Es ist nunmal so, daß der Mensch ein transzendentes Wesen ist, das seinen Schwerpunkt außerhalb seines Ichs haben soll. Der Mensch ist von Natur aus ein religiöses Geschöpf ... Es gibt jedoch eine kleine Minderheit unter uns, die religiös kaum ansprechbar ist, genauso wie es von Geburt an Taube, Blinde und Gelähmte gibt, die herzlich zu bedauern sind. Nicht umsonst spricht Carl Gustav Jung in seinem Psychologie und Alchemie (Zürich, 1952) von der anima naturaliter religiosa [die von Natur aus religiöse Seele]. Ist ein Gottloser aber vital, intelligent und logisch, dann muß er sich wie Sartre in einem absurden Universum befinden, in dem es anscheinend weder Sinn noch Gerechtigkeit gibt, die Bösen belohnt und die Guten bestraft werden, in dem die Geschichte eines Menschen (irdisch gesehen) die eines Scheiterns ist. Ist doch der heidnische Existentialismus geistig die einzige respektable Alternative zum Theismus, während der dialektische Materialismus höchstens Gemischtwarenhändler seelisch befriedigen kann. Ob der Glaube uns das Leid auf Erden auslöscht? Natürlich nicht; er macht es nur sinnvoll. Der Gläubige leidet anders als das Tier unter dem Messer des Vivisektors [ein Operateur beim Eingriff am lebenden Tier ] - getrost und nicht verzweifelt. (Erik Maria Ritter von Kuehnelt-Leddihn)
Posted on: Sat, 19 Oct 2013 08:50:59 +0000