglichen. RFID-Systeme finden eine zunehmende Verbreitung in unserer Gesellschaft und werden für die Realisierung von vielfältigen Diensten genutzt. 70 Die Verbreitung der allgegenwärtigen Computer schreitet mit immer neuen Entwicklungen und Anwendungsszenarien in alle Lebensbereichen voran. Dies ermöglicht auch in zunehmendem Maße ubiquitous computing Dienste im öffentlichen Bereich und führte zu dem ubiquitous city Konzept das im folgenden Kapitel erläutert wird. 2.2. Ubiquitous City Das schnelle Wachstum der Städte, der zunehmende Bedarf Ressourcen einzusparen und die steigende Nachfrage der Bewohner nach komfortableren zeitsparenden Diensten führte wie in der Wirtschaft zur Nutzung von IuK in Kommunen weltweit. 71 Die Entwicklung des Internets und der allgegenwärtigen Computer begann die Anwendungsperspektive in Richtung allgegenwärtige Dienste, Netzwerkzugriff und Verbindung zu verschieben. Dies führte zu der Einführung der Konzepte ubiquitous community und ubiquitous city. Der erste Begriff wurde im Kontext der Städteentwicklung und Sozialwissenschaft geprägt und bezeichnet die neuen Formen der Interaktion und Transaktion von Menschen im städtischen Raum. Diese werden dem Konzept zufolge überall und zu jeder Zeit durch die allgegenwärtigen Netzwerke und Dienste möglich. 72 Das schnelle Zusammenwachsen der ubiquitous computing Technologie, IuK und geografische Informationssysteme (GIS) veränderte die Art und Weise, in der Menschen den städtischen Lebensraum wahrnehmen, nutzen und miteinander 70 Vgl. Finkenzeller (2008, S. 411). 71 Vgl. Yigitcanlar (2008, S. 2). 72 Vgl. Anttiroiko (2009, S.1 ff.). Ubiquitous City Dienste in deutschen Kommunen interagieren. Es ermöglichte die Verbesserung der kommunalen Verwaltung, Planung und Infrastrukturentwicklung. So entstanden und entstehen vielfältige öffentliche und private Dienstangebote, die den Menschen das tägliche Leben erleichtern und von jedem Ort zu jeder Zeit genutzt werden können. 73 Diese Entwicklung führte zu den ubiquitous city Konzepten. Lee u.a. (2008b) definieren ubiquitous cities als Städte, die eine ubiquitäre Infrastruktur und ubiquitäre Dienste für ihre Einwohner und Besucher anbieten. Ermöglichet wird dies durch die Nutzung ubiquitärer Technologien. 74 Die UC-Definitionen variieren stark in ihrem Inhalt und sind durch die koreanische Sichtweise und Forschungsarbeit geprägt. So definiert Hyang-Sook (2007) in seiner Arbeit „a u-city proposes real-time access and manipulation of information at any time and from anywhere, removing temporal and spatial restrictions from the equation“. 75 Dieser eher technischen Definition entgegen stellen sich Kwon und Kim (2007). Sie beschreiben eine UC als „a next generation urban space that includes a integrated set of ubiquitous services: a convergent form of both physical and online spaces. These services ultimately aim to enhance quality of life factors, such as convenience, safety and welfare”. 76 Die Bezeichnung ubiquitous city wird in der wissenschaftlichen Literatur erst in den letzten Jahren vermehrt verwendet. Davor wurden für ähnliche Konzepte die Begriffe digital city, smart city oder wireless city verwendet. 77 Seit dem Jahr 2006 ist die Anzahl der wissenschaftlichen Artikel zu dem Thema stark gestiegen, was häufig auf Forschungsarbeiten aus Südkorea basiert. In der Literatur wird zwischen neu gebauten Städten, den so genannten company towns zu denen auch das Manhattan Harbor Projekt in den USA und New Songdo City in Südkorea gehört, und bereits existierenden Städten unterschieden. Macias-Diaz (2010) zeigt, dass die Transformation einer bereits existierenden Stadt in eine UC aufwendiger ist als die Berücksichtigung der UC-Anforderungen beim Neubau einer Stadt entsprechend deren Geschäftsmodel. 78 Werden in eine existierende Stadt UC-Dienste integriert, verwendet Macias-Diaz dafür den Begriff digital city. 73 Vgl. Yigitcanlar (2008, S. 2) und Hyang-Sook u.a. (2007, S. 1148). 74 Vgl. Lee u.a. (2008b, S. 2f.). 75 Vgl. Hyang-Sook u.a. (2007, S. 1148). 76 Kwon / Kim (2007, S. 143). 77 Vgl. Malinova (2010). 78 Vgl. Macias-Diaz (2010, S. 771/774). Ubiquitous City Dienste in deutschen Kommunen Shin (2009) gibt zu bedenken, dass der Begriff U-City ein so genanntes Buzz-Word 79 geworden ist. Eine sinnentleertes Wort, da es zu viele unterschiedliche Bedeutungen dafür gibt. 80 Deshalb wird in der vorliegenden Arbeit eine eigene Definition für den Begriff ubiquitous city verwendet. Eine ubiquitous city ist eine Stadt, die auf der Basis von drahtloser Kommunikationsinfrastruktur (ubiquitous city Infrastruktur) allgegenwärtige Dienste 81 für ihre Anspruchsgruppen 82 anbietet um die urbane Lebensqualität zu verbessern und Ressourcen zu sparen. Allgegenwärtig bedeutet in diesem Zusammenhang, dass die Dienste potenziell zu jeder Zeit und von jedem Ort aus genutzt werden können. Dies ist natürlich wirtschaftlich und ökologisch nicht immer sinnvoll und angestrebt. Beispiele für diese Dienste sind die RFID gestützte Bibliotheksverwaltung, mobile Bezahlmöglichkeiten für Parkscheine und ÖPNV-Tickets oder digitale ortsbezogene Stadtinformationssysteme. Die Kommunikationsinfrastruktur, basierend auf drahtgebundenen und drahtlosen Datennetzwerken, ist der wichtigste Aspekt der ubiquitous cities und wird im folgenden Kapitel näher erläutert. 2.3. Ubiquitous City Dienste und Infrastruktur Wie bereits im Kapitel 2.2 erwähnt, basiert die Realisierung der UC-Konzepte und Dienste auf dem Aufbau einer drahtlosen Kommunikationsinfrastruktur. In dieser Arbeit werden kommunale drahtlose Kommunikationsdienste (bzw. Dienste) Synonym zum Begriff ubiquitous city services (UC-Dienste) verwendet, der überwiegend in der wissenschaftlichen Literatur zu den südkoreanischen UC-Projekten anzutreffen ist. Die UC-Infrastruktur, die die Dienste ermöglicht, basiert auf einer Kombination drahtloser Kommunikationstechnologien aus dem Bereich von RFID-, Wireless- und Sensortechnologien die untereinander wiederum drahtlos oder über ein kabelgebundenes Kommunikationsnetzwerk verbunden sind 79 Dem englischen Begriff Buzz-Word entspricht im Deutschen das Wort Schlagwort. 