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Evangeliums-Rundfunk Berliner Ring 62 • 35576 Wetzlar Tel.: 06441 957-0 • Fax: 06441 957-140 Sendungsnummer: 105442 Sendereihe: „Durch die Bibel“ Autor: Dr. Vernon McGee Überarbeitet u. gelesen: Hugo Danker Bibeltext: Esther 5, 1 – 14 Sendedaten: 21. Juni 2005, 22.00 Uhr Die folgenden Kapitel, nämlich die Kapitel 5 bis 7, stellen nun den Höhepunkt im ganzen Buch Esther dar. Denn jetzt wendet sich alles, und zwar vom Bösen zum Guten. Gottes Volk wird durch eine Verkettung von Ereignissen bewahrt, Ereignisse, die sich jedoch nach dem normalen menschlichen Ermessen undenkbar anhören. Dagegen werden Christen natürlich nicht daran zweifeln, dass hier Gott, der Herr, souverän am Werk war und dass er seinen Plan verwirklichte. Und so wurden hier die Gläubigen, in jener Zeit, noch einmal daran erinnert, dass Gott in der Lage war, sie vor jedem Feind zu beschützen, der sich ihnen entgegenstellen würde. Denn Gott konnte sogar die Vergesslichkeit eines heidnischen Königs gebrauchen, um dadurch sein Volk zu erretten und zu bewahren. Zwar sagen nun einige Ausleger, dass die Verse 1 - 8 und die Verse 9 - 14 zwei selbstständige Abschnitte bilden würden, und dazu führen sie einige gute und sachliche Gründe an. Auf der anderen Seite kann man ebenso die Verse 9 - 14 als die Schattenseite von den Versen 1 - 8 ansehen und, weil sich beides an einem Tag abgespielt hat, kann man hier durchaus einen Zusammenhang feststellen. 1 Und am dritten Tage zog sich Esther königlich an und trat in den inneren Hof am Palast des Königs gegenüber dem Palast des Königs. Und der König saß auf seinem königlichen Thron im königlichen Saale gegenüber dem Tor des Palastes. Am dritten Tag dauerte das Fasten der Juden in Susa immer noch an. Auf ihrer Seite tat Esther nun alles, was ein Mensch tun konnte. Sie kleidete sich königlich und sie trug die königliche Krone (1,11), und so kam sie in ihrer schönsten Aufmachung (2,15). Man kann also sagen, der Glaube macht sorgfältig. Und dann erfolgte der entscheidende Schritt. Sie betrat, oder genauer, sie stellte sich auf, und zwar im inneren Hof des Königspalastes. Hier heißt es, dass dieser Hof dem Königspalast gegenüber gelegen habe. Er war also auf den Palast hin ausgerichtet. Und dieser Hof war nun gerade der, den niemand ungerufen betreten durfte. Und warum nicht? Weil man von da aus den König unmittelbar sehen konnte. Esther wählte die Stunde der Audienz genau aus. Denn in dieser Zeit saß der Kö-nig auf seinem königlichen Thron im Königshaus, gegenüber dem Eingang des Hauses. Man sollte sich die Angelegenheit so vorstellen, dass der Thron, der Eingang und der in-nere Hof eine einzige Fluchtlinie bildeten, und das alles, weil der König um sein Leben fürchten musste, wenn irgendjemand ungerufen zu ihm kam. Übrigens im zweiten Teil von Vers 1 war dann nicht mehr der Königspalast als Gesamtkomplex gemeint, sondern das Königshaus, und zwar im engeren Sinn, d.h. das Gebäude der Audienzen und der Regierungsgeschäfte. Eine interessante Deutung finden wir hierüber im Talmud, und zwar zu der Festestellung: „sie kleidete sich königlich“. Der Talmud erklärt, das würde bedeuten, dass sie sich „mit dem Heiligen Geist bekleidete“. Der König saß also auf seinem königlichen Thron und um ihn herum befanden sich die Palastangehörigen, die sicherlich auch alle wunderschön gekleidet waren. Stellen wir uns doch einmal die Farbenpracht vor! Dazu die Wandbehänge, das Gold, das Silber und der Marmor des Thronsaales. Der König umgeben von der königlichen Pracht. 