Die Häme und Hetze, die Claudia Roth derzeit in vielen Blog- und Facebook-Kommentaren entgegenschlägt, finde ich zutiefst abstoßend und bedenklich. Politiker haben (auch) die Funktion, mit ihrer pressewirksamen Prominenz auf Missstände und Probleme hinzuweisen. Gleiches wird auch bei anderen "Promis", z.B. George Clooney in der Darfur-Problematik, wie selbstverständlich hingenommen. Die aktuelle türkische Regierung mag in erster Linie ein türkisches Problem sein, sie ist aber immer mehr auch ein europäisches. Ich finde es richtig, die Innenpolitik der europäischen Nachbarn im Auge zu behalten. Genauso, wie ich mir wünsche, dass die anderen europäischen Staaten auch für Deutschland und die hiesige Innenpolitik einen kritischen Blick haben. Was für den Rechtspopulismus in Frankreich, den Niederlanden und Ungarn (to name but a few) gilt, gilt auch für die illiberale homophobe Gesetzgebung in Russland und die Gewaltorgien in der Türkei. Nur ein wenig Rhetorik reicht in den wenigesten Fällen, um Schlimmeres zu verhindern. Claudia Roth hatte den Mut, in der jetzigen Situation nach Istanbul zu fahren und die Demonstrierenden ihrer Solidarität zu versichern. Sie hat mitdemonstriert und mitgelitten. Gleiches gilt regelmäßig für Volker Beck in Russland. Das anzuerkennen macht einen nicht zum Grünenwähler. Aber es ist ein Gebot des gegenseitigen Respekts.
Posted on: Mon, 17 Jun 2013 11:49:17 +0000
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