Die kulturelle Verantwortung der öffentlichen Hand Nach Artikel - TopicsExpress



          

Die kulturelle Verantwortung der öffentlichen Hand Nach Artikel 20 Absatz 1 Satz 1 des Grundgesetzes geht die Staatsgewalt vom Volke aus. Seine gewählten Vertreter sind somit Dienstleistende für das Volk und tragen die Verantwortung dafür, unverzichtbaren Bereichen für die Gesellschaftsentwicklung, die nicht allein wirtschaftlich und daher nicht allein von privater Hand oder durch Ehrenamt und Sponsoring zu tragen sind, zur Existenz zu verhelfen. Dazu gehören der Sozialstaat, Bildung und Kultur. Bundespräsident Johannes Rau formulierte einmal auf einem Kongress „Kinder zum Olymp“ „Wir müssen uns darüber verständigen, dass Kunst und Kultur kein Luxus sind, sondern ein Grundnahrungsmittel für jede und jeden und für alle in einer zivilisierten Gesellschaft“. Politiker, die ihre Aufgabe als Volksvertreter ernst nehmen, sind in der Pflicht, die Kultur als das Rückgrat einer Gesellschaft durch Steuergelder mitzufinanzieren. Die kulturellen Bedürfnisse der einzelnen Bevölkerungsgruppen lassen sich mit dem Bild einer Pyramide veranschaulichen, deren breite Grundlage die so genannte Soziokultur bildet, also die zahlreichen und vielfältigen Vereine, Institutionen, Initiativen, Stadtteilhäuser, Kulturzentren, Musik- und Zeichenschulen, Werkstätten, Projekte. Darauf bauen sich die in ihrer Nachfrage immer schlanker werdenden Einrichtungen auf, bis die „Leuchttürme“ - Opern, Theater, Museen – die Bedarfsspitze der Pyramide für eine geringe Bevölkerungszahl bilden. Man beachte die umgekehrte Finanzpyramide: Mit vergleichsweise lächerlichem Budget erreicht die Basiskultur die breite Masse von Menschen, aus deren Mitte sich die zukünftigen Besucher der hoch finanzierten Pyramidenspitze entwickeln. Besucher der „Leuchttürme“ sind üblicherweise von Kindheit an durch Soziokultur gebildet worden. Wer nicht von Kunstwerkstätten, Musikschulen und Vereinsmitarbeit geprägt wird, interessiert sich auch später kaum für die exklusiveren Kulturangebote. Die Wichtigkeit der Soziokultur ist also nicht zu unterschätzen: Bricht das Fundament der kulturellen Pyramide weg, fallen letztlich auch die Leuchttürme in sich zusammen. Mit jeder Schließung einer basisnahen Kulturinstitution aufgrund leerer Kassen der öffentlichen Hand wird eine relativ große Zahl von Menschen mit ihrem Kulturentwicklungsbedürfnis allein gelassen, jedoch nur eine vergleichsweise geringe finanzielle Einsparung erreicht. Hilft der Staat nicht, die Grundvoraussetzungen für die Existenz des bildenden Berufskünstlers zu schaffen, werden Entwicklungen und wertvolle Arbeiten der zeitgenössischen Kunstepoche eingebüßt, auf die später einmal unsere Nachkommen so stolz zurückblicken könnten, Claudia von Dzerzawa
Posted on: Thu, 05 Sep 2013 16:47:42 +0000

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