Ein Plädoyer für musikalische Erziehung –nicht nur in - TopicsExpress



          

Ein Plädoyer für musikalische Erziehung –nicht nur in Südamerika VON WALTER WEIDRINGER Salzburger Festspiele. Das Teresa Carreño Youth Orchestra machte seiner Namenspatronin alle Ehre und erntete damit Jubelstürme. In Venezuela leben 75 Prozent der Bevölkerung unter der Armutsgrenze, in den Slums regiert die Gewalt, von der auch Kinder betroffen sind. Sie sollen vor den Mechanismen der Straße geschützt werden, Kleider und Nahrung erhalten –und verpflichtenden Musikunterricht. Das bezweckt die Organisation „La Sistema“, gegründet vom 74-jährigen Musiker, Ökonomen und Aktivisten José Antonio Abreu, „Kinder, die einer künstlerischen Berufung folgen und ein Instrument spielen oder in einem Chor singen, werden in der eigenen Person die Verwirklichung zutiefst menschlicher Eigenschaften erfahren“, sagte er bei der Eröffnung der Salzburger Festspiele (siehe auch Artikel oben rechts): „Das geschieht dank jener erhabenen Musik, die als göttliche Botschafterin ihren Geist verwandelt und sie zu Künstlern macht. Und sollte ein Kind den Weg der Musik nicht beschreiten, so darf es vom Bildungssystem eine ästhetische Erziehung erwarten, die ihm eine innere Reifung garantiert.“ Der soziale wie künstlerische Erfolg von „La Sistema“ ist enorm und hat weltweit Bewunderung und Nachahmer hervorgerufen. Derzeit sind es 400.000, die in großen Chören und Orchestern am Gemeinschaftserlebnis wachsen, bis 2020 soll es gar eine Million werden. Die dreiwöchige Festspielpräsenz der „Sistema“-Klangkörper zielt klarerweise weniger auf interpretatorische Großtaten als auf Werbung, Vorbildwirkung – und auch die Rückbesinnung auf künstlerische Werte, die dem alten Europa gut anstünde: Wir sollten die musikalische Erziehung unserer Kinder ernst nehmen und die ständige Ausweitung technisch-wissenschaftlicher Fächer nicht hinnehmen, rief Alexander Pereira in einer kurzen Ansprache beim Marathonkonzert des Teresa Carreño Youth Orchestra ins Auditorium des Großen Festspielhauses: Jeder Einzelne sollte bereit sein, „dafür zu kämpfen, dass Musik in unserem Leben eine große Rolle spielt“. Dafür gab es spontanen Applaus. Wahre Jubelstürme aber konnte dieses zweite große, erst 2010 gegründete „Sistema“-Orchester während der vier kurzen Stunden immer wieder ernten, hatte es doch mitreißenden frischen Wind gebracht – und die vielen jungen Leute im Publikum fühlten augenscheinlich spontan einen direkten Draht zu den Altersgenossen aus Südamerika. Die Namenspatronin Teresa Carreño (1853–1917) ist übrigens trefflich gewählt. Ihr großer Kollege und Bewunderer Claudio Arrau erinnerte sich einmal so an die venezolanische Pianistin: „Sie hatte diesen unglaublichen Schwung, diese Kraft... Am Schluss dachte man, das Haus werde einstürzen von der tosenden Klangfülle. Bei ihr hatte man nie das Gefühl, sie könnte müde werden oder in ihrer Intensität nachlassen.“ Und: „Sie kam stets strahlend aufs Podium, als freute sie sich darauf, spielen zu können.“ Genau diese vergnügte Einstellung, totale Hingabe und schier unversiegbaren Reserven zeichnen das in enormer Besetzung spielende Orchester aus: 14 Kontrabässe im Meer der Streicher, acht Hörner, sieben Posaunen, zwei Tuben... Zwei junge Dirigenten teilten sich den dreiteiligen Abend, der leider ohne zeitgenössische Musik auskam: Auf „Romeo und Julia“-Vertonungen von Tschaikowsky, Berlioz und Prokofieff folgten noch zwei kapitale symphonische Werke, nämlich Bartóks Konzert für Orchester und Tschaikowskys Vierte. Bei dieser trieb Christan Vásquez von Explosion zu Explosion, während der kontrolliertere Diego Matheuz vor allem Bartók markant, aber auch differenziert aufschlüsselte.
Posted on: Sat, 27 Jul 2013 11:50:49 +0000

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