1. Am Anfang Es war seltsam. Der Tag hatte noch nicht einmal - TopicsExpress



          

1. Am Anfang Es war seltsam. Der Tag hatte noch nicht einmal richtig begonnen, und schon hatte ich mehr Probleme als die meisten Menschen in einer Woche. Obwohl ich bezweifele, dass es Menschen gibt, die jede Woche von der russischen Mafia, einem Engel, mehreren Dämonen und diversen anderen Attentätern gejagt werden. Aber ich greife vor. Ich will versuchen alles von Anfang an zu erzählen… Noch vor knapp einem Jahr war alles völlig normal. Ich hatte gerade mit der Schule abgeschlossen und bereit einen Job zu ergreifen, naja, falls sich einer greifen lässt, der gutes Geld einbringt, nicht zu anstrengend ist und mir genug Freizeit bietet. Wunschdenken halt. Aufgrund meiner Noten hatte ich die riesige Auswahl zwischen dem örtlichen Fast-Food-Drive-In-Schuppen, Capt. Hurry, und der Schuhausgabe in der Bowlingbahn. Wenn ich geduldig bin, könnte es auch im Kino klappen, aber die suchten zurzeit niemanden. So stand ich also, mit meinem mittelmäßigen Zeugnis in der Hand, vor der Schule und überlegte, was zu tun sei. Zu meinen Eltern, natürlich. Ihnen musste ich ja von dem Abschluss erzählen und mich dann für den Abschlussball vorbereiten. Nicht das ich zum Tanzen dorthin wollte, meine Freundin, der Himmel bewahre mich davor das sie hört wenn ich sie so nenne, und ich hatte etwas Besonderes vorbereitet um diesen Ball und damit uns, unvergesslich zu machen. Meine…. Freundin. Sie ist auch etwas Besonderes. Sie hört auf den wunderschönen Namen Sarah. Wenn man diesen Namen hört, denkt man unverzüglich an Weichheit, Blumen, alles was schön und lieblich ist, nur eben nicht an meine - Freundin. Sie nennt mich immer ihren ‚Kumpel‘, aber ich weiß, tief in ihrem Inneren hegt sie viel tiefere Gefühle…..hoffe ich. Sie trägt immer nur schwarz, und dies nur solange, bis jemand etwas Dunkleres entdeckt, wie sie selber gerne sagt. Jede Klapperschlange gibt eine bessere Begleitung ab; hab‘ sie dabei, und du findest jede Menge neue Feinde. Sie ist nur knapp 1,60m groß, zumindest am Anfang. Wenn man sie wütend macht, hat man das Gefühl, sie wachse mit jedem Wort ein paar Zentimeter. Am Ende hat man immer das Gefühl, sie schaue von oben auf einen herab. Aber ich weiß, dass auch in ihr ein guter Kern steckt, irgendwo. Also ging ich zu meinen Eltern. Ich wäre gerne gefahren, aber mein mickriges Taschengeld reicht nun einmal nicht für ein Auto. Mit Müh‘ und Not habe ich das Geld für den Führerschein zusammen gekratzt, aber ein eigenes Auto? Nein, dafür reicht es bei weitem nicht. Außerdem war es bis zum Friedhof nicht so weit. Zur Erklärung, meine Eltern starben vor acht Jahren bei einem Autounfall und meine Tante nahm mich bei sich auf. Sie ist Krankenschwester und arbeitet fast ausschließlich nachts, aber das Geld ist immer knapp bei uns. Geschwister habe ich nicht, und ohne die Schwester meiner Mutter, Tante Muriel, hätte ich wohl in ein Heim gemusst. Tante Muriel ist eine Seele von Mensch, immer nett, immer freundlich, solange man sich an die Regeln hält. Und davon gibt es jede Menge. Die der Gesellschaft, des guten Geschmacks, des Anstandes und, natürlich, Tante Muriels. Sie hat einen Haufen Regeln, gegen die ich auch regelmäßig verstoße, absichtlich und unabsichtlich. Es ist nicht so, als wollte ich Tante Muriel ärgern, aber einige Regeln sind so blödsinnig. Zum Beispiel die Regel, dass der Toilettensitz immer unten zu sein hat. Sie ist noch nie im Klo steckengeblieben, nur weil der Ring oben war! Aber so war sie nun einmal, eine Seele von Mensch. Inzwischen war ich am Friedhof angekommen und ging in schlafwandlerischer Sicherheit die Wege entlang, welche mich direkt zu den Gräbern meiner Eltern brachten. Entgegen dem Brauch sich in einem Doppelgrab beisetzen zu lassen, lagen meine Eltern in zwei einzelnen, mit einem kleinen Stück Rasen dazwischen, gerade genug Platz um mich zwischen sie zu legen und mit ihnen zu sprechen. So lag ich also, redete und redete, sprach mir alle Sorgen von der Seele, so wie ich es schon viele Male vorher gemacht hatte. Irgendwie war es beruhigend, in der Sonne zu liegen und sich vorzustellen, meine Eltern hören mir noch zu. Als ich zu dem Streich kam, den Sarah und ich vorhatten, hatte ich das Gefühl, die Vorstellung gefiel ihnen gar nicht. Eine Wolke hatte sich vor die Sonne geschoben und ein kühler Wind kam auf, die Blätter raschelten und der Baum in der Nähe der Gräber begann zu stöhnen. Ich versuchte sie zu beruhigen und sagte ihnen, dass die Idee eigentlich von Sarah kam, und wirklich, sie schienen etwas besser gelaunt zu sein, denn die Wolke zog weiter, doch der Wind blieb. Als ich zuhause ankam, war alles wie immer. Tante Muriel schlief wahrscheinlich noch. Es war fast unmöglich sie vor ihrer üblichen Zeit zu wecken, sollte es einmal zu früh brennen, würde ich sie auf der Schulter hinaustragen müssen. Versteht mich nicht falsch, ich bin kein Herkules, eher einer von der schmächtigen Sorte, sehnig, wie meine Tante sagen würde. Aber mein liebes Tantchen wiegt kaum etwas, sie ist kleiner als ich und hat eine Figur wie ein Besenstiel, oder eher wie ein Wischmopp, denn ihre Haare sahen immer so aus, als wäre ihr Fön explodiert. Aber man sollte nicht versuchen sie zu unterschätzen, sie hat Kraft wie ein Ochse. Ich hörte, sie habe einen übergewichtigen Mann im Krankenhaus mit einem Ruck aus dem Bett gerissen, keine Ahnung warum.
Posted on: Wed, 17 Jul 2013 02:50:02 +0000

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