Das Schicksal und der junge Mann Ein junger Mann verließ kurz - TopicsExpress



          

Das Schicksal und der junge Mann Ein junger Mann verließ kurz nach Mitternacht übermüdet eine feucht-fröhliche Party. Draußen war es ziemlich kalt und es schien, als wollte es bald zu schneien anfangen. Deshalb beeilte er sich. Auf dem Nachhauseweg kam er an einem kleinen Park vorbei, der nur vom schwachen elektrischen Licht einiger sporadisch verteilter Parklaternen trübe beleuchtet wurde. Der Weg mitten durch den Park stellte für ihn eine Abkürzung dar. Ohne lange zu zögern entschloss sich der junge Mann dazu, den Vorteil des kürzen Weges zu nutzen, um schneller nach Hause zu kommen. Etwa in der Mitte des Parks kam er an eine einzeln da stehende Bank vorbei, und da er vom ausgiebigen Tanzen ziemlich geschafft war, wollte er sich auf ihr nur für ein paar Minuten ausruhen. Er setzte sich hin, zog den Kragen seines Mantels weit nach oben, zündete sich schließlich noch eine Zigarette an und sog den blauen Dunst Zug um Zug genüsslich in sich hinein. Aber die Müdigkeit übermannte ihn und seine Augen wurden schwer wie Blei. Die Zigarette fiel ihm aus der Hand und bald war er tief und fest eingeschlafen. Draußen war es mittlerweile immer kälter geworden. Die Temperatur fiel auf unter Null Grad Celsius. Schließlich fing es sogar an zu schneien. Doch der junge Mann schlief immer noch tief und fest und spürte nicht, in welcher Gefahr er schwebte. Er würde bestimmt langsam erfrieren und wohl sterben, käme niemand vorbei, um ihn aufzuwecken. Doch plötzlich erschien das Schicksal in der Gestalt eines alten Mannes, der sich dem mittlerweile völlig verschneiten Schlafenden mit schlürfenden Schritten langsam und bedächtig näherte. Vorsichtig weckte er ihn auf. „Alter, was soll das? Warum lässt du mich nicht schlafen?“ beschwerte sich der Jugendliche mürrisch. „Damit du hier auf der Bank mitten im Park nicht erfrierst, mein Junge“, antwortete ihm der Alte mit ruhiger Stimme. Hätte ich dich nicht wach gemacht, würden die Menschen bestimmt mir wieder die Schuld an deinem Unglück geben, statt deine Dummheit und deinen Leichtsinn anzuklagen.“ Der junge Mann erhob sich verstört und frierend von der Bank, klopfte hastig den kalten Schnee von seinem Mantel und verließ schleunigst den nächtlichen Park. Als er noch einmal verstohlen in den Weg mit der einsam da stehenden Bank zurückschaute, war der alte Mann schon weg, gerade so, als hätte ihn der Erdboden verschluckt. ENDE ©Heinz-Walter Hoetter
Posted on: Fri, 18 Oct 2013 11:17:51 +0000

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