Benaglio und Kruppke: Das ist kein Spiel wie jedes andere Am - TopicsExpress



          

Benaglio und Kruppke: Das ist kein Spiel wie jedes andere Am Samstag stehen sich der Wolfsburger und der Braunschweiger Kapitän auf dem Platz gegenüber. Zuvor trafen sich die beiden zum Doppel-Interview. Man kennt sich, man schätzt sich: Als Eintracht-Profi Dennis Kruppke in dieser Woche zum vereinbarten Termin an der Arena in Wolfsburg erschien, wurde er von VfL-Trainer Dieter Hecking und Spieler Marcel Schäfer freudig begrüßt. Auch beim anschließenden Doppel-Interview mit „Wölfe“-Kapitän Diego Benaglio, das die Redakteure Thorsten Grunow und Christian Schiebold moderierten, herrschte eine gelöste Atmosphäre zwischen den beiden Rivalen. Diego Benaglio, Dennis Kruppke, ist der Interviewtermin ein Blind Date für Sie, oder sind Sie sich schon einmal über den Weg gelaufen? Benaglio: Auf dem Fußballplatz sind wir uns schon das eine oder andere Mal begegnet. Aber privat es ist noch nicht passiert, dass wir uns über den Weg gelaufen sind. Hätten Sie sich denn überhaupt erkannt, wenn Sie in der Stadt aneinander vorbeigelaufen wären? Benaglio: (dreht sich zu Kruppke) Davon gehe ich aus, ja. Wann waren Sie denn das letzte Mal privat in Wolfsburg, Herr Kruppke? „Wir wissen, dass ein Derby genauso wie ein Pokalspiel seine eigenen Regeln hat. “ Diego Begnalio, Torwart des VfL Wolfsburg, über die Favoritenrolle seiner Mannschaft Kruppke: Das ist noch gar nicht so lange her. Wir waren mit der Familie in Wolfsburg etwas essen im Allerpark. Es ist für einen Eintracht-Profi also kein No-Go, in seiner Freizeit mal nach Wolfsburg zu fahren? Kruppke: Nein. Natürlich bleiben wir schon die meiste Zeit in Braunschweig. Aber man kann ja nicht immer nur dasselbe sehen und fährt dann halt auch mal raus. Wie schaut es bei Ihnen aus, Herr Benaglio? Kennen Sie Braunschweig? Benaglio: Ich halte mich natürlich größtenteils in Wolfsburg auf, aber es kommt auch vor, dass wir nach Braunschweig fahren. Bei aller Rivalität sehe ich nicht das große Ding darin, wenn ein Braunschweiger Spieler nach Wolfsburg fährt oder umgekehrt. Stichwort Rivalität: Für die meisten Eintracht-Fans, so auch für unseren Leser Stefan Stahl, ist die Partie gegen Hannover 96 das richtige Derby. Welchen Stellenwert hat das Spiel gegen Braunschweig denn für die VfL-Spieler? Benaglio: Für uns hat das Spiel einen hohen Stellenwert. Man merkt es aber nicht nur in der Mannschaft, sondern auch im Umfeld und in der Stadt, dass die Leute dem Derby entgegenfiebern und wir freuen uns auch darauf. Aber natürlich bekommt man auch häufiger zu hören, dass aus Braunschweiger Sicht das Derby gegen Hannover für sie einen anderen Stellenwert hat. Aber das sollte uns nicht großartig beeinflussen. Für uns ist das Derby enorm wichtig. Gilt das auch für die Eintracht-Spieler, oder ist die Euphorie bei Ihnen angesichts der sportlichen Lage eher etwas gedämpft? Kruppke: Wolfsburg ist nicht weit entfernt, da ist es schon so, dass das Spiel eine gewisse Wichtigkeit für uns hat. Das Gerücht, dass Hannover das richtige Derby sei, habe ich auch gehört. Aber in der Zeit, in der wir nicht in der Bundesliga waren, sind auch viele Braunschweiger nach Wolfsburg gefahren, um Bundesliga-Spiele zu sehen. Und die freuen sich sicherlich besonders darüber, dass wir jetzt wieder da sind