Der Weg der moralischen Willenszucht Es darf nicht übersehen - TopicsExpress



          

Der Weg der moralischen Willenszucht Es darf nicht übersehen werden, daß auch heute noch die esoterischen Wahrheiten, wenn sie die Seele wirklich ergreifen, diese tiefer erschüttern als die Erkenntnisse der sinnenfälligen Welt, wie sie die Wissenschaft vermittelt. Eben deshalb ist eine solide Erkenntnisgrundlage unerläßlich, um das seelische Gleichgewicht zu bewahren. Diese Vorsorge muß in erhöhtem Maße bei seelischen Übungen wie Meditation und Konzentration ins Auge gefaßt werden. Denn hierdurch werden tiefere Kräfte im Seelenleben aufgerührt, die sonst im Unterbewußtsein verbleiben. So wie eine Lösung, die am Boden in einem Glase ruht, das Wasser trübt, wenn sie aufgerührt wird, so werden durch ernsthafte Übungen Kräfte geweckt, die bis dahin geschlummert haben. Neigungen und Triebe kommen aus den Winkeln der Seele hervor, die bisher keine Rolle in unserem Leben gespielt haben. Aus diesem Grunde wurden die Schüler einst schweren P r ü f u n g e n unterworfen, wie sie durch Mozarts Zauberflöte wieder bekannt geworden sind. Solche Prüfungen wie die Wasser- und Feuerprobe muß auch der heutige Geistesschüler durchmachen, nur werden sie nicht wie früher von den Mysterienlenkern von außen an ihn herangebracht, sondern wie von unsichtbarer Hand führt sie das Schicksal selbst an ihn heran, indem es ihn vor Situationen stellt, wo er sich bewähren muß. Solche Proben erweisen sich als Wirkungen der vorgenommenen Seelenübungen. Denn durch die Seelenverrichtungen greifen wir tief in das innere Lebensgefüge ein. Wir nehmen dadurch einen Teil unseres Schicksals selbst in die Hand. Rudolf Steiner sagt von diesen Proben in seinem Buche Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten? folgendes: Der Mensch soll ein Schießgewehr nicht früher gebrauchen, als bis er genügend Erfahrung hat, um durch den Gebrauch nicht Unheil anzurichten. - Würde heute jemand ohne weiteres eingeweiht, so würde ihm die Erfahrung fehlen, die er durch die Verkörperungen in der Zukunft noch machen wird, bis ihm die entsprechenden Geheimnisse im regelmäßigen Verlauf seiner Entwicklung zuteil werden. Deshalb müssen an der Pforte der Einweihung diese Erfahrungen durch etwas anderes ersetzt sein. In einem Ersatz für künftige Erfahrung bestehen daher die ersten Unterweisungen des Einweihungskandidaten. Es sind das die sogenannten Proben, die er durchzumachen hat, und die sich als regelmäßige Folge des Seelenlebens ergeben, wenn Übungen, wie die in den vorhergehenden Kapiteln geschilderten, richtig fortgesetzt werden. Aus diesem Grunde ist es bei den indischen Meistern noch heute Brauch, daß die Schüler, bevor sie zur Schulung überhaupt zugelassen werden, oft längere Zeit niedere Dienste verrichten müssen, wodurch ihre moralische Reife geprüft werden soll. Das Charakteristische dieser Prüfungen ist, daß sie oftmals ohne äußeren Anlaß wie aus den eigenen Seelentiefen hervorsteigen und den Schüler in schwere Depressionen einhüllen können, aus denen er zunächst keinen Ausweg findet. Er sieht sich dann wie gefangen und ohne jeden Ausblick, diesem trostlosen Zustand je wieder entrinnen zu können. Manche Proben schneiden bis in körperliche Schmerzzustände ein, die durchgetragen werden müssen. Wir werden uns meist später erst bewußt, daß es sich hier um eine solche Geistesprüfung handelte, wenn unsere Seelenkräfte erstarkt sind und wir gestählt aus solchen Zeiten schwerer Belastung hervorgehen. Doch auch aus dem äußeren Leben kommen uns derartige Prüfungen entgegen, wobei es sich darum handelt, in einer ausweglosen Konfliktsituation ganz aus eigener Initiative zu handeln und eine Entscheidung zu treffen. Wir werden später noch darauf zurückkommen, welche geistigen Wesen hierfür abkommandiert werden, um den esoterischen Schüler zu prüfen und zu versuchen. Aus diesem Grunde ist die Vorschule der Esoterik von so großer Bedeutung, daß sie den Menschen einen moralischen Halt und eine seelische Erkraftung mit auf den Weg geben soll, einen Ersatz für die auf dem Geisteswege schwindenden äußeren Stützen. Es handelt sich dabei um einfache Verrichtungen, welche die Seelenkräfte des D e n k e n s, W o 1 1 e n s und F ü h l e n s läutern, festigen und harmonisieren. So einfach diese Übungen sind, so unerläßlich sind sie für die moralische Grundlage des Erkenntnisweges, da sie einseitige und negative Wirkungen der Meditation auf Leib und Seele neutralisieren. Gibt man sich täglich etwa fünf Minuten diesen Übungen hin, so schafft man das sichere Fundament, das den festen Halt für alle weiteren geistigen Bemühungen gibt und das vor allem die Seele zur Beständigkeit gegen sich selbst erzieht. Man bezeichnet diese Übungen auch als die sechs Nebenübungen, obwohl mit dieser Bezeichnung ihre für das gesamte Leben wichtige Bedeutung nicht herabgemindert werden sollte und man sie deshalb besser die unerläßlichen sechs Grundübungen nennen könnte. Sie stehen in einem unmittelbaren Zusammenhang mit der Ausbildung des Herzorgans, der sogenannten zwölfblättrigen Lotosblüte, deren harmonische Heranbildung ganz auf der moralischen Ausbildung menschlicher Tugenden beruht. Dies ist auch der tiefere Grund, weshalb viele Strebende keinen bemerkenswerten Fortschritt auf dem höheren Erkenntnisweg machen, da sie auf diese rein menschlichen Eigenschaften zu wenig acht geben. Wer daher auf diesem Felde einen kleinen Fortschritt macht, indem er seelische Eigenschaften an sich verwandelt, steigt schneller auf dem höheren Erkenntnispfade auf, da dieser ganz auf die moralischen Herzenseigenschaften aufgebaut ist. Da diese Übungen in Anweisungen für eine esoterische Schulung in der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (Bibl. Nr. 245) erschienen sind, begnügen wir uns hier damit, unsere eigenen Erfahrungen wiederzugeben, die der Verfasser sich auf Grund persönlich erhaltener Hinweise von Rudolf Steiner erarbeiten konnte.
Posted on: Mon, 11 Nov 2013 11:09:33 +0000

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