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Deutsch-afrikanische Rohstoffpartnerschaften 05.09.2013 BERLIN/DARESSALAM/MAPUTO (Eigener Bericht) - Vor dem "Deutschen Rohstofftag" am kommenden Mittwoch in Berlin plädieren Wirtschaftskreise für die Etablierung neuer "Rohstoffpartnerschaften" mit afrikanischen Staaten. Die deutsche Industrie sei nach wie vor in hohem Maße auf Ressourcen angewiesen, die in afrikanischen Ländern vorhanden seien, bestätigt der Generalsekretär der "Südliches Afrika Initiative der Deutschen Wirtschaft" (SAFRI). Vereinbarungen nach dem Modell bestehender "Rohstoffpartnerschaften" mit der Mongolei, Kasachstan und Chile könnten helfen, Zugriff darauf zu erlangen. Damit sollten auch profitable Investitionen deutscher Firmen in den rohstoffreichen Niedriglohnländern Afrikas einhergehen. SAFRI hat im Frühjahr mehrere Positions- und Strategiepapiere publiziert, die eine "verstärkte Zusammenarbeit" zwischen Deutschland und Ressourcenstaaten des südlichen Afrika vorsehen. Im Fokus stehen zur Zeit vor allem Tansania und Mosambik an der afrikanischen Ostküste, denen ein hierzulande bis heute kaum wahrgenommener gewaltiger Ressourcenboom vorhergesagt wird. Sprachrohr der Wirtschaft für Afrika Die Forderung, sogenannte Rohstoffpartnerschaften mit afrikanischen Staaten nach dem Vorbild gleichnamiger Übereinkünfte mit der Mongolei, Kasachstan und Chile [1] zu etablieren, erhebt unter anderem der Generalsekretär der "Südliches Afrika Initiative der Deutschen Wirtschaft" (SAFRI), Andreas Wenzel.[2] Entnommen werden kann dies einem Sammelband über "Deutsche Wirtschaftsinteressen und afrikanische Rohstoffe", den die Konrad-Adenauer-Stiftung (CDU) unlängst veröffentlicht hat. Der Band fasst die Beiträge einer Tagung zusammen, die die Stiftung gemeinsam mit der SAFRI am 28. Februar 2013 in Berlin durchführte. SAFRI wird vom Außenwirtschaftsverband "Afrika-Verein", dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), dem Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) und dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) getragen und beschreibt sich als "Sprachrohr der deutschen Wirtschaft gegenüber der Politik in Deutschland und in den afrikanischen Partnerländern".[3] Weichen für Jahrzehnte Hintergrund der Tagung waren einerseits die systematischen Bestrebungen Berlins, den Zugriff der deutschen Industrie auf Rohstoffe allgemein zu sichern (german-foreign-policy berichtete [4]), andererseits aber auch der sich abzeichnende Rohstoffboom in mehreren afrikanischen Ländern. "Fast die Hälfte der 54 Staaten des afrikanischen Kontinents wird zu Recht als rohstoffreich bezeichnet", erläuterte der Persönliche Afrikabeauftragte der Bundeskanzlerin, Günter Nooke; in nicht wenigen davon würden "in den nächsten zehn Jahren mit der Vergabe von Explorations- und Abbaulizenzen Weichen für Jahrzehnte gestellt". Da es nach dem Rückzug der deutschen Industrie aus dem Sektor "keine global agierenden deutschen Minenbetreiber mehr" gebe, nehme die deutsche Wirtschaft am Rohstoffboom bislang kaum teil. Dabei sei Deutschland durchaus "in Afrika beliebt", "selbst die Kolonialgeschichte" sei "oft in positiver Erinnerung".[5] Mit vereinten Kräften Nooke rief in Erinnerung, dass Berlin längst eine Vielzahl von Aktivitäten entfaltet, um deutsche Firmen auf Afrikas Rohstoffsektor zu etablieren: "Unsere Entwicklungszusammenarbeit widmet sich (...) der Umfeldgestaltung für Privatinvestitionen, in mehreren Ländern sind Berater im Rohstoffbereich tätig."