80 Shin (2009, S. 516). 81 Die Fußnote 2 definiert, was im Rahmen der Arbeit unter einem Dienst versanden wird. 82 Diese sind z.B. Bürger, Wirtschaft, Touristen oder Verwaltung. Ubiquitous City Dienste in deutschen Kommunen (Backbone). 83 Eine Übersicht spezieller Technologien, die die Dienste ermöglichen, zeigt die folgende Tabelle. In dieser Arbeit kann jedoch nicht im Detail auf die vorgestellten Technologien eingegangen werden. Dazu wird auf externe Literatur, z.B. von Kruth (2004) 84 , verwiesen. Tabelle 1: Infrastrukturtechnologien für drahtlose Kommunikationsdienste 83 Vgl. Lee u.a. (2008a). 84 Vgl. Kruth (2004, S. 159ff.). Ubiquitous City Dienste in deutschen Kommunen 2.4. E-Government und M-Government Die in dieser Arbeit untersuchten drahtlosen Kommunikationsdienste, die durch die kommunalen Verwaltungen angeboten werden, sind dem E- und M-Government-Angebot der Kommunen zuzuordnen. Deswegen werden an dieser Stelle beide Begriffe erläutert, definiert und die Verknüpfung aufgezeigt. Der Begriff E-Government hat sich in den letzten Jahren zu einem Schlüsselbegriff im Reformprozess der öffentlichen Verwaltung entwickelt. Einher gehend damit ist eine zunehmende Nutzung als Schlagwort zu erkennen. 85 Wie in den Ausführungen zum Schlagwortcharakter des Begriffs ubiquitous city im Kapitel 2.2, gibt es auch für E-Government eine Vielzahl von Definitionen. Das macht an dieser Stelle eine genaue Festlegung der Bedeutung für die weitere Verwendung in dieser Arbeit notwendig. Im Rahmen dieser Arbeit wird die wissenschaftlich fundierte und oft zitierte Definition des Forschungsinstituts für öffentliche Verwaltung der Hochschule für Verwaltungswissenschaften Speyer verwendet. Der Begriff E-Government umfasst demnach „die Abwicklung geschäftlicher Prozesse im Zusammenhang mit Regieren und Verwalten (Government) mit Hilfe von Informations-und Kommunikationstechniken über elektronische Medien“. 86 Dies umfasst sowohl die nationale oder Bundesebene, die Landesebene als auch die lokale oder kommunale Ebene. Durch die gewählte Definition wird der Einschränkungen von Zink (2005) auf die reine Nutzung des Internets als die dem E-Government zugrunde liegende Technologie durch die Verwendung des weiter gefassten Begriffes IuK explizit nicht entsprochen. 87 Im Zuge der schnellen technologischen Entwicklung kommen auch über das Internet hinaus digitale Technologien in der Verwaltungs- und Regierungsarbeit zum Einsatz. 85 Vgl. Zink (2005, S. 30). 86 Lucke / Reinermann (2002, S. 1). 87 Vgl. Zink (2005, S. 37). Ubiquitous City Dienste in deutschen Kommunen Mit der Umsetzung des E-Government und der damit verbundenen und erwarteten Verwaltungsreform werden die folgenden Ziele angestrebt. 88 - Verbesserung der Transparenz politischer Prozesse - Erhöhung der politischen Partizipation - Steigerung der Verwaltungseffektivität und -effizienz - Bessere Serviceangebote für die Bürger mit einem höheren Nutzen Das E-Government umfasst dabei sowohl die Verwaltungsprozesse innerhalb des öffentlichen Sektors (Government-to-Government) als auch zwischen dem öffentlichen Sektor und der Bevölkerung (Government-to-Citizen, Citizen-to-Government), dem öffentlichen Sektor und der Wirtschaft (Government-to-Business, Business-to-Government) und dem öffentlichen Sektor und Non-Profit sowie Non-Government Organisationen (NPO/NGO-to-Government, Government-to-NPO/NGO). 89 Zusammenfassend werden diese Anspruchsgruppen, in Anlehnung an den in der Betriebswirtschaftslehre weit verbreiten Stakeholderansatz 90 , als die Stakeholder der Regierungsarbeit bezeichnet. 91 Die Vereinten Nationen verweisen darüber hinaus auf den evolutionären Charakter des E-Government. Umfassten vor dem Jahr 2002 nationale Projekte eher die Bereitstellung von Regierungsinformationen über statische Webseiten für die entsprechenden Zielgruppen, entwickelten sich diese später weiter zu Interaktionsplattformen. Dies erfolgte im Zuge der Weiterentwicklung der Internettechnologien von überwiegend einseitig gerichteten reinen Informationsportalen hin zu interaktiven und kollaborativen Angeboten. Aktuell legen die Vereinten Nationen den Entwicklungsschwerpunkt auf Partizipations- und Transaktionssysteme, die in einem „whole-of-government approach“ eingebettet sind. Connected Governance ist der dafür verwendete Begriff. Dies bedeutet eine Verschiebung von dem reinen Bereitstellen von Services hin zur Nutzung von IuK zur Verbesserung des Nutzens der Angebote für Bürger und Staat. 92 Back- und Front-Office Lösungen der Regierung sollen besser verbunden werden, damit 88 Vgl. Friedrichs / Hart / Schmidt (2002, S. 29ff.); Zink (2005, S. 37); United Nations (2008, S. 5ff.); Bertelsmann (2002, S. 114). 89 Vgl. Lucke / Reinermann (2002, S. 1). 90 Weiterführende Informationen dazu liefert Freeman (1984, S. 55); Donaldson / Preston(1995, S. 69); Lawrence / Weber (2008, S. 8). 91 Vgl. United Nations (2008, S. 8ff.). 92 Vgl. United Nations (2008, S. 4ff.). Ubiquitous City Dienste in deutschen Kommunen sowohl auf Verwaltungs- wie auch auf Stakeholderseite eine Win-Win-Situation 93 geschaffen wird. 94 Auf Seiten der Regierungen können so u.a. größere Kostenersparnisse bei einer gleichzeitigen Erhöhung der Effizienz, Transparenz und dem Abbau von Verwaltungshindernissen erzielt werden. Die externen Effekte sind u.a. transparentere Verwaltungsvorgänge und auf die Bedürfnisse der Anspruchsgruppen zugeschnittene Angebote. Die E-Government Situation in Deutschland Die Vereinten Nationen erarbeiten regelmäßig die Studie UN E-Government survay, die die weltweite Situation der E-Government-Programme untersucht. Diese bietet wichtige Hinweise und eine Vergleichsbasis zum Stand der Realisierung der einzelnen Länderkonzepte. Das web measurement assessment untersucht, welche Bemühungen die Regierungen unternehmen um Regierungspolitik, Anwendungen und Werkzeuge an die wachsenden Bedürfnisse der Bürger anzupassen. Es misst die Onlinepräsenz der Regierungswebseiten und der angebotenen Möglichkeiten für Transaktion, Interaktion, beidseitige Kommunikation, Information und Vernetzung der Behörden und Dienstleistungen untereinander. Europa nimmt in diesem Vergleich in der Studie von 2008 eine führende Rolle ein, was den herausragenden Angeboten europäischer Staaten wie Dänemark (Erster Platz), Schweden (Zweiter Platz), Norwegen (Vierter Platz) und Frankreich (Fünfter Platz) geschuldet war. Deutschland schneidet in der Untersuchung aus dem Jahr 2008 im europäischen Vergleich eher schlecht ab und kam nur auf Platz 33. Dies war den schlechten Transaktionsangeboten für die Bürger und dem regierungsinternen Vernetzungsstatus geschuldet. Während Dänemark bei den Transaktionsangeboten auf 80% und bei Vernetzung auf 93% der möglichen Punkte kam, lagen diese Werte für Deutschland lediglich bei 20% und 30%. 