Bindungsverhalten Studie II: Die Bedeutung des - TopicsExpress



          

Bindungsverhalten Studie II: Die Bedeutung des Sichere-Basis-Effektes für Hunde bei Exploration/Problemlösungen Die Entwicklung einer starken Bindung zur Mutter ist für Menschenkinder und viele Tierarten überlebenswichtig. Die Beziehung zwischen erwachsenen Hunden und ihren menschlichen Besitzern hat eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit der Kind-Eltern-Bindung: Hunde sind abhängig von der menschlichen Fürsorge und ihr Verhalten scheint speziell darauf ausgerichtet zu sein, das Fürsorge-System ihres Besitzers zu aktivieren. Von den vier Merkmalen, die Bindung von anderen Beziehungsformen unterscheiden ist der Sichere-Basis-Effekt die wichtigste Komponente des Bindungssystems. Die Bindungsfigur liefert dem Kind Sicherheit. Sie dient ihm als Basis, von der aus die Umgebung, neue Reize und Situationen erkundet werden. Das Ausmaß der Exploration dient deshalb als Messwert für den Sichere-Basis-Effekt. In der aktuellen Studie wurde die Bedeutung des Sichere-Basis-Effektes bei Hunden für Exploration/Problemlösen untersucht. Es nahmen 20 Familienhunde - 12 Rüden, 8 Hündinnen, Durchschnittsalter 2,7 Jahre, 14 Rassen - teil. Alle Hunde waren hoch futtermotiviert. Die Hunde durchliefen einen ASST-Bindungstest, einen Vortest und einen Haupttest. Hintergrund: Es wird davon ausgegangen, dass für Hunde ein ähnlicher Sichere-Basis-Effekt gilt, wie für Kinder, d.h. sie nutzen den Halter als sichere Basis für die Interaktion mit der Umwelt. Bei Kindern beeinflusst der Effekt auch ihre kognitiven Leistungen in Tests. Kinder, die ihre Bindungsfigur als sichere Basis nutzen, beschäftigen sich engagierter und ausdauernder mit einer Aufgabe, als Kinder die das nicht können. Die aktuelle Studie untersucht deshalb die Bedeutung des Sichere-Basis-Effektes für Hunde bei einer Problemlöseaufgabe. Bei Kindern wird der Sichere-Basis-Effekt mit Spielzeug getestet. Im Experiment wurde deshalb interaktives Hunde-Spielzeug benutzt, das Futter enthält und mit Pfote/Schnauze manipuliert werden muss, um an das Futter zu gelangen. Durchführung Bindungs-Test: Um den Trennungsstress der Hunde während einer Trennungsphase zu messen, wurden alle Hunde 1-8 Wochen vorher in einer kurzen Version des ASST (mit freundlichem Fremden) getestet und das trennungsbezogene Verhalten jedes Hundes bewertet. Vortest: In einem weiteren Vortest wurde geprüft, ob die Hunde futtermotiviert waren und in der Abwesenheit des Besitzers Futter aufnahmen. Im Vortest 2/4 wurde ein Tuch benutzt, unter dem eine Futterbelohnung verborgen war. Der Vortest enthielt vier Durchläufe von jeweils 1 Minute: (1) Besitzer anwesend, Futter auf dem Fußboden. (2) Besitzer anwesend, Futter unter einem Tuch. (3) Besitzer abwesend, Futter auf dem Fußboden. (4) Besitzer abwesend, Futter unter einem Tuch. Haupttest: Der Haupttest bestand aus 3 Durchgängen zu je 5 Minuten, mit drei verschiedenen Spielzeugen. Zwischen den Testdurchläufen war eine Pause von 5 bis 10 Minuten. In der Situation (1) „stiller Besitzer“ saß der Besitzer stumm auf dem Stuhl. In der Situation (2) „aufmunternder Besitzer“ saß der Besitzer auf dem Stuhl, durfte den Hund verbal ermutigen und auf das Spielzeug zeigen. In der Situation (3) „abwesender Besitzer“, verließ dieser nach 10 Sekunden den Raum. In der Situation (4) „ersetzter Besitzer“ nahm ein Fremder den Stuhl des Besitzers ein. Besitzer/Fremder trugen in allen Tests eine dunkle Sonnenbrille. Die Hunde konnten beim Vor- und Haupttest beobachten, wie das Futter unter dem Tuch (Vortest) versteckt oder im Spielzeug (Haupttest) platziert wurde. Der Besitzer betrat den Testraum, während der Experimentator den Hund im Flur an der Leine hielt und nach 10 Sekunden in den Testraum folgte. Der Hund wurde vom Experimentator im Testraum auf eine markierte Position gebracht. Er wurde abgeleint und vom Experimentator verbal auf das Tuch/Spielzeug hingewiesen, das sich 2,5 Meter vom Hund entfernt, auf einer festgelegten Position befand. In der Bedingung "abwesender Besitzer" verließ der Besitzer den Testraum. Nach dem Test führte der Experimentator den Hund an der Leine hinaus und der Halter folgte ggf. nach 10 Sekunden. Ergebnis: Als Beschäftigung/Manipulation wurde jede Interaktion des Hundes mit dem Spielzeug mittels Pfote oder Schnauze gewertet. Die Forscher fanden heraus, dass die Hunde sich in der Anwesenheit des Besitzers länger mit dem Spielzeug beschäftigten. Es hatte jedoch keinen Einfluss, ob der Besitzer sich still oder aufmunternd verhielt. Die Anwesenheit eines Fremden führte nicht zu einer längeren Beschäftigung. Die Art des Spielzeugs hatte keine Auswirkung auf die Länge der Beschäftigung. Während der Abwesenheit des Besitzers beschäftigten sich die Hunde kürzer mit dem Spielzeug, diese kürzere Beschäftigungsdauer korrelierte jedoch nicht mit dem im ASST gemessenen Grad des Trennungsstresses. Schlussfolgerungen / Bedeutung: Die Forscher folgerten, dass der Sichere-Basis-Effekt des Halters sich auch bei Hunden in Kognitionstests manifestiert – und sehen damit die deutliche Ähnlichkeit zwischen dem Sichere-Basis-Effekt von Kindern und Hunden bestätigt. Diese Ergebnisse haben auch wichtige Auswirkungen für Verhaltenstests bei Hunden, weil die An- oder Abwesenheit des Besitzers während einer Testsituation die Motivation des Hundes und damit auch das Testergebnis entscheidend beeinflussen. Quelle: Horn L, Huber L, Range F (2013) The Importance of the Secure Base Effect for Domestic Dogs – Evidence from a Manipulative Problem-Solving Task. PLoS ONE 8(5): e65296. doi:10.1371/journal.pone.0065296 Link: plosone.org/article/info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pone.0065296 Wenn ihr dem Link folgt, könnt ihr die Videos der einzelnen Testdurchläufe ansehen.
Posted on: Mon, 02 Sep 2013 08:27:08 +0000

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