2 Und als der König die Königin Esther im Hofe stehen sah, fand sie Gnade vor seinen Augen. Und der König streckte das goldene Zepter in seiner Hand gegen Esther aus. Da trat Esther herzu und rührte die Spitze des Zepters an. Esther hatte sich für ihr Auftreten vor dem König vorbereitet. Sie erinnern sich sicher, als sie zum ersten Mal vor den König trat und den Schönheitswettbewerb gewann, hatte sie keines der schönen Kleider oder der besonders ausgewählten Accessoires gewollt, welche die anderen Frauen alle haben wollten. Sie hatte diesen Wettbewerb allein durch ihre natürliche Schönheit gewonnen. Doch dieses Mal hatte sie sich sehr viel Zeit genommen, um das richtige Kleid auszuwählen. Es hieß, dass Esther „ihre königlichen Kleider trug", und das bedeutete, dass sie ihr schönstes Kleid anzog. Um es einmal in unserer heutigen Umgangssprache auszudrücken würde man sagen, dass dem König die Augen übergingen, als er sie sah. Sie war unbeschreiblich schön. Als sie nun in dem königlichen Hof stand und wartete, war das für sie ein hochdramatischer Augenblick. Und der König bemerkte sie. Die nun alles entscheidende Frage war: würde er sein Zepter erheben oder nicht? Wir können sicherlich davon überzeugt sein, dass dieses hebräische Mädchen jetzt plötzlich betete, obwohl es uns hier nicht berichtet wird. Sie wird erkannt haben, wie hilflos sie war und in welcher hoffnungslosen Situation sie sich jetzt befand. Dann aber hielt der König ihr das goldene Zepter entgegen. Daraufhin ging sie nach vorne und berührte das Zepter mit ihrer Hand, so, wie es damals Sitte war. Doch was für ein Bild haben wir hier vor uns. Bisher hatten wir nur das Gesetz der Meder und Perser betont und wir hatten ihre Gesetze mit dem Gesetz Gottes verglichen. Denn das Gesetz Gottes besagt ja schließlich: „Die Seele, die sündigt, wird sterben müssen!" Und dieses Gesetz hat Gott niemals verändert. Es ist heute noch genauso zutreffend wie damals. Das ist und war also Gottes Gesetz, denn es ist einfach unveränderbar. Gott könnte es auch nicht verändern, denn dann müsste er seinen Charakter verändern. Aber es gibt noch einen anderen Aspekt in dieser Geschichte. Wir sehen, dass der König dadurch, dass er der Königin Esther das Zepter entgegenstreckte, ihr das Leben schenkt. „Und ich möchte betonen“, so Dr. McGee, „dass Gott uns heute sein Zepter entgegenstreckt. Es stimmt: ‚wir alle haben gesündigt und ermangeln des Ruhmes Gottes’. Es ist ebenso wahr, dass wir alle ‚tot sind durch unsere Übertretungen und unsere Sünden’. Und es ist ebenso wahr, dass ‚die Seele, die sündigt, sterben muss!’ Aber Sie wissen, dass Gott selber dieses Gesetz überwinden musste. Doch die einzige Möglichkeit, die es auf der Welt gab, war die, selbst auf diese Erde zu kommen und unsere Schuld auf sich zu nehmen, selber für unsere Schuld die Strafe zu bezahlen, weil nämlich dieses Gesetz nicht abgeschafft werden konnte und auch bis heute noch nicht abgeschafft worden ist. Gott hat uns dadurch gerettet, weil ein anderer die Strafe für unsere Sünden auf sich genommen hat. Er hat stellvertretend für uns den Tod am Kreuz erlitten. Und so streckt Gott uns heute das Zepter seiner Gnade entgegen, und er sagt zu jedem einzelnen Menschen: „Du kannst zu mir kommen. Du darfst das Zepter der Gnade berühren. Auch Du kannst die Errettung von mir erhalten!" Esther trat also nun vor den König hin! Doch der König ahnte sofort, dass sie das nicht tun würde, wenn sie keine Not dazu zwingen würde. 3 Da sprach der König zu ihr: Was hast du, Esther, Königin? Und was begehrst du? Auch die Hälfte des Königreichs soll dir gegeben werden. Der König erkannte, dass Esther als Bittstellerin kam und er musste das Gespräch auch beginnen und so fragte er sie: „Was hast du, Esther, Königin?