Aus meinem Buch mit Sr. Jordana Schmidt "Auf einen Tee in der Wüste", das diese Woche auf Platz 5 der Bestsellerliste des Deutschen Buchhandels geklettert ist - Ausschnitt eines Gesprächs mit einer türkischen Feministin: „In Deutschland wird viel über Ehrenmorde berichtet und diskutiert“, bemerkt Rainer. „Es ist einer der Gründe, warum man zögert, die Türkei in die Europäische Union aufzunehmen.“ Ferda antwortet nicht sofort, sondern bestellt noch eine Runde Tee für alle. Ein netter junger Mann bringt lächelnd das Tablett an den Tisch. „Ich verstehe, dass man die Türkei wegen solcher Dinge für rückständig hält, und es ist auch so“, sagt sie schließlich, während sie Zucker in das heiße Getränk rührt. „Aber es gibt auch andere Kräfte. Gerade ist zum Beispiel eine Fernsehserie sehr populär, in der ein junges Mädchen namens Fatmagül vergewaltigt wird. Anstatt dem Klischee zu folgen und sich zu verstecken, weil es als Schande gilt, so etwas als Frau zu erleben, setzt sie sich zur Wehr. In einer der Episoden werden die Täter verhaftet und vor Gericht gestellt – was leider in der Realität oft nicht der Fall ist. Fatmagül wiederum macht eine Therapie, die ihr hilft. Die Serie hat große Einschaltquoten, mit ihr wurde ein großes Tabu gebrochen. Immer mehr Frauen wagen es seitdem, ihre Peiniger anzuzeigen.“ Eine Frau schuldig zu sprechen, obwohl sie vergewaltigt wurde, kommt mir sehr bekannt vor. „In Deutschland“, erinnere ich mich, „haben die betroffenen Frauen auch einige Zeit gebraucht, bis sie zur Polizei gingen. Sie mussten sich lange anhören, dass sie im Grunde die Tat provoziert hätten, würden sie doch einen Minirock tragen, und bestimmt hätten sie vorher mit dem Typen geflirtet.“ Viel Glück Türkei!
Posted on: Tue, 25 Jun 2013 05:31:39 +0000
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