95 93 Dies wird auch als Doppelsieg-Strategie bezeichnet. Das Ziel ist, eine dauerhafte Lösung zu finden, die von allen Beteiligten getragen und akzeptiert wird. Beide Seiten brauchen das Gefühl, durch diese Lösung etwas gewonnen zu haben. Dies wird schon seit längeren zwischen Unternehmen und Kunden zur Errichtung langfristiger Beziehungen praktiziert. Vgl. Reiss / Präuer (2004, S. 252f). 94 Vgl. United Nations (2008, S. 6). 95 Vgl. United Nations (2008, S. 44/53). Ubiquitous City Dienste in deutschen Kommunen Der E-Participation Index hingegen misst die Möglichkeit der Bürger, direkt auf politische Prozesse und Entscheidungen über IuK Einfluss zu nehmen. Hier war Deutschland nicht unter den besten 35 Nationen vertreten, da die Webangebote des Jahres 2008 wenige Möglichkeiten der politischen Einflussnahme und Interaktion boten. So zeigten die Werte von 5% der möglichen Punkte für elektronische Beratungsmöglichkeiten und 0% für elektronische Entscheidungsbeteiligung ein enormes Verbesserungspotenzial im internationalen Vergleich auf der Landesebene auf. 96 Diese Angebotslücke kann unter anderem durch das Angebot drahtloser Kommunikationsdienste durch die Kommunen und den Staat geschlossen werden. M-Government: Definition und Zusammenhang zwischen den Begriffen Für die Definition des Begriffs M-Government wird in dieser Arbeit auf die Begriffsbestimmung von Östberg (2003) zurückgegriffen, da dieser die nachfolgend erläuterten Merkmale sehr gut wiederspiegelt. M-Government steht demnach für die Nutzung drahtloser Kommunikationstechnologien in der Regierungsverwaltung und die Lieferung von Diensten und Informationen zu Bürgern und Unternehmen. 97 M-Government wird als Bestandteil und Erweiterung des E-Governments gesehen, das die elektronische Verwaltungsarbeit um die Nutzung mobiler Technologien (bzw. drahtloser Kommunikationstechnologien) ergänzt. 98 Es ermöglicht das Angebot von Verwaltungsdiensten, die überall und zu jeder Zeit verfügbar sind und die Bedürfnisse der Nutzer besser befriedigen. 99 Durch die Nutzung drahtloser Kommunikationstechnologien wird die Realisierung von Diensten möglich, die die Fähigkeiten rein internetbasierter Verwaltungsangebote des E-Governments erweitern. Der Forschungsgegenstand dieser Arbeit, kommunal angebotene drahtlose Kommunikationsdienste, ist somit im Allgemeinen dem Bereich des E-Governments und im Speziellen dem M-Government zuzuordnen. Deshalb wurde als Zielgruppe der Befragung die höchsten kommunalen IT-Entscheider, und falls vorhanden die E-Government-Beauftragten, gewählt. Auch die Untersuchung des Vorhandenseins 96 Vgl. United Nations (2008, S. 58ff.). 97 Vgl. Östberg (2003, S. 2). 98 Vgl. Mengistu / Zo / Rho (2009, S. 1446) und Östberg (2003, S. 2). 99 Vgl. Ghyasi / Kushchu (2004, S. 3). Ubiquitous City Dienste in deutschen Kommunen einer E- und M-Government Strategie in den Kommunen, und die daraus zu erwartende tieferer Auseinandersetzung mit den Diensten, basiert auf den hier dargestellten Zusammenhängen. Die Erläuterung des Aufbaus des Fragebogens und die Erkenntnisse die mit diesem gewonnen werden sollen findet im folgenden Kapitel 3 statt. 3. Konzeption der empirischen Untersuchung Das dritte Kapitel erläutert detailliert den Aufbau des Fragebogens, die erhobenen Merkmale und die Verwendeten Mess-Skalen. Weiterhin geht es auf die Untersuchungseinheit, die Grundgesamtheit, Besonderheiten der Datenerhebung und die Evaluierung des Fragebogens ein. 3.1. Untersuchungsobjekt, Grundgesamtheit, Erhebungseinheit und Untersuchungseinheit Die Befragung wurde für die Zielgruppe der kommunalen IT-Entscheider oder Planer (z.B. städtischer CIO, EDV/IT-Leiter, Abteilungsleiter IT-Planung, Leiter e-Government) deutscher Städte und Gemeinden mit mehr als 50.000 Einwohnern entwickelt. Diese Festlegung wurde getroffen, da das Umfragethema im Besonderen für größere Kommunen von Interesse ist. Diese können überproportional von den Vorteilen der innovativen Dienste profitieren. Geschuldet ist das dem besseren Verhältnis von Investitionskosten zu Nutzer- und Nutzenpotenzial der Dienste. Kleinere Städte und Gemeinden haben den strukturellen Nachteil, dass den hohen Anfangsinvestitionen für den Aufbau und den Betrieb der Dienste eine geringere potenzielle Endnutzerzahl gegenüber steht. Dies führt im Allgemeinen zu einer schlechteren wirtschaftlichen Bilanz der Dienste. Zudem ist das benötigte Expertenwissen für die Realisierung der Dienste oft in Kommunen mit weniger als 50.000 Einwohnern nicht verfügbar. Die meist knappen Finanzmittel werden eher für die Bewältigung herkömmlicher Verwaltungsaufgaben genutzt, die in diesen Seite 34/151 Ubiquitous City Dienste in deutschen Kommunen Städten und Gemeinden oft als dringender eingestuft werden. 100 Außerdem sind E-Government-Angebote, die technische Entwicklungsvorstufe von drahtlosen Kommunikationsdiensten, noch nicht so starke Verbreitet wie in Kommunen mit mehr als 50.000 Einwohnern. 101 Das Untersuchungsobjekt sind somit Kommunen, bzw. „die Meinung der Kommunen“. Die Grundgesamtheit ist gleich der Erhebungsgrundgesamtheit und umfasst nach der vorangegangenen Definition 187 deutsche Kommunen die die gestellten Anforderungen erfüllen. 