“ Indem er sie aber als Königin anredete, gab er damit zu erkennen, dass er sie auch als eine solche behandeln will. „Was ist dein Begehren?“ Später wurde auch Nehemia vom Perserkönig ganz ähnlich ge-fragt. Der ganze Stolz des Weltherrschers lag aber in dem Versprechen: „Bis zur Hälfte des Königreiches soll dir gegeben werden.“ So großzügig war Ahasveros auch tatsächlich. Denn seiner früheren Geliebten hatte er versprochen: „Was sie auch fordern würde, er würde ihr alles gewähren!” Und Ahasveros hatte dieses Versprechen auch eingehalten. Sein Vater Darius war ähnlich großzügig. Übrigens war das Angebot, Esther „bis zur Hälfte des Königsreiches” zu geben, nur dann verständlich, wenn Esther nicht die offizielle Hauptgemahlin des Königs gewesen war. Aber übersehen wir bei alledem die Hauptsache nicht: Gott hatte das Herz von Ahasveros weit geöffnet! Und das war ein echtes Wunder. 4 Esther sprach: Gefällt es dem König, so komme der König mit Haman heute zu dem Mahl, das ich bereitet habe. Immer wieder hat es verblüfft, dass Esther den König zu einem Mahl einlädt. Warum trug sie ihm ihre Bitte nicht gleich vor? Der biblische Bericht gibt an dieser Stelle keine direkte Antwort. Er lässt nur das eine erkennen, dass sich Gott zu diesem Verhalten Esthers bekannt hat. Auf der menschlichen Seite spielte vermutlich folgendes eine Rolle: Für Mahl steht hier dasselbe hebräische Wort, das auch in Est 1,3 ff und in 2,18 benutzt wurde, das also auch als Weintrinken bzw. Weingelage bezeichnet wurde. Genau genommen ging es also um ein Essen mit Weintrinken. Und so berichtete Herodot von den Persern: „Sie pflegten im Rausch die wichtigsten Angelegenheiten zu verhandeln.“ Es könnte also sein, dass Esther die persische Sitte einhalten wollte, wonach man Wichtiges nicht unbedingt in der Audienzhalle, sondern besser bei einem Festgelage verhandelte. Vielleicht muss man außerdem bedenken, dass bei bestimmten Gastmählern „niemand eine Fehlbitte tun” durfte. Wir wissen das allerdings nur vom Geburtstagsmahl des Königs. Und schließlich bedeutete die Einladung Hamans zu einem Mahl mit dem Königspaar eine außerordentliche Ehrung. Dass Esther auch Haman einlud, sollte ihn in Sicherheit wiegen. Er musste ja Kenntnis von dem lebensgefährlichen Gang Esthers zum König haben und würde sich darüber seine Gedanken machen. 5 Der König sprach: Eilt und holt Haman, damit geschehe, was Esther gesagt hat! Als nun der König und Haman zu dem Mahl kamen, das Esther bereitet hatte, 6 sprach der König zu Esther, als er Wein getrunken hatte: Was bittest du, Esther? Es soll dir gegeben werden. Und was begehrst du? Wäre es auch die Hälfte des Königreichs, es soll geschehen. Der König ging auf die Bitte Esthers ein. Also Schritt für Schritt bahnte Gott hier den Weg. Und die Worte: Holt in aller Eile Haman, zeigen an, dass Haman bei dieser Audienz nicht anwesend war. Wichtig bei einem solchen Mahl war auch das Weintrinken. Denn besonders da pflegte man Dinge, die von Bedeutung waren, zu verabreden. Und das Weintrinken des Königspaares war bei den Assyrern und den Persern durchaus üblich. Hamans Anwesenheit bei diesem Mahl war eine besondere Auszeichnung für ihn. Dann wiederholte Ahasveros beim Weintrinken sein Angebot und fragte: „Was ist deine Bitte? Sie soll dir erfüllt werden! Was ist dein Begehren? Und wäre es die Hälfte des Königreiches, so soll es dir doch erfüllt werden!“ Jetzt wurde auch Haman Zeuge dieses königlichen Angebots. 7 Da antwortete Esther: Meine Bitte und mein Begehren ist: In ihrer Antwort nimmt Esther sofort die beiden Stichworte, nämlich „Bitte und Begehren” auf. Möglicherweise handelte es sich hier sogar um die geschliffene Hofsprache. 