[6] Christoph Kannengießer, Hauptgeschäftsführer des Afrika-Vereins, wies darauf hin, dass die Bundesregierung inzwischen vier "Energiepartnerschaften" mit afrikanischen Staaten begründet habe (Nigeria 2007, Marokko 2012, Tunesien 2012, Südafrika 2013). Dabei handele es sich aber jeweils nur um eine "reine Absichtserklärung"; dies reiche nicht aus.[7] SAFRI-Generalsekretär Andreas Wenzel schlägt nun vor, Rohstoffpartnerschaften zu vereinbaren. Dabei könne der Zugriff auf die gewünschten Rohstoffe mit "nachgelagerter Industrialisierung auf Grundlage des Bergbaus" verbunden werden: Deutsche Unternehmen könnten Produktionsstätten in den ressourcenreichen Niedriglohnländern errichten. Freilich müssten dazu die Voraussetzungen geschaffen, zum Beispiel also qualifiziertes Personal ausgebildet werden - ein klassisches Tätigkeitsfeld der bundesdeutschen Entwicklungspolitik. "Mit den vereinten Kräften der deutschen Wirtschaft und (...) der Ressorts der Bundesregierung" könne dies gelingen, urteilt Wenzel: "Mit ausgewählten afrikanischen Ländern" kooperieren, "die willens und in der Lage sind, zu diesen Bedingungen zusammenzuarbeiten" - damit "wäre der Anfang einer deutschen Rohstoff- und Technologiepartnerschaft gemacht."[8] Die Bedürfnisse deutscher Unternehmen SAFRI hat für die mögliche künftige Kooperation mehrere Positions- und Strategiepapiere erstellt, davon zwei nach der Reise einer Unternehmerdelegation nach Mosambik und Tansania, die Mitte März in Begleitung von Staatssekretärin Anne Ruth Herkes aus dem Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie und von Staatssekretär Harald Braun aus dem Auswärtigen Amt stattfand. Die Reise sei auf Wunsch der deutschen Wirtschaft durchgeführt worden, hält SAFRI ausdrücklich fest. Die zwei praktisch identischen Positionspapiere zu Mosambik und Tansania ("Vorschläge aus der deutschen Wirtschaft und Industrie für eine verstärkte Zusammenarbeit") fordern von den beiden Staaten eine "Verbesserung des Bildungssystems" für zukünftige Arbeitskräfte sowie "eine moderne und effiziente Verwaltung". Sie begrüßen die jeweiligen Bemühungen "zur Stärkung der Kapazitäten des öffentlichen Dienstes mit dem Ziel, besser auf die Bedürfnisse der Unternehmen eingehen zu können". Deutsche Firmen seien dabei ganz besonders an "Investitionen interessiert, welche die Exploration von Erdgas ermöglichen". Man verfüge über "umweltfreundliche Prozesse und Technologien im Bergbau", die in der Rohstoffbranche ganz allgemein zum Einsatz kommen könnten, ebenso über "wertvolle Kapazitäten und Technologie im Bereich des Ingenieurwesens".[9] Ostafrikanischer Rohstoffboom Tansania und Mosambik stehen derzeit womöglich am Beginn eines gewaltigen Ressourcenbooms. Vor der Küste der drei ostafrikanischen Länder Mosambik, Tansania und Kenia sind umfangreiche Erdgasvorkommen entdeckt worden; der US Geological Survey schließt nicht aus, dass sie sogar größer sind als die riesigen Vorräte vor der Küste Nigerias. "Durch die voraussichtlich 2012 beginnende Offshoregasförderung dürfte Mosambik zu den größten Produzenten des Kontinents aufsteigen", heißt es bei der bundeseigenen Außenwirtschaftsagentur Germany Trade and Invest (gtai).