Der Gleichheitswahn „Nun aber ist seit der Französischen - TopicsExpress



          

Der Gleichheitswahn „Nun aber ist seit der Französischen Revolution die Gleichheit innerhalb unserer Zivilisation ein hohes Ideal geworden. Alles, was an eine größere menschliche Ungleichheit gemahnt, wird programmatisch verteufelt. Und da doch schließlich diesem Unsinn eine politische Ideologie zugrunde liegt, wird dieser irrealistische Gleichheitswahn in jeder Richtung aktiviert. Es gibt heute keine politische, soziale, religiöse, wirtschaftliche, personale, ja animalische Domäne unserer Existenz, die nicht von der egalitären Manie erfaßt wird. […] Wenn aber diese fixe Idee tatsächlich erfolgreich werden sollte, würde die Menschheit in einen Ameisenhaufen oder Termitenhügel verwandelt werden. […] Aber warum verlangen heute wirklich so viele Menschen die Gleichheit? Woher kommt diese eigenartige Sucht? Auf diese Frage gibt es eine unmittelbare Antwort: Geschichtlich steht die Französische Revolution dahinter. Aber dies sollte uns nicht befriedigen, denn der krankhafte Krampf der Gleichmacherei ist noch älter. Schon vor über 2000 Jahren gab es den ‚Fall Sokrates‘; bereits im Gymnasium machte man uns vor, daß dieser kritische Nörgler zum Tode verurteilt wurde, weil er die Jugend verführt und einen Daimon(ion) sein eigen genannt hatte. In diesem hochpolitischen Prozeß wurde jedoch der tragische Philosoph mit dem Tode bestraft, weil er die Vielherrschaft verdammt und die Monarchie gepriesen hatte. Die Demokratie Athens stand für die Gleichheit, und wer sich zu weit hinaufwagte, verfiel dem Scherbengericht, dem Ostrakismos. [de.wikipedia.org/wiki/Scherbengericht] Nein, die Ideen der Französischen Revolution zündeten, weil sie in Wirklichkeit nicht die Freiheit und die Brüderlichkeit förderten, sondern eben nur die Gleichheit. (Als Madame Roland zum Schafott gebracht wurde, rief sie aus: ‚Freiheit, was für Verbrechen werden in deinem Namen verübt!‘ Und als Metternich von den Greueln in der Vendée hörte, sagte er [in Bezug auf die ‚Brüderlichkeit‘]: ‚Wenn ich einen Bruder hätte, würde ich ihn jetzt lieber Vetter nennen!‘) Der Zündstoff war also schon vorhanden und der bestand in einer dauernden menschlichen Schwäche: im Unwillen, daß andere auf irgendeine Weise – durch angeborene Eigenschaften und Talente, durch ererbtes oder erworbenes Vermögen, staatliche oder gesellschaftliche Strukturen ‚über‘ einem standen – mehr waren, mehr hatten, mehr galten. Dieser Unmut, diese Entrüstung und Enttäuschung, die zu einem Beleidigtsein, einem Gefühl des Neids und manchmal auch der Eifersucht führen, manifestieren sich bei allen möglichen Gelegenheiten. […] Dieser Protest gegen alle Ungleichheit geht dann so weit, daß man große Vorteile eines anderen Menschen als wahren ‚Skandal‘ empfindet, auch wenn einem dadurch nicht der geringste Nachteil entsteht. So hat auf einer Berliner Straße während der roten Hochkonjunktur nach dem Ersten Weltkrieg ein Mann (vielleicht ein Spartakist?) eine sehr schöne, ihm unbekannte Dame mit den Worten: ‚Nein, so schön darf man einfach nicht sein!‘ geohrfeigt. Dabei konnte bei ihm doch das (unausgesprochene) idiotische Argument einer persönlichen Benachteiligung nicht ins Gewicht fallen. Ihre Schönheit ging doch gar nicht auf seine Kosten. Das ist ja ‚normalerweise‘ das alte linke Argument jener Besitzlosen, die, überzeugt und moralisch entrüstet über den Reichtum anderer, der festen Überzeugung sind, daß deren materieller Wohlstand nur auf ihre eigenen Kosten gehen könne. Diesem Unsinn huldigte auch Marx – und daher kommt der Siegeszug seiner primär so wirtschaftlich ausgerichteten Ideologie; denn die Massen fallen bekanntlich immer auf die ‚falschen, aber klaren Ideen‘ herein, vor allem aber in der Volkswirtschaft.“ Erik von Kuehnelt-Leddihn, Kirche und Moderne (1993), S. 27 ff.
Posted on: Mon, 29 Jul 2013 04:29:27 +0000

Trending Topics



Recently Viewed Topics




© 2015