Berufung Jeder Mensch wird auf Grund der Tatsache, dass er das - TopicsExpress



          

Berufung Jeder Mensch wird auf Grund der Tatsache, dass er das Licht der Welt erblickt, von Gottes Güte dazu angerufen, wertvolles und unersetzliches Glied des Leibes Jesu Christi zu werden und sich der vollen Gotteskindschaft zu erfreuen. Einige unter den Getauften ruft der Herr, ihm durch eine Weihe, das heißt durch die ungeteilte Ganzhingabe ihres Lebens an ihn, noch vollkommener nachzufolgen: diese Weihe ist seit den ersten Jahrhunderten der Geschichte der christlichen Kirche das besondere Wesensmerkmal des Mönches. Das Typikòn (die Regel) unseres Klosters drückt das so aus: "...Unter den Jüngern, die in der Welt, aber nicht von der Welt sind, ist der Mönch derjenige, der auf den Anruf Gottes, der ihn zur Nachfolge in die Einsamkeit der Wüste ruft, um zu seinem Herzen zu sprechen, antwortet und mit der ungeteilten Hingabe seines ganzen Lebens von einer Liebe Zeugnis gibt, die in besonderer Weise von der eschatologischen Erwartung und von der seinen Glauben nährenden Hoffnung geprägt ist.Das Leben des Mönches hat daher, wie es in der gesamten Vätertradition und liturgischen Überlieferung heißt, etwas Engelhaftes, eben weil er sich wie der Engel in die Fügsamkeit gegenüber dem Geist und, wenngleich im vollen Bewußtsein aller seiner Schwächen und seiner Ohnmacht, vollständig in den Dienst Gottes stellt. In dieser Ausschließlichkeit wird jene besondere Fruchtbarkeit des mönchischen Zeugnisses deutlich, die die Tradition treffend erfaßt hat, wenn sie erklärt, dass sich bereits die Apostel des Herrn das Mönchsgewand angezogen haben. Diese Fruchtbarkeit besteht nicht nur und nicht hauptsächlich im Tun, auch wenn Tätigkeit keineswegs ausgeschlossen ist, sondern vor allem darin, eine neue Schöpfung zu sein, die das Vorbild für ihre Lebensform in der Muttergottes, in Johannes dem Täufer, in Maria von Betanien und im Lieblingsjünger findet. Bedeutsam ist aus dieser Sicht, dass die Tradition lange Zeit im Mönchsgelübde eine "zweite Taufe" gesehen hat, deren Zeichen der neue Name ist, den der Mönch im Augenblick der Selbsthingabe an den Herrn erhält. Das mönchische Leben ist daher das christliche Leben, das in seiner Radikalität verwirklicht wird, nicht "als eine Ausnahmesituation, die nur eine Kategorie von Christen betrifft, sondern eigentlich als Bezugspunkt für alle Getauften im Rahmen der jedem einzelnen vom Herrn zugeteilten Gaben, so dass es als eine sinnbildliche Synthese des Christentums erscheint" (Orientale lumen, 9). Die Bedingung des Verzichtes auf die, gleichwohl positiven, Qualitäten des kreatürlichen Lebens in Armut, Gehorsam und Keuschheit wird deshalb zum Zeichen dafür, dass sich der Mönch in theologaler Hoffnung zum kommenden Reich Gottes hinwendet: ihren Prüfstein findet diese Hinwendung in der wachsenden Liebe zu Gott und zu den Menschen, da sich gerade im Wachsen des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe das Blühen und Fruchtbringen der christlichen Heiligkeit entfaltet. Wesentlicher Ausdruck für die Erwartung der Wiederkunft des Herrn von seiten der Kirche ist das Gebet, das aus dem vom Geist bewegten Herzen in Christus zum Vater emporsteigt, als Antwort auf das gehörte, meditativ bedachte, grübelnd "wiedergekäute" Wort. Darum nimmt das Gebet den zentralen Platz im monastischen Leben ein: in der Form des liturgischen Gebetes bei der Eucharistiefeier der Klostergemeinschaft und beim Chorgebet, den Laudes divinae, die den Stundenrhythmus des Tages und der Nacht bestimmen, ebenso