Eine strahlende Braut, ein Kleid mit langer Schleppe, Schleier und viel Glanz. Es ist Samstagabend und im Kentro Roumelioton wird eine offenbar etwas größere Hochzeit gefeiert. Gerade als die Fotografen ihre Kameras auf die schöne Braut zielen, setzt die Orgel ein. Und Braut und Bräutigam, aber auch viele geladene Gäste wenden den Kopf in die Richtung, aus der diese ungewohnten, aber zweifellos himmlischen Töne kommen. Gerade hat das Abschlusskonzert der Orgelwoche begonnen. Bislang konnten wir erst selten die Möglichkeiten unserer Orgel, die ganze Bandbreite ihres Klangspektrums hören. Aber am Samstagabend lösten Christos Paraskevopoulos, Eleni Keventzidou und Christina Antoniadou Stürme der Begeisterung nicht nur bei ausgesprochenen Freunden und Kennern der Orgel aus. 80 Jahre Steinmeyer Orgel in der Christuskirche, davon zeugt ein kleines Emailleschildchen am Spieltisch auf der Empore. Als Christos Paraskevopoulos im Frühjahr fragte, ob uns bewusst sei, dass die Orgel in diesem Jahr einen runden Geburtstag feiere, setzte bei uns sofort das Träumen und Planen ein. Wie können wir das, was uns gerade bewusst geworden ist, auch vielen anderen Mitgliedern, Freunden, vor allem aber auch Nachbarn der Kirche und Gemeinde bewusst machen, wie können wir die Kirche und ihre Orgel einem möglichst großen griechischen Publikum öffnen? Sieben Monate später ziehen wir Bilanz: es war großartig. Mehr als tausend Menschen haben während der Orgelwoche und nach intensiver Öffentlichkeitsarbeit unsere Kirche und ihre Orgel wahrgenommen. Fast 200 Schüler haben an vier Vormittagen einen lebendigen Musikunterricht mit Orgelpräsentation in unserer Kirche erlebt, jeden Abend gab es ein Konzert und zum guten Schluss ein Tag der offenen Tür, ein Konzertmarathon, eine Kirche, in der die Orgel tatsächlich zwölf Stunden lang zu hören war. Unser Ziel war es, die Kirche zu öffnen, möglichst vielen Griechen die in diesem Land seltene Möglichkeit zu geben, Orgelmusik kennenzulernen oder zu genießen, die wundervolle Akustik unserer Kirche einmal mehr auszukosten, das harmonische Zusammenspiel von Schülern und Lehrern, von Laien und Berufsmusikern, Griechen und Deutschen zu fördern, Menschen, die durch die wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen auseinander gerückt waren, unter dem Schirm der Musik wieder miteinander zu verbinden. Mit unseren bescheidenen Mitteln, mit der großzügigen Unterstützung der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Athen, mit viel und harter Arbeit ist uns das gelungen. Natürlich haben wir eine Menge gelernt, wir wissen jetzt, was wir beim nächsten Festival verbessern können. Für das Jahr 2014 ist eine Bach-Woche geplant. Und manche träumen auch schon von einem Weihnachtsoratorium…
Posted on: Wed, 27 Nov 2013 19:49:48 +0000
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