und es ein direktes Duell gibt. Als Braunschweiger hat man immer ein bisschen auf die Bundesliga und damit automatisch auf den VfL geschaut. Wie war es für die Wolfsburger? Hatten Sie den Nachbarn auf dem Radar, als sie in der zweiten oder sogar dritten Liga waren? Benaglio: Als sie in der zweiten Liga waren, hat man auf jeden Fall ein besonderes Auge auf sie geworfen. Auch als Eintracht drittklassig war, habe ich schon mitbekommen, dass zwischen Eintracht und dem VfL eine gewisse Rivalität immer da ist, alleine schon durch die Nähe zueinander. Das ist ganz normal, dass man genauer hinschaut, wenn man einen Klub direkt in der Nachbarschaft hat. Sie sind seit Anfang 2008 in Wolfsburg, wissen also um die Rivalität zwischen beiden Klubs. Mussten Sie das Ihren Mitspielern in dieser Woche noch einmal etwas genauer mit auf den Weg geben? Benaglio: Die meisten unserer Spieler haben das auch so mitgekriegt, weil unsere Fans in den vergangenen Wochen nicht zu überhören waren und in den Spielen angedeutet haben, wie wichtig das Derby für sie ist. Insofern brauche ich da nicht noch jemanden speziell darauf hinzuweisen, das ist jedem bewusst. Ich habe es gleich bei meinem ersten Spiel für den VfL mitgekriegt, als wir in der Volkswagen Arena ein Freundschaftsspiel gegen Braunschweig bestritten hatten. Klar war das Stadion da nicht brechend voll, aber man hat auch da gemerkt, dass es immer etwas Spezielles ist, wenn Braunschweig gegen Wolfsburg spielt. Kruppke: Das war damals auch mein erstes Spiel für die Eintracht. Es ging 1:1 aus –und ich habe das Tor gemacht. Benaglio: (lacht) Ich weiß nicht mehr, wer damals getroffen hat, sondern nur, dass ich 90 Minuten im Tor stand. Braunschweig hat in dieser Saison erst drei Tore erzielt. Könnte für Sie als Torwart also ein geruhsamer Nachmittag werden, Herr Benaglio. Benaglio: Auf gar keinen Fall. Wer irgendwie in diese Richtung denkt, ist völlig falsch gewickelt. Nur weil die Eintracht bislang noch nicht so viele Punkte geholt hat, wissen wir trotzdem um ihre Qualität. Wir haben die Aufstiegssaison mitverfolgt und gesehen, wozu Braunschweig fähig ist. Zudem war auch in dieser Saison schon das eine oder andere Spiel dabei, in dem Eintracht nicht die schlechtere Mannschaft war. Vergangenen Sonntag etwa hätte sich Stuttgart in den ersten 40 Minuten nicht beklagen können, wenn Eintracht in Führung gegangen wäre. Wer sich von der Tabelle beeinflussen lässt, hat einen völlig falschen Blick. Wir wissen zudem auch, dass ein Derby genauso wie ein Pokalspiel seine eigenen Regeln hat. Auf unsere Einstellung wird die Tabellensituation keinen Einfluss haben. Wie groß ist der Druck auf die Braunschweiger Eintracht? Können Sie mit der Negativserie im Rücken überhaupt gelöst in ein Derby gehen? Kruppke: Nach dem Stuttgart-Spiel waren die Köpfe zwei Tage etwas nach unten gerichtet, das ist aber völlig normal. Wir haben dann den Spaß wieder ins Training zurückgeholt und uns gut vorbereitet. Der besondere Stellenwert der Partie kommt zur Motivation dann noch positiv dazu. Zu Wochenbeginn gab es Spekulationen über einen bevorstehenden Rücktritt von Eintracht-Trainer Torsten Lieberknecht. Wie hat das Team die Diskussion verfolgt? Kruppke: Wir haben uns damit gar nicht so groß beschäftigt, weil wir der Meinung waren, dass seine Aussagen falsch rüberkamen. Wir kennen ihn