8 Hab ich Gnade gefunden vor dem König und gefällt es dem König, meine Bitte zu gewähren und zu tun nach meinem Begehren, so komme der König mit Haman zu dem Mahl, das ich für sie bereiten will. Morgen will ich dann tun, was der König gesagt hat. Manche Ausleger meinen, Esther habe sich plötzlich anders besonnen. Sie habe sich also mitten im Sprechen entschieden, alles auf morgen zu vertagen. Esther meinte, dass der richtige, der günstigste Zeitpunkt noch nicht gekommen sei! Jedenfalls lädt sie den König mit Haman zu einem weiteren, zu einem zweiten Mahl ein. Dabei wird Haman dann noch mehr geehrt, und zwar durch ein Zweifaches. 1. wird die Einladung in seiner Gegenwart ausgesprochen und er wird damit als eine Per-son höchsten Vertrauens bezeichnet, 2. wird das Mahl nicht mehr wie zuvor, nur für den König, sondern jetzt für sie beide vorbereitet. Deshalb ist die Überlegung einiger Ausleger, Esther habe des Königs Eifersucht wecken wollen gar nicht so abwegig. Denn der König musste sich ja schließlich überlegen, warum will Esther unbedingt Haman dabei haben? Das Ergebnis brauchte freilich keine Eifersucht zu sein. Es genügte, dass der König sich über die Wichtigkeit der Sache im Klaren war und dass er über die Macht seines Wesirs nachdachte. Ein anderer Grund konnte der sein, dass wichtige Angelegenheiten bei den Persern stets zweimal besprochen wurden. Und so konnte am nächsten Tag die Entscheidung fallen. 9 Da ging Haman an dem Tage hinaus fröhlich und guten Mutes. Aber als er Mor-dechai im Tor des Königs sah, wie er nicht aufstand und sich nicht vor ihm fürch-tete, wurde er voll Zorn über Mordechai. Haman meinte, dass er noch eine Stufe höher geklommen sei. Er meinte, der Ausbau sei-ner Machtposition machte dadurch Fortschritte, weil ihn auch die Favoritin des Königs in seiner Würde anerkannt habe. Von daher war es gut zu verstehen, dass er voll Freude und voll guten Mutes hinausging. Hinaus aus den königlichen Privatgemächern bzw. aus dem Frauenpalast, in dem er gegessen hatte. Sein Ego war also dadurch besonders gestärkt worden. Er meinte, dass er bei der Königin so gut angekommen sei, dass sie ihn gleich für den nächsten Tag noch einmal zu einem Festmahl einlud. Dieser Abschnitt stellt nun genau das dar, was uns in Sprüche 16,18 gesagt wird: „Wer zugrunde gehen soll, der wird zuvor stolz; und Hochmut kommt vor dem Fall!" Auch bei den Griechen gab es dafür ein Sprichwort. Das ging ungefähr so: „Wen die Götter zerstören wollen, den lassen sie zuerst hochmütig werden!" Als dann Haman das Bankett verließ, verbeugten sich wieder alle Vertreter des Reiches vor ihm. Dann erblickte er Mordechai im Tor des Königs. Doch Mordechai, der Richter, der er blieb einfach stehen und verneigte sich nicht! Man sollte nun meinen, dass ein Mann in Hamans Position eine solche Kleinigkeit, wie die Verweigerung Mordechais sich zu verbeugen, lächelnd übersehen würde. Doch das Gegenteil ist wahr. Denn Haman ignorierte diesen Vorfall nicht. Er war darüber geradezu empört, aber noch er hielt sich etwas zurück. Aber er dachte sicherlich bei sich: „Noch ein paar Tage und dann werde ich mit dir endgültig abrechnen!" Ein kleiner Palastbeamter war imstande, Hamans Freude ins genaue Gegenteil zu verkehren und ihm das Gleichgewicht seiner Seele zu rauben. Übrigens musste Mordechai bereits seine alte Kleidung, den Sack, abgelegt haben und in normaler Kleidung seinen Dienst getan haben. Das war sicherlich ein Zeichen seines Vertrauens auf Gott und auch auf Esther. 10 Aber er hielt an sich. Und als er heimkam, sandte er hin und ließ seine Freunde holen und seine Frau