102 Diese wurden eingeladen, durch einen ihrer höchsten IT-Entscheider oder Planer, an der Onlineexpertenbefragung teilzunehmen. Diese stellen die Erhebungseinheit der Befragung dar, an der die Messwerte für das Untersuchungsobjekt erhoben werden. Die Fragestellungen wurden speziell auf diese Zielgruppe abgestimmt und so formuliert, dass die entsprechende Meinung der Verwaltung 103 ermittelt werden kann. Der Befragte dient als kundiger Auskunftgeber (Experte), der entsprechend seiner Stellung in der Verwaltung die vorherrschende Meinung bezüglich der Dienstattraktivität, der Treiber, der Hindernisse und der Ziele einer Dienstrealisierung ermittelt und für die Auswertung verfügbar macht. An dieser Stelle sei noch einmal darauf hingewiesen, dass Erhebungseinheit (Befragungsteilnehmer) und Aussageeinheit (Untersuchungseinheit) nicht gleich sind. Dies wird bei der Entwicklung des Fragebogens und bei der Auswertung der Daten als potenzielle Fehlerquelle berücksichtigt. 104 Wie bereits im Kapitel 1.3 kurz erwähnt bilden die erhobenen Daten eine Momentaufnahme im permanenten Prozess der Willensbildung in den Verwaltungen. Wird zu einem späteren Zeitpunkt die Umfrage wiederholt, wird dies 100 In Anlehnung an die Erkenntnisse von Cohen-Blankshtain (2004, S. 2664). 101 Beckert u.a. (2004, S. 25 ff.). 102 Definition Grundgesamtheit: „Unter Grundgesamtheit ist diejenige Menge von Individuen, Fällen, Ereignissen zu verstehen, auf die sich die Aussagen der Untersuchung beziehen sollen und die im Hinblick auf die Fragestellung und die Operationalisierung vorher eindeutig abgegrenzt werden muss“ von Kromrey (2009, S. 255). Die Erhebungsgrundgesamtheit ist eine Auswahl von Teilnehmern aus der Grundgesamtheit und umfasst die Fälle, aus der die Stichprobe gezogen wird. 103 Die Definition erfolgte in der Fußnote 49. 104 Die Berücksichtigung erfolgt speziell im Kapitel 3.3.2 mit der Überprüfung der Gütekriterien der Messung, im Kapitel 3.4 mit der Evaluation des Fragebogens und im Kapitel 4.5 mit der Analyse des Antwortverhaltens spezieller Subgruppen. Die theoretische Betrachtung dazu liefert Plagemann (2007, S. 2). Untersuchungs- und Aussageeinheit werden in der Fachliteratur synonym verwendet. Vgl. Kromrey (2009, S. 212/260). Ubiquitous City Dienste in deutschen Kommunen zwangsläufig zu anderen Daten führen, da die die Verwaltungsmeinung beeinflussenden Faktoren einem kontinuierlichen Veränderungsprozess unterliegen. Die Untersuchung basiert auf einer Totalerhebung der Grundgesamtheit und führte durch die eingeschränkte Antwortbereitschaft der Ansprechpartner zu einer Stichprobe deren Repräsentativität im Kapitel 4.3.3 untersucht wird. Der Begriff Stichprobe wird in dieser Arbeit entgegen dem allgemeinen Gebrauch nicht als eine durch ein Auswahlverfahren gezogene Teilmenge der Grundgesamtheit verstanden, zu der eine Erhebung der Merkmale erfolgt bei der es wiederum zu Ausfällen von Untersuchungseinheiten durch Teilnahmeverweigerung kommt. In dieser Arbeit bezeichnet der Begriff Stichprobe die durch eine Vollerhebung auf Basis der Grundgesamtheit von 187 Kommunen durch Ausfälle gewonnen kompletten Umfragedatensätze (Teilnahmen). Diese Unterscheidung fließt in die Untersuchung der Repräsentativität im Kapitel 4.3.3 mit ein. 3.2. Herleitung der Fragestellung zur Subgruppenanalyse Die Fragestellung, die dem Erkenntnisziel Nummer acht (Kapitel 1.3) zu Grunde liegt, basiert auf den Erkenntnissen aus den Forschungsergebnissen von Cohen-Blankshtain u.a. (2004), Davis (1989) und Pierson (2008). Diese ermitteln einen gewissen Einfluss bestimmter Merkmale ihrer Untersuchungsobjekte auf die Befragungsergebnisse. Cohen-Blankshtain zeigt in seiner Forschungsarbeit 105 , dass die Wahrnehmung von IuK als mögliches Werkzeug zur Lösung von Verwaltungsaufgaben und kommunalen Problemen auf der persönlichen Wahrnehmung und der tatsächlichen Ausprägung kommunaler Probleme sowie dem Lösungspotenzial, das der jeweilige kommunale Entscheider der IuK zurechnet, basiert. Dies weist auf einen möglichen Einfluss von kommunalen und persönlichen Merkmalen auf das Antwortverhalten in der aktuellen Befragung hin. Davis ermittelt in seiner Forschungsarbeit zum revidierten Technologie-Akzeptanz-Modell (TAM2), 106 dass die Nutzung von IT-Systemen von der Nutzungsabsicht abhängt die durch die persönlich wahrgenommene Nützlichkeit und 105 Vgl. Cohen-Blankshtain u.a. (2004, S. 2664/2665). 106 Vgl. Davis (1989 S. 332). Ubiquitous City Dienste in deutschen Kommunen Benutzerfreundlichkeit beeinflusst wird. Auch dies deutet auf einen potenziellen Einfluss persönlicher Merkmale der Teilnehmer auf die Befragungsergebnisse hin. Pierson greift die Berücksichtigung persönlicher Merkmale der Teilnehmer in seiner Arbeit zur Untersuchung der Einschätzung der Attraktivität drahtloser Kommunikationsdienste aus der Sicht der Endnutzer auf. 107 Er nutzt die diffusion of innovations Theorie von Rogers 108 für die Eingruppierung der untersuchten Dienste in Anwendungsbereiche durch bestimmte Focus-Gruppen und die Einschätzung der Attraktivität durch bestimmte Nutzergruppen. Rogers (2003) untersucht in seiner Arbeit die Dynamik der Akzeptanz/Übernahme/Nutzung von neuen Technologien durch die Menschen, indem er das Kaufverhalten analysiert und es entsprechenden Klassen zuordnet. In seiner Forschung ermittelte er grundsätzlich 5 Käuferklassen die die Ausbreitung von Innovationen repräsentieren. Die Abbildung 2 zeigt die Phasen der Ausbreitung von Innovationen und den Marktanteil (market share) der erreicht wird. Als Beispiel kann die technische Innovation Mobiltelefone betrachtet werden. Erst waren die Geräte und deren Nutzung teuer, die Technik noch nicht ausgereift und standardisiert. So nutzten überwiegend die sogenannten Innovatoren (zahlungskräftige und technikbegeisterte Menschen) diese technische Innovation. Das Produkt wurde weiter entwickelt, standardisiert und preisgünstig. Heute besitzt fast jeder Deutsche mindestens ein Mobiltelefon, so dass auch die sogenannten „technologiescheuen“ Menschen sie nutzen. Rogers unterscheidet in seinem Modell die folgenden Nutzergruppen: Innovatoren (Innovators), frühe Übernehmer (Early Adopter), frühe Mehrheit (Early Majority), späte Mehrheit (Late Majority) und die Nachzügler (Laggards). Das Modell verdeutlicht die Technologieannahme der jeweiligen Nutzergruppen über den Zeitverlauf und die damit verbundene Marktabdeckung (Market share, graue Linie). 