und wissen, dass er das, was er jahrelang in Braunschweig aufgebaut hat, nicht nach so kurzer Zeit fallen lässt. Wie haben Sie in Wolfsburg die Diskussion verfolgt? Ihr Manager hat das Ganze ja als Ablenkungsmanöver der Eintracht bezeichnet. Benaglio: Ich habe dem keine wirklich große Beachtung geschenkt, weil ich mir nur ganz schwer vorstellen konnte, dass der Trainer nach nur sieben Spieltagen und der langen Zeit, die er in Braunschweig ist und in der er die Entwicklung dort sehr positiv beeinflusst hat, hinwirft. Stuttgarts Sportdirektor Fredi Bobic hat vergangene Woche in einem Interview mit unserer Zeitung gesagt, dass ganz Fußball-Deutschland nur darauf warte, dass jemand gegen Braunschweig verliert. Wie groß ist die Angst, dass es ausgerechnet den VfL trifft und man dann hinterher in der öffentlichen Wahrnehmung der Depp der Nation ist? Benaglio: Diese Angst habe ich nicht. Wenn wir uns darüber Gedanken machen würden, wäre es völlig falsch. Wir konzentrieren uns nur darauf, dass wir an die Leistungen, die wir bislang zu Hause gezeigt haben, anknüpfen können. Wir setzen natürlich alles daran, das Spiel zu unseren Gunsten zu entscheiden. Wir wollen drei Punkte, alles andere hat uns nicht zu interessieren. Herr Kruppke, würde ein Eintracht-Sieg beim Nachbarn den schlechten Saisonstart vergessen machen? Kruppke: An der Tabellensituation würde sich ja auch im Falle eines Sieges nicht viel für uns ändern. Im Falle eines Sieges würden wir deshalb nicht durchdrehen. Aber: Ein Erfolg in Wolfsburg wäre ein Befreiungsschlag und für den Kopf sehr wichtig. Heute werden auch wieder viele Eintracht-Fans im Stadion sein und für ordentlich Stimmung sorgen. Herr Benaglio, beneiden Sie den Nachbarn eigentlich manchmal um seine ausgeprägte Fan-Kultur? Benaglio: Nein. Ich bin sehr glücklich in Wolfsburg und vor allem mit unseren Fans. Wir haben in der Vergangenheit gemeinsam vieles durchgemacht. Überragende Situationen wie den Gewinn der Meisterschaft, aber auch Situationen, die nicht ganz so einfach waren. Aber da sind wir mit den Fans gemeinsam und gestärkt herausgekommen. Das schweißt zusammen und daher bin ich absolut glücklich mit unseren Fans und möchte mit niemandem tauschen. Für Sie gilt wahrscheinlich das Gleiche, oder Herr Kruppke? Kruppke: Was in Braunschweig ist, ist außergewöhnlich. Trotz der Niederlagen wissen die Fans die Situation einzuschätzen und honorieren, dass wir alles geben. Das haben wir uns über einen langen Zeitraum erarbeitet und da wollen wir mit Sicherheit auch nicht tauschen. Gibt es denn irgendetwas anderes, worum Sie den VfL beneiden? Kruppke: Natürlich wären wir auch froh, wenn wir in Braunschweig ein reines Fußballstadion hätten. Auch die Trainingsplätze, die man hier in Wolfsburg vorfindet, zeugen von optimalen Bedingungen. Aber auch bei uns wird momentan hart daran gearbeitet, dass wir solche professionellen Bedingungen bekommen. Das dauert eben etwas länger, weil wir relativ zügig großen Erfolg hatten und die Infrastruktur noch nicht so schnell aufschließen konnte. Wir sind erst einmal froh, dass wir mit der neuen Tribüne den Fans etwas bieten können. Wie schwer ist es, sich auf einen Gegner vorzubereiten, gegen den man noch nie in der Bundesliga gespielt hat? Benaglio: Wir werden von unserem Trainerteam auf jeden Gegner sehr, sehr gut eingestellt. Ob es