[10] Hinzu kommen in Mosambik auch weitere Bodenschätze - von hochwertiger Kohle über Seltene Erden bis zu Gold. In Tansania soll ein Gasverflüssigungsterminal gebaut werden, um mit tansanischem Offshoregas die asiatischen Märkte zu versorgen. Außerdem werden derzeit weitere Rohstoffvorräte erkundet. Das Land ist schon jetzt der viertgrößte Goldförderer Afrikas. Laut Presseberichten macht es sich außerdem Hoffnungen, auch zum größten Nickelproduzenten des Kontintens zu werden und selbst Südafrika in den Schatten zu stellen. In Sachen Uranförderung wird sogar davon gesprochen, Tansania könne weltweit zur Nummer zwei werden - unmittelbar nach Kasachstan. Ob die Schätzungen realistisch sind, lässt sich derzeit allerdings noch nicht abschließend bewerten. Der Deutsche Rohstofftag "Deutsch-Afrikanische Rohstoffpartnerschaften" stehen nun auch auf dem Programm des "Deutschen Rohstofftags", der für kommenden Mittwoch im noblen "Allianz Forum" am Pariser Platz in Berlin angekündigt ist. Die Konferenz steht unter der Schirmherrschaft des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung; als Mitveranstalterin tritt die BASF-Tochterfirma Wintershall auf. Offiziell arbeitet die Bundesregierung noch nicht an neuen Rohstoffpartnerschaften mit afrikanischen Staaten; jedoch wird derzeit eine entsprechende Übereinkunft mit Südafrika geprüft - auf Grundlage einer Studie, die die Deutsche Rohstoffagentur (DERA) [11] kürzlich gemeinsam mit der Deutschen Industrie- und Handelskammer für das südliche Afrika und mit der bundeseigenen Außenwirtschaftsagentur Germany Trade and Invest (gtai) publiziert hat. Beim "Deutschen Rohstofftag" werden einflussreiche Personen über eventuelle weitere "Rohstoffpartnerschaften" mit Afrika diskutieren: Einem Vortrag des Hauptgeschäftsführers des Afrika-Vereins, Christoph Kannengießer, folgt eine Debatte, für die neben dem Bereichsleiter der Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG) für Afrika und Lateinamerika auch der Regionalbeauftragte des Auswärtigen Amts für Subsahara-Afrika und die Sahelzone, Egon Kochanke, angekündigt ist. Kochanke war schon in seiner Zeit als deutscher Botschafter in Namibia mit dem Bemühen um deutschen Zugriff auf afrikanische Rohstoffe befasst. Die ersten beiden Teile unserer Serie über aktuelle Maßnahmen, Instrumente und Pläne der deutschen Rohstoffpolitik finden Sie hier: Der Deutsche Rohstofftag, Rohstoffe und Allianzen und Das Öl der Arktis. [1] s. dazu Verbündete gegen Beijing (II), Kampf um Rohstoffe (IV) und Task Force Rohstoffe [2] Andreas Wenzel: Deutsche Wirtschaft profitiert langfristig von stärkerer Transparenz und mehr Verantwortung in Afrikas Rohstoffsektor, in: Gerhard Wahlers (Hg.): Deutsche Wirtschaftsinteressen und afrikanische Rohstoffe, Sankt Augustin/Berlin 2013 [3] SAFRI; safri.de [4] Der Deutsche Rohstofftag [5], [6] Günter Nooke: Welche Rohstoffpolitik wollen wir? Deutsche Wirtschaftsinteressen und afrikanische Rohstoffe, in: Gerhard Wahlers (Hg.): Deutsche Wirtschaftsinteressen und afrikanische Rohstoffe, Sankt Augustin/Berlin 2013 [7] Christoph Kannengießer: Chancen deutscher Unternehmen auf dem afrikanischen Rohstoffmarkt, in: Gerhard Wahlers (Hg.): Deutsche Wirtschaftsinteressen und afrikanische Rohstoffe, Sankt Augustin/Berlin 2013 [8] Andreas Wenzel: Deutsche Wirtschaft profitiert langfristig von stärkerer Transparenz und mehr Verantwortung in Afrikas Rohstoffsektor, in: Gerhard Wahlers (Hg.): Deutsche Wirtschaftsinteressen und afrikanische Rohstoffe, Sankt Augustin/Berlin 2013 [9] Positionspapier: Vorschläge aus der deutschen Wirtschaft und Industrie für eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Mosambik, Stuttgart, 17.05.2013. Positionspapier: Vorschläge aus der deutschen Wirtschaft und Industrie für eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Tansania, Stuttgart, 17.05.2013. [10] Wirtschaftstrends Jahreswechsel 2012/13 - Mosambik; gtai.de 28.02.2013. S. auch Die Macht der Finanziers [11] s. dazu Kampf um Rohstoffe top print
Posted on: Wed, 04 Sep 2013 22:41:46 +0000

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