107 Pierson u.a. (2008, S. 108). 108 Vgl. Rogers (2003, S. 281). Ubiquitous City Dienste in deutschen Kommunen Die Arbeit von Pierson zeigt deutlich den Einfluss persönlicher Merkmale auf die Einschätzung der Attraktivität. Er untersucht jedoch die persönliche Bewertung der Dienste durch die Umfrageteilnehmer, wodurch Aussage und Erhebungseinheit - im Gegensatz zur vorliegenden Arbeit - gleich sind. Alle Arbeiten deuten auf das Vorhandensein eines Einflusses auf das Antwortverhalten durch demographische und persönliche Merkmale hin. Deshalb wurde die im Kapitel 1.3 bereits vorgestellte Fragestellung zum Erkenntnisziel Nummer acht in die vorliegende Forschungsarbeit aufgenommen. Sie soll mit Hilfe der Analyse des Antwortverhaltens bestimmter Subgruppen, basierend auf einer im Kapitel 4.5 näher erläuterten Auswahl relevanter Teilnehmer-und Kommunenmerkmale, untersucht werden. 3.3. Fragebogenaufbau, Gütekriterien der Messung und erhobene Merkmale Dieses Kapitel erläutert den Aufbau des Fragebogens, die erhobenen Merkmale und stellt eine Verbindung zu den wissenschaftlichen Quellen her, in denen die Ubiquitous City Dienste in deutschen Kommunen jeweiligen Dienste, Treiber, Hindernisse und Ziele untersucht bzw. als relevant aufgeführt wurden. 3.3.1. Fragebogenaufbau Die folgende Tabelle zeigt die Schwerpunkte der Umfrage, die Gliederung des Fragebogens und erläutert kurz die Dimensionen der Realität die untersucht wurden. Bei der Entwicklung des Designs des Fragebogens, speziell die Anordnung der Fragekomplexe und der einzelnen Fragen, wurden die allgemeinen Regeln der Fragebogenentwicklung berücksichtigt. 109 Zu Beginn der Umfrage wurden allgemein einführende Fragen zur Demographie der Kommune gestellt. Die persönlichen Fragen zum Alter, Geschlecht und die E-Mailadresse zum Zusenden der Umfrageergebnisse wurden am Ende der Befragung angeordnet. Zur Unterstützung der Beantwortung und zur Vermeidung gedanklicher Sprünge wurden die Fragen entsprechend der Zugehörigkeit zu ihren Themenschwerpunkten angeordnet. Generell wurde der Aufbau des Fragebogens so gestaltet, dass er konsistent durch das Thema führt und vorangegangene Fragen die Beantwortung aktueller Fragen unterstützen. Beispielsweise wird erst die Attraktivität der einzelnen Dienste gegliedert nach den übergeordneten Anwendungsbereichen erhoben und anschließend eine Bewertung der einzelnen Bereiche abgefragt. Die genauen Formulierungen der Fragen, als Indikatoren 110 zur Messung der untersuchten Merkmale, sowie die gewählten Skalen und thematischen Hintergründe werden in den folgenden Unterkapiteln zu den einzelnen Fragebogenkomplexen erläutert. Eine Druckvariante des kompletten Fragebogens befindet sich im Anhang dieser Arbeit. Die folgende Tabelle veranschaulicht die Struktur und Gliederung des Fragebogens. Der angegebene Anteil des jeweiligen Fragebogenkomplexes am gesamten Fragebogenumfang wurde auf Basis der Anzahl der in ihm abgefragter Merkmale ermittelt. 109 Vgl. Kuss / Eisend (2010, S. 110). 110 Kromrey (2009, S. 382) bemerkt dazu, „dass die Antworten auf Fragen im Befragungsbogen nicht die Ausprägung des eigentlichen interessierenden Merkmals, sondern lediglich Indikatoren für oder Aussagen über die interessierende Merkmalsausprägung ist“. Ubiquitous City Dienste in deutschen Kommunen Tabelle 2: Struktur und Gliederung des Fragebogens 3.3.2. Mess-Skala und Gütekriterien der Messung Für die Messung der demographischen Merkmale der Kommunen und der Merkmale der Teilnehmer wurden die in der Forschung häufig zu diesem Zwecke verwendeten Skalentypen Nominalskala und Ordinalskala verwendet. Für die Messung der Attraktivität der Dienste, der fördernden Einflüsse (Treiber), der hemmenden Einflüsse (Hindernisse), der Wichtigkeit der Ziele und des Informationsgrads der Teilnehmer wurde eine Intervallskala gewählt. Diese teilt das Intervall zwischen der unteren und oberen Intervallgrenze in empirisch interpretierbare Abstände. 111 Für die Datenerhebung durch den Onlinefragebogen wurde als Intervallskala eine 7-Punkt Likert-Skala, die das Intervall zwischen den beiden Extremwerten (z.B. nicht attraktiv und sehr attraktiv) visuell in sechs gleichgroße Bereiche unterteilt, eingesetzt. Allgemein wird davon ausgegangen, dass die Likert-Skala hinreichend gut den Anforderungen einer Intervallskalierung entspricht. 112 Abbildung 2 zeigt die verwendete Likert-Skala. 111 Vgl. Kromrey (2009, S. 204). 112 Kuss / Eisend (2010, S. 89). Ubiquitous City Dienste in deutschen Kommunen Abbildung 3: Verwendete 7-Punkt Likert-Skala zur Datenerhebung Die Skala weist keine neutrale Mitte auf und misst den Grad der qualitativen Merkmalsausprägung in der Dimension von nicht attraktiv bis sehr attraktiv (eindimensionale Skala). 113 Durch die Abbildung des Potenzialspektrums wird mit dem Item 4 kein mittlerer/neutraler Wert gewählt, sondern eine Qualitätsaussage im Spektrum zwischen nicht bis sehr attraktiv getroffen. Dadurch wird einer Verzerrung durch einen neutralen mittleren Wert einer Skala entgegen gewirkt. Die 7-Punkt-Skala 114 wurde gewählt, um eine möglichst feinstufige jedoch hinreichend zuverlässige Messung der Merkmale zu gewährleisten und den Verlust von Informationen zu vermeiden. Dies kann unter Umständen zu Lasten der Übersichtlichkeit und des einfachen Festlegens auf einen speziellen Wert der Merkmalsausprägung für die messende Person (Experte) gehen. Der Informationsverlust ist jedoch kritischer zu bewerten als der Mehraufwand zur Festlegung der genauen Merkmalsausprägung. Die Zuverlässigkeit des Messinstruments wurde in einem Pretest 115 mit 5 Teilnehmern geprüft und durch diese bestätigt. Es kam zu keinen Ungewissheiten über die Festlegung der Merkmalsausprägungen durch die verwendeten Skalen. Eine dennoch möglicherweise eintretende Streuung (Unzuverlässigkeit des Messinstrumentes) in den gemessenen Merkmalsausprägungen die aus einer intuitiven Bewertung einer unsicheren messenden Person (IT-Experte) resultiert, z.B. durch eine Skala mit zu vielen Items, wird bei einem genügend großen Stichprobenumfang durch die normalverteilte (unsystematische) Streuung relativiert. Die Messung kann auf Grund der Abwesenheit von unsystematischen Messfehlern als zuverlässig, im Sinne der Reliabilität, angesehen werden, da der richtige Messwert dennoch sehr 113 Vgl. Kuss / Eisend (2010, S. 88). 