gegen Bayern geht oder jetzt gegen Braunschweig, macht da keinen Unterschied. Zudem haben wir Eintracht in dieser und in der vergangenen Saison auch schon mehrmals spielen sehen. Haben Sie bereits herausgefunden, wo die Stärken von Dennis Kruppke liegen? Benaglio: Ich habe den einen oder anderen Ratschlag bekommen. (lacht) Aber ich werde hier jetzt natürlich nichts verraten... Sie sind beide die Kapitäne ihrer Mannschaften. Wie schwierig ist es in den vergangenen Wochen gewesen, Herr Kruppke, dieses Amt auszuüben, wenn man nicht auf dem Feld steht? Kruppke: Für das Kapitänsamt fand ich die Situation sogar positiv, weil ich gesehen habe, was auch ich für einen Rückhalt bekomme. Da zu sein, wenn es gut läuft, ist das eine, aber es ist eine Bestätigung, dass die Spieler Sachen annehmen, wenn es bei einem selbst mal nicht so gut läuft. Ich habe gemerkt, dass ich eine gewisse Stellung im Team habe, denn die Jungs sind auch zu mir gekommen und nicht nur ich zu ihnen. Das war eine ganz tolle Erfahrung. Aber von Dauer sollte sie nicht sein… (lacht) Herr Benaglio, beneiden Sie Dennis eigentlich, weil er als im Feld spielender Kapitän, im Gegensatz zu Ihnen als Torwart, einen größeren Aktionsradius hat und somit mehr Einfluss nehmen kann? Benaglio: (lacht) Manchmal wäre es sicher kein Nachteil, wenn ich etwas näher beim Schiedsrichter wäre. In manchen brenzligen Situationen ist es aber auch gar nicht schlecht, wenn ich etwas weiter hinten bin und es darum geht, ruhig zu bleiben und die Übersicht zu behalten. Herr Kruppke, von Braunschweig nach Wolfsburg sind es gerade einmal 30 Kilometer, zudem werden heute tausende Eintracht-Fans ihr Team begleiten? Fühlt sich das für Sie überhaupt noch wie ein Auswärtsspiel an? Kruppke: Es macht für uns schon einen Unterschied zu wissen, dass uns viele Fans begleiten werden. In Dortmund oder Hamburg hat man gemerkt, wie hilfreich es ist, wenn uns viele Fans unterstützen. Was waren denn eigentlich die Derbys, die Sie in Ihrer Jugend begeistert oder fasziniert haben? Benaglio: Ganz am Anfang war es natürlich Grashoppers Zürich gegen den FC Zürich. Als kleiner Junge hatte ich einen Bezug zu Grashoppers, habe da auch später gespielt. Dieses Stadtderby hatte früher eine richtige Rivalität. Später bin ich dann mit der Bundesliga aufgewachsen und da war dann Schalke gegen Dortmund die Partie, bei der man mitgekriegt hat, wie wichtig sie für die Fans dort ist. Das sind Spiele, die die Bundesliga ausmachen. Derbys sind immer elektrisierend, egal in welcher Liga. Kruppke: Bei mir waren es auch die bekannten Derbys wie Dortmund gegen Schalke oder HSV gegen St. Pauli, die ihren besonderen Reiz hatten. Als Spieler hatten die Partien mit dem VfB Lübeck gegen Holstein Kiel eine gewisse Brisanz. Herr Benaglio, bei aller Rivalität: Würden Sie sich freuen, wenn Eintracht am Saisonende die Klasse halten würde? Benaglio: Ich würde mir wünschen, dass sie es schaffen. Denn genau solche Spiele machen es auch für uns Spieler extrem interessant und dafür spielt man auch Fußball. Ich denke auch, dass beide Fan-Lager nichts dagegen haben, wenn man sich in der nächsten Saison wiedersieht. braunschweiger-zeitung.de/debatte/antworten/benaglio-und-kruppke-das-ist-kein-spiel-wie-jedes-andere-id1177347.html
Posted on: Fri, 04 Oct 2013 18:51:17 +0000

Recently Viewed Topics




© 2015