wie im unablässigen persönlichen Gebet, das die ganze Zeit des Mönches ausfüllt. Denn sowohl in dem Zeitraum, den er der Arbeit widmet, als auch in der Zeit, die er, von allen getrennt, in kontemplativem Schweigen in der Zelle verbringt, ist er mit allen verbunden (Euagrius) und betet für alle. Der Christ, der Mönch weiss, wie sehr die Treue zur Berufung durch Gott Tag für Tag ein gefügiges, nicht verhärtetes Herz erfordert: an der Schwelle der Verkündigung des Evangeliums ertönt von den Lippen des Herrn als Erstes die dringende Aufforderung zur Umkehr, zum tiefgreifenden Wandel. Um das Geschenk jenes Herzenswandels zu erlangen, wird in der byzantinischen Liturgie dreimal täglich - in der Matutin, in der Eucharistiefeier und in der Vesper - darum gebetet, "die ganze uns noch verbleibende Lebenszeit in Frieden und Umkehr zu vollenden". Das mönchische Leben ist zutiefst von dem ständigen Bedürfnis nach Umkehr geprägt, deren Symbol und zugleich Mittel der Verwirklichung die asketischen Übungen, der Gehorsam und das Fasten sind. Dieses vorrangige Bedürfnis nach einem Wandel, der die volle Verwirklichung der Taufgnade ermöglicht, findet in der Obhut des Herzens sein eigentliches Umfeld, jene heilige Erwartung, ohne die das echte, glaubwürdige Gebet nicht möglich ist. Diese Obhut schafft die notwendigen Grundlagen für jenen Weg, dessen Einübung in Erwiderung auf das Geschenk der Gnade das Herz von den Leidenschaften befreien soll, die es umgarnen und ihm die wahre Freiheit entziehen. Das aktive Bemühen in der Askese schließt alle jene Tugenden ein, deren Ziel die Läuterung des Herzens ist: den Kampf gegen die "negativen Gedanken", die Demut, den Gehorsam, die Armut, die Keuschheit, das Nachdenken über die Vorläufigkeit unserer Existenz, die Reue, den Verzicht auf die egoistische Eigenliebe, den Schmerz über die begangenen Sünden und die darüber vergossenen Tränen. Dieses Bemühen hält das ganze Leben an, denn immer ist heute die Zeit der Umkehr. Durch die demütige und eifrige Askese geläutert, wird das Herz fortschreitend erleuchtet und stufenweise dazu fähig, mit einem Blick, der dem Blick Gottes ähnlich ist, auf sich selbst und auf alle Geschöpfe zu schauen, während es sich in die wahre Wirklichkeit, in die wahre Natur der Dinge versenkt. So öffnet es sich jener zuverlässigen Erfahrungserkenntnis, die sich in der Fülle der Liebe zu Gott und in Ihm zu allen Geschöpfen verwirklicht. So wird sich die Liebe zum Nächsten in der Hochherzigkeit und Einfühlsamkeit der Diakonie der Klostergemeinschaft erweisen, wo der Mönch die älteren Mitbrüder wie Väter, die gleichaltrigen wie Brüder und die jüngeren wie Söhne lieben soll; sie wird sich ebenso auf die Brüder außerhalb der Mönchsgemeinschaft erstrecken und in der Bereitschaft zur Aufnahme der Ärmsten, zur Gastfreundschaft gegenüber denen, die eine Zeit intensiveren Gebetes suchen, und zur geistlichen Vaterschaft für diejenigen, die um Entscheidungshilfe bitten. Auf diese Weise soll vom einzelnen Mönch und von der ganzen Klostergemeinschaft das Leben in die Tat umgesetzt werden können, welches das Evangelium denen anbietet, die, nachdem sie in der Taufe mit Christus begraben wurden, mit ihm auferstanden sind. Nun wird der Mönch wahrhaftig ein Engel sein, dessen Werk nach den Worten unseres Stifters, des heiligen Neilos (latein. Nilus), Barmherzigkeit, Frieden und Lobopfer ist, und er wird mit dem Apostel sagen können: "Für mich ist Christus das Leben."
Posted on: Tue, 08 Oct 2013 18:31:01 +0000

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