Auszug aus Kapitel 1: Weltenfall Die Entität erwacht – wobei - TopicsExpress



          

Auszug aus Kapitel 1: Weltenfall Die Entität erwacht – wobei „Erwachen” eigentlich nicht der rechte Ausdruck dafür ist. Es gleicht vielmehr einem Übergang von einem traumlosen Tiefschlaf in einen Zustand, in dem Träume auftauchen. Der traumlose Tiefschlaf ist entgegen landläufiger Auffassung kein unbewusstes Nichts, keine Unbewusstheit, sondern vielmehr ein Verweilen in einer von Gedanken und Konzepten freien All-Bewusstheit, eine ungetrennte Einheit mit dem Urgrund allen Seins, ähnlich dem Zustand eines ungeborenen Kindes im Mutterleib. Wenn wir doch von „Erwachen” sprechen, so ist hier damit das Aufmerksamwerden auf ein vermeintlich äußeres Objekt gemeint, das sich vom Betrachter zu unterscheiden scheint. Die Entität, die für einen zeitlich unbestimmbar langen Zeitraum im Einssein verweilte – zeitlich unbestimmbar, weil Zeit in dieser dimensionslosen Seinsweise nicht existiert – erfährt einen Impuls, der sie „aufwachen” lässt. Sie erwacht und wird von furchterregenden Visionen heimgesucht. Um sie herum toben heftige Stürme, die sie vor sich her treiben. Ohne materiellen Körper ist sie den Gewalten schutzlos ausgeliefert. Der Wunsch nach einer Zuflucht ergreift von ihr Besitz. Sie flüchtet sich in ein Versteck, das ihr am vielversprechendsten erscheint. Sobald sie darin ist, „sieht” sie, – ganz so, wie man Vorkommnisse in einem Traum „sieht” – zwei Menschen in leidenschaftlicher Umarmung. Sie empfindet Abneigung gegen den einen und starkes Verlangen für den anderen: eine Art „urödipaler Komplex”. Sie gibt sich dem Verlangen hin, folgt ihm, lässt sich von ihm mitreißen, verliert das Bewusstsein – und findet sich im nächsten Augenblick in einer dunklen, feuchten Höhle wieder. Eine neue Runde hat begonnen. ~ Die Entität „erwacht”. Etwas beginnt sich in der dunklen, feuchten Höhle zu verändern, in der sie nun seit neun Erdenmonaten getrieben ist, die ihr Zuhause und ihr Kerker gewesen ist. Decke, Wände und Boden um sie herum beginnen spastisch zu pulsieren. Laute Aktivität und Geräusche dringen zu ihr vor. Sie spürt die Anspannung und Aufregung ihrer Gastgeberin. Ihre Umgebung zieht sich immer bedrohlicher zusammen. Sie wird von Panik und Schrecken ergriffen. Enger und enger schließt sich die Welt um sie. Sie droht zerquetscht zu werden. Unbeschreiblicher Terror erfüllt sie. Sie wird von einem Sog erfasst, der sie in die Tiefe zieht. Plötzlich in der Ferne ein Licht. Nach monatelanger, weitgehender Finsternis ein Schock ohnegleichen. Das Licht scheint näher zu kommen, größer zu werden. Ungeheure Kräfte wirken auf den kleinen Körper ein. Dann eine reißende Bewegung. Sie fühlt sich gepackt und in gleißendes Licht gerissen. Ohrenbetäubende Geräusche, Stimmen, Lichter. Etwas versetzt ihr einen Schlag, und sie, die nun offiziell ein Er ist, beginnt eigenständig zu atmen – und laut zu schreien. Dieses „Geburtstrauma” war während seiner Kindheit zuzeiten von Krankheit und Fieber Gegenstand immer wiederkehrender Albträume. Der Ablauf war stets derselbe: Die Welt um ihn herum begann sich zusammenzuziehen und drohte ihn zu erdrücken. Schweißgebadet wachte er auf, und wenn es eine Aussage gäbe, welche die Grundstimmung seines Lebens wiedergeben kann, dann diese: „Ich will nicht hier sein!”
Posted on: Sun, 07 Jul 2013 06:14:37 +0000

Trending Topics



Recently Viewed Topics




© 2015