114 Das Wissen über die Grundlagen der Skalentypen wird in dieser Arbeit als gegeben angesehen und nicht näher erläutert. Eine vertiefende Auseinandersetzung mit dem Thema findet sich in Kromrey (2009, S. 221/224ff.). 115 Eine genaue Erläuterung der vorgenommenen Pretests findet im Kapitel 4.3.3 statt. Ubiquitous City Dienste in deutschen Kommunen oft getroffen wird. 116 Ein Informationsverlust hingegen kann nicht kompensiert werden. Deskriptive statistische Methoden der Datenanalyse liefern einen präziseren Erkenntnisbeitrag, der bei einer Skala mit weniger Items (geringere Trennschärfe) verloren gehen würde. Auf die Verwendung eines Konstrukts aus mehreren Indikatoren zur Messung bestimmter Merkmalsausprägungen wurde auf Grund der bereits bestehenden großen Anzahl an Merkmalen und der einfachen Verständlichkeit von Single-Item-Skalen verzichtet. Auch war für die Erreichung des Forschungsziels keine Nutzung von Konstrukten notwendig. Es zeigte sich in der Pretest-Phase, dass die verwendeten Indikatoren zur Messung der Konzepte eindeutig von den Beteiligten verstanden wurden. Dadurch sind drei der Bedingungen, die für den Einsatz von Single-Item-Skalen stehen, erfüllt. 117 Als Indikatoren kommen in der Befragung definitorische Indikatoren zum Einsatz. Durch sie wird die zu untersuchende Merkmalsdimension selbst erst definiert. 118 Bei definitorischen Indikatoren sind definitionsgemäß der Bedeutungsgehalt des definierten Begriffs und der durch die Indikatoren angezeigte Objektbereich identisch. Das führt auf der sprachlogischen Ebene zu einer hundertprozentigen Gültigkeit (Validität) der Indikatoren. 119 Diese definiert Kromrey folgendermaßen: „Gültig oder valide ist ein Indikator dann, wenn er tatsächlich den Sachverhalt anzeigt der mit dem definierten Begriff bezeichnet worden ist“. 120 Auch die Verständlichkeit und gleiche Interpretation der Indikatoren (verwendete Beschreibungen für das Merkmal) durch die Teilnehmer wurde in Pretests geprüft und als gut eingeschätzt. Dadurch wird den Gütekriterien standardisierter empirischer Sozialforschung entsprochen da die Validität der Indikatoren und die Reliabilität der Messung gegeben sind. 121 Die Dienst-Attraktivität wird in der Befragung als „die erwartete Nutzung (der Dienste, d. Verf.), die Verbesserung der kommunalen Leistungserbringung, die Steigerung der kommunalen Attraktivität und Lebensqualität“ definiert. Hieraus wird ersichtlich, dass bei der Verwendung eines Konstrukts, bestehend aus vier 116 Vgl. Kromrey (2009, S. 239f.). 117 Vgl. Kuss / Eisend (2010, S. 87f.). 118 Vgl. Kromrey (2009, S. 163). 119 Vgl. Kromrey (2009, S. 165). 120 Kromrey (2009, S. 165). 121 Eine ausführliche Behandlung des Themenkomplexes Qualitätssicherung der Umfrage erfolgt im Kapitel 4.3.3. Ubiquitous City Dienste in deutschen Kommunen Indikatoren für das Merkmal (Nutzung, Verbesserung, Steigerung Attraktivität, Steigerung Lebensqualität) sich der Messaufwand vervierfacht hätte. Die hohe Präzession, die durch die Messung erreicht worden wäre war zudem nicht für die Studiendurchführung gefordert. In der anschließenden Erläuterung der untersuchten Merkmale und des Umfragedesigns wurde in der Strukturierung vom tatsächlichen Fragebogenaufbau abgewichen, um die Abfolge der Auswertung der Daten im Kapitel 4.3 und die dahinter stehende Logik widerzuspiegeln. Deswegen wird der letzte Fragebogenkomplex - Merkmale des Teilnehmers - im Anschluss an die demographischen Merkmale der Kommunen behandelt und das Merkmal Investitionsvolumen für die Dienste als demographisches Merkmal der Kommune eingeordnet. 3.3.3. Demographische Merkmale der Kommune Der erste Fragenkomplex beinhaltet sowohl einige leicht zu beantwortende „Eisbrecherfragen“ 122 um den Teilnehmer in die Umfrage einzuführen als auch wichtige Fragen zur Demographie der vertretenen Kommune. Die Merkmale, und die verwendeten Begriffe und Skalen für deren Messung, wurden in der ausgewählt 123 Designphase der Untersuchung sorgfältig und in der Evaluierungsphase überprüft und angepasst. Die Wahl der verwendeten Begriffe zur Beschreibung und Messung der ausgewählten Merkmale der teilnehmenden Städte und Gemeinden orientierte sich am erwarteten Kenntnisstand der Zielgruppe und den Erkenntnissen aus der Fachliteratur zum untersuchten Thema. 124 Die demographischen Daten dienen der Analyse und Beschreibung der in der 122 Entsprechend den Empfehlungen zum Umfragedesign in Kuss / Eisend (2010, S. 110). 123 Dazu wurden die zu untersuchenden übergeordneten Anwendungsbereiche mit Hilfe der wissenschaftlichen Literatur festgelegt und ein möglichst breites Spektrum an Diensten, Treibern, Hindernissen und Zielen ermittelt und durch weitere relevante Szenarien und Faktoren ergänzt. Die relevanten Quellen zu den einzelnen Merkmalen sind bei deren Erläuterung mit aufgeführt. 124 Zur Prüfung und Minimierung von Fehlerquellen wurde entsprechend den Prüfempfehlungen von Kromrey (2009, S. 71) verfahren. Die Auswahl demographischer und persönlicher Merkmale basiert auf einer kontextbasierten Erweiterung der Überlegungen von Cohen-Blankshtain u.a. (2004, S. 2648/2652) und El-Kiki, Lawrence (2007, S. 780) vgl. auch Kapitel 3.2. Ubiquitous City Dienste in deutschen Kommunen Stichprobe enthaltenen Kommunen und geben Aufschluss über die Repräsentativität der Stichprobe im Bezug auf die Grundgesamtheit. Weiterhin ermöglichen sie die Durchführung der Subgruppenanalyse mit Hilfe des Wilcoxon-Rangsummentest um signifikante Unterschiede im Antwortverhalten der untersuchten Subgruppen zu bestimmten Merkmalen nachzuweisen. Die folgende Tabelle 2 zeigt die dazu erhobenen Merkmale und deren Mess-Skalen sowie den Eingabetyp im Onlinefragebogen. Tabelle 3: Demographische Merkmale der Kommunen 125 Eine Nominalskala ist eine Mess-Skala deren Bezeichnungen der Wertausprägung nur auf Gleichheit/Ungleichheit hin interpretiert werden darf. Vgl. Kromrey (2009, S. 203). 