Ermittler durchsuchen Telekom Brüssel wirft großen Konzernen - TopicsExpress



          

Ermittler durchsuchen Telekom Brüssel wirft großen Konzernen Missbrauch ihrer Marktmacht vor. Andere Unternehmen werden benachteiligt T VON BENEDIKT FUEST UND FLORIAN EDER BONN – Die EU-Kommission knöpft sich drei große Telekomanbieter in Europa vor und ermittelt wegen unerlaubter Ab- sprachen – zum Schaden der Konkur- renz. Ermittler der EU-Kommission, die die europäische Kartellbehörde ist, rück- ten gemeinsam mit Vertretern der natio- nal zuständigen Behörden in den Zentra- len der Deutschen Telekom und des französischen Anbieters Orange – der früheren France Telekom – ein, wie bei- de Unternehmen bestätigten. Auch bei der spanischen Telefonica läuft eine Raz- zia, wie die Berliner Morgenpost erfuhr. Es gehe um den Verdacht, dass Anbie- ter von Internet-Zugängen gegen EU- Recht verstoßen haben, teilte die EU- Kommission lediglich mit. Das Vorgehen aber – die Ermittler tauchten unange- meldet und bei allen drei Unternehmen zur selben Zeit auf – erlaubt Rückschlüs- se darauf, dass die Brüsseler Beamten ei- nen konkreten Verdacht haben und Ver- dunklung fürchten. Seit Mittwochabend laufen die Durchsuchungen, vor dem heutigen Freitag sollen sie nicht beendet sein. Bei dem Verfahren geht es nicht um Absprachen über Preise für Verbraucher – die Ermittler haben vielmehr die inter- ne Abrechnung und Vernetzung der In- ternetprovider untereinander im Visier. Die EU fürchtet eine Benachteiligung einzelner Unternehmen gemäß Artikel 102 der europäischen Verträge. Der An- fangsverdacht der EU-Behörden resul- tiert aus einer Beschwerde von US-Netz- betreibern: Der US-Anbieter Cogent be- schwert sich bereits seit 2009 darüber, dass die Europäer ihn bei der Einbin- dung in ihr Netz benachteiligen. Der Streit mit den US-Anbietern je- doch lässt sich nicht so einfach abtun – er berührt die Geschäftsmodelle der ehemaligen Staatskonzerne ebenso wie netzpolitische Grundsatzfragen: Zu den Kunden von Cogent und dem noch grö- ßeren US-Anbieter Level3 gehören diver- se große US-Inhalteanbieter, Videopor- tale wie Youtube, aber auch Filesharing- Portale wie das inzwischen eingestellte Megaupload. Sie alle bezahlen Netzbe- treiber wie Cogent und Co dafür, ihre Server möglichst günstig und schnell an das Internet anzuschließen. Deswegen schaufeln die US-Netzbetreiber große Mengen Daten direkt in die Netze und zu den Kunden der europäischen Tele- kommunikationsfirmen. Gemeinsam sind Cogent und Level3 für etwa drei Viertel des transatlantischen Internet- verkehrs verantwortlich. Normalerweise rechnen Netzbetreiber wie Cogent, Level3 oder die Telekom und Orange untereinander nicht mehr jedes einzelne übertragene Gigabyte ab – stattdessen koppeln sie ihre Netze an Übergabepunkten aneinander und ver- zichten gegenseitig auf monetäre Vergü- tung. „Private Peering“ heißen solche Vereinbarungen, sie sind essenziell für den freien Datenverkehr im Netz. Die Anbieter, die die EU nun durch- suchte, sind alle im Verband der Europe- an Telecommunications Networks Asso- ciation organisiert. Sie alle dürften kein sonderlich hohes Interesse daran haben, dass das Peering mit Cogent und ande- ren reinen Netzbetreibern allzu gut funktioniert. Es wäre für Telekom und Co stattdessen vorteilhafter, wenn An- bieter wie Youtube, die allzu viel Ver- kehrsvolumen im Netz erzeugen, künftig direkt mit den Europäern Verträge ab- schließen würden. Wer stattdessen auf die Anbindung über die deutlich billige- ren Leitungen von Cogent oder Level3 vertraut, der könnte künftig eben nur im Drosseltempo zu den Kunden durchge- leitet werden.
Posted on: Fri, 12 Jul 2013 08:37:28 +0000

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