126 Eine Ratioskala ist eine Verhältnisskala in der der Nullpunkt eine empirische Bedeutung hat und in der durch die Beziehungen zwischen den Zahlen der Mess-Skala auch die Abstände empirisch interpretierbar sind. Vgl. Kromrey (2009, S. 205). 127 Cohen-Blankshtain u.a. (2004, S. 2650) vertreten die These, dass in vielen Städten weder eine klare IT-Strategie vorhanden ist, noch ein expliziter Plan der wie IuK als ein politisches Werkzeug einsetzt werden kann. Zur Prüfung dieser These wurden die beiden Merkmale IT-Strategie und IT-Strategie mit E-Government und M-Government-Bestandteilen vorhanden in die Untersuchung aufgenommen. 128 Eine Ordinalskala ermöglicht sowohl die empirische Interpretation von Gleichheit oder Ungleichheit als auch der Rangordnung (größer/kleiner). Vgl. Kromrey (2009, S. 204). Ubiquitous City Dienste in deutschen Kommunen 3.3.4. Teilnehmermerkmale Die Teilnehmer, in ihrer Rolle als kundige Auskunftgeber (Experten) über die untersuchten Merkmale der Verwaltungsmeinung, stellen durch das Auseinanderfallen von Aussage- und Erhebungseinheit eine Quelle für Verzerrungen der Messwerte dar. Die nachfolgend aufgelisteten Merkmale wurden erhoben, um zu prüfen, ob die Teilnehmer die Grundgesamtheit repräsentieren und ob die Ergebnisse auf der Messung der Merkmale durch den Teilnehmerkreis basieren, für den die Umfrage entwickelt worden war. Zusätzlich kann in weiterführenden Auswertungen geprüft werden, ob es Teilnehmermerkmale gibt die einen Einfluss auf das Antwortverhalten besitzen und einen Erklärungsbeitrag zur Ausprägung bestimmter Merkmale liefern. 129 In Anlehnung an Rogers (2003, S. 281) Diffusion of Innovations Theorie, Cohen-Blankshtain u.a. (2004, S. 2664/2665) und Pierson u.a. (2008, S. 108). 130 ebd. Ubiquitous City Dienste in deutschen Kommunen Tabelle 4: Merkmale der Teilnehmer Das Merkmal Innovationstyp wurde in den Fragebogen aufgenommen, um die Untersuchung des Einflusses der persönlichen Einstellung auf die Beurteilung bestimmter Verwaltungsmeinungsausprägung zu ermöglichen. Zugleich lässt die Verteilung der Teilnehmer über die Innovationsgruppen einen Rückschluss auf die Repräsentation der Grundgesamtheit der 187 Kommunen 131 zu. Das von Cohen-Blankshtain entwickelte und verwendete umfassende Konstrukt zur Ermittlung der Einstellung gegenüber IuK in Verwaltungen wurde nicht verwendet, um dem Rahmen der Arbeit und dem festgelegten Fokus zu entsprechen. So wurde das Merkmal Innovationstyp, in Anlehnung an die Theorie von Rogers, entwickelt. Für deren Messung wurde ein durch die Teilnehmer direkt beobachtbarer Indikator gewählt. Dieser ist die Einordnung des Teilnehmers in eine von fünf Klassen des Technologiekaufverhaltens, basierend auf dem persönlichen Erstkaufverhalten von technologischen Innovationen. Die Merkmalsausprägung wird als Stellvertreter für das generelle persönliche Interesse des Teilnehmers an technologischen Neuerungen, speziell in der IuK, genutzt. Sie spiegelt den Grad der Offenheit gegenüber technologischen Innovationen des Technologieübernehmers (Umfrageteilnehmer) wieder 132 und könnte die Beurteilung der Attraktivität der Dienste und der weiteren untersuchten Merkmale beeinflussen. 3.3.5. Dienstattraktivität Die Datenerhebung und Auswertung der Attraktivität einer umfassenden Sammlung von drahtlosen Kommunikationsdiensten ist der Kern dieser wissenschaftlichen Arbeit. Hierzu wurde ein möglichst umfassendes Portfolio von 60 Dienstszenarien aus neun übergeordneten Anwendungsbereichen den Teilnehmern zur Bewertung vorgestellt. Zusätzlich zur Bewertung der einzelnen Dienste wurde erhoben, ob diese bereits in der Kommune angeboten werden oder eine Realisierung in den nächsten zwei Jahren geplant ist. Dadurch kann mit der Umfrage ein aktueller Überblick über die Dienstattraktivität aus kommunaler Sicht sowie über die bereits 131 Vgl. die Ausführungen zur Grundgesamtheit der Erhebung im Kapitel 3.5.2. 132 Vgl. Hensel / Wirsam (2008, S. 30). Ubiquitous City Dienste in deutschen Kommunen betriebenen und geplanten Dienste erstellt werden. Weiterhin werden die Daten der Realisierung und geplanten Realisierung genutzt, um eine weitere Subgruppenanalyse durchzuführen. Es wird geprüft, in wie weit die Merkmalsausprägung einen Einfluss (z.B. durch Erfahrungen mit den Diensten) auf die Attraktivitätseinschätzung der Dienste besitzt. Ein weiteres erhobenes Merkmal, die Frage nach dem Vorhandensein eines konventionellen Dienstangebotes, das dem vorgestellten Szenario entspricht, führte in der Auswertung zu unstimmigen Ergebnissen. Beispielsweise hätte in jeder Kommune ein konventionelles Angebot zum Dienst Mobile Wahl existieren müssen. Das ist entsprechend den Ergebnissen nur in 52% der Kommunen der Fall. Diese Verzerrung der Messwerte der Merkmale von diesem Typ zieht sich durch alle Erhebungen zum konventionellen Dienstangebot. Die Gültigkeit des Begriffs ist per Definition gegeben. Die Unzuverlässigkeit, die sich durch systematische Abweichung vom wahren Wert äußert, konnte in der Evaluationsphase nicht festgestellt werden. Es ist zu vermuten, dass der Aufwand zur Beantwortung der Frage als zu hoch durch die Teilnehmer eingeschätzt wurde oder dass die Aussage von einigen Teilnehmern nicht beantwortet werden konnte. Auf Grund der Verzerrung der erhobenen Daten wurde eine Auswertung des Merkmalstyps nicht durchgeführt. Eine umfassende Literaturanalyse lieferte eine Vielzahl bereits angebotener und noch zu entwickelnder drahtloser Kommunikationsdienste für Kommunen. Diese wurden um eigene innovative Dienstszenarien ergänzt, um ein möglichst umfassendes Spektrum zur Beurteilung der Attraktivität anzubieten. Bei der Zusammenstellung des Dienstportfolios wurde Wert auf die Auswahl realistischer Dienste gelegt. Die Eingrenzung erfolgte mit Hilfe von einer Fokusgruppe und den Erkenntnissen der Literaturrecherche. Nach der Bewertung der vorgegeben Dienstszenarien gab es die Möglichkeit weitere attraktive Dienste zu benennen, da das erarbeitete Dienstportfolio nicht erschöpfend ist. Davon machten die Teilnehmer jedoch keinen Gebrauch, was auf eine umfassende Auswahl an potenziellen Diensten der jeweiligen Anwendungsbereiche schließen lässt. Zur Beantwortung der Fragen nach der Attraktivität der Dienste wurde eine 7-Punkt Likert-Skala (Intervallskala) verwendet, die das Intervall von 1 = nicht attraktiv bis 7 = sehr attraktiv misst. Zur Messung der Merkmale Vorhandensein Ubiquitous City Dienste in deutschen Kommunen des mobilen Dienstes bzw. geplante Realisierung des mobilen Dienstes in den nächsten zwei Jahren wurde eine nominale ja/nein Skala verwendet. In der Tabelle 5 werden die in der Befragung untersuchten 60 Anwendungsszenarien drahtloser Kommunikationsdienste der untersuchten Anwendungsbereiche stichpunktartig vorgestellt. Die Wahl der untersuchten Anwendungsbereiche basiert auf den Erkenntnissen der Literaturrecherche, die auf die Situation in deutschen Kommunen abgestimmt wurde. 133 Die Literaturquellen, auf deren Informationen das jeweils beschriebene Dienstszenario basiert, werdensoweit vorhanden- für die weiterführende Forschung in der Tabelle mit angegeben. Die zugehörige Fragestellung zur Einschätzung der Attraktivität lautete: „Wie hoch schätzen Sie die Attraktivität des vorgestellten drahtlosen Kommunikationsdienstes im Hinblick auf die erwartete Nutzung, die Verbesserung der kommunalen Leistungserbringung, die Steigerung der kommunalen Attraktivität und der Lebensqualität ein?“. 133 Vgl. die Ergebnisse von Kwon / Kim (2007, S. 147), Yigitcanlar (2008, S. 2f.) und Winkler (2009, S. 17) . Ubiquitous City Dienste in deutschen Kommunen Ubiquitous City Dienste in deutschen Kommunen Ubiquitous City Dienste in deutschen Kommunen Ubiquitous City Dienste in deutschen Kommunen Ubiquitous City Dienste in deutschen Kommunen Ubiquitous City Dienste in deutschen Kommunen Tabelle 5: Übersicht der in der Befragung vorgestellten Dienste 3.3.6. Nutzenpotenzial der übergeordneten Anwendungsbereiche Nach der Einführung in die Thematik der Umfrage, über die Messung der Attraktivität der vorgestellten Dienstszenarien, schließt sich die Erhebung des Nutzenpotenzials der Dienste für die übergeordneten Anwendungsbereiche an. Dazu wurden die Teilnehmer gebeten, die bereits in der Tabelle 5 dargestellten 9 Anwendungsbereiche aus der Sicht der Kommunen zu beurteilen. Die Messung erfolgte mit Hilfe einer 7- Punkt Likert-Skala die das Intervall von 1 = kein Nutzenpotenzial bis 7 = sehr großes Nutzenpotenzial abbildete. Die zugehörige Frage lautete „Wie hoch würden Sie zusammenfassend das Nutzenpotenzial drahtloser Kommunikationsdienste in den gerade vorgestellten neun Anwendungsbereichen einschätzen“? 3.3.7. Treiber, Barrieren und Ziele Nach der Einschätzung des Nutzenpotenzials der Anwendungsbereiche wurden die Treiber, Hindernisse und Ziele, die mit der Umsetzung der drahtlosen Kommunikationsdienste in den Kommunen verbunden sind, untersucht. Die Liste der zur Bewertung angebotenen Treiber und Barrieren wurden mit Hilfe einer intensiven Literaturrecherche, Expertenbefragung und der Berücksichtigung der Ergebnisse der Analyse qualitativer Interviews von Basten und Bersek (2010) zusammengestellt. Die angebotenen Treiber, Barrieren und Ziele können durch Freitextfelder ergänzt werden, wovon jedoch in der Umfragedurchführung kein Gebrauch gemacht wurde. Die quantitative Erhebung der Arbeit ergänzt die qualitativen Untersuchungen vorangegangener Forschungsarbeiten, auf denen größtenteils die Auswahl der Ubiquitous City Dienste in deutschen Kommunen Untersuchtes Merkmal basiert. So erarbeitete El-Kiki / Lawrence (2007) 134 mit Hilfe einer quantitativen Umfrage (E-Mail Befragung mit 37 Teilnehmern) eine Übersicht von Hindernissen vom E- und M-Gouvernement-Diensten. Lam (2005) 135 , der 17 Interviewpartner zum gleichen Thema befragte, kam zu ähnlichen Ergebnissen. Er legte jedoch einen stärkeren Fokus auf die technischen Realisierungshindernisse. Beide Arbeiten ermöglichen jedoch keine Aussagen zu einer Rangfolge der Hindernisse. Ebenso ergänzt die Arbeit, eine qualitative Untersuchung (Interviews), von Basten und Bersek (2010) 136 die ersten Erkenntnisse zu Treibern, Hindernissen und Zielen (Lösungen) von kommunalen drahtlosen Kommunikationsdiensten. Die Auswahl und Zusammenfassung der Ziele wurde weiterhin durch die Ergebnisse der Umfrage Digital Cities Survey (2008), die ebenfalls über einen quantitativen Ansatz für eine beschränkte Auswahl von Zielen die Rangfolge ermittelte, 137 unterstützt. Alle in die Befragung aufgenommenen Merkmale wurden in einem Pretest durch eine Fokusgruppe evaluiert und optimiert. Die Tabelle 6 zeigt eine Übersicht über die untersuchten Merkmale und die wichtigsten Quellen. Die Fragestellung, mit der die Motivationsfaktoren für die Diensteinführung (Treiber) untersucht wurden, lautete: „Wie hoch schätzen Sie den fördernden (treibenden/motivierenden) Einfluss folgender Faktoren ein, um drahtlose Kommunikationsdienste in ihrer Kommune zu realisieren?“. Analog dazu erfolgte die Formulierung der Fragestellung zur Untersuchung der Hindernisse für die Diensteinführung (Barrieren): „Wie hoch schätzen Sie den hemmenden/hindernden Einfluss folgender Faktoren ein, um drahtlose Kommunikationsdienste in ihrer Kommune zu realisieren?“. Die Untersuchung der übergeordneten Ziele wurde mit der Fragestellung „Wie wichtig waren/sind die folgenden übergeordneten Ziele für eine Diensteinführung in Ihrer Kommune? Berücksichtigen Sie bitte auch im Aufbau befindliche oder gegebenenfalls zukünftige drahtloser Kommunikationsdienste.“ durchgeführt.
Posted on: Fri, 28 Jun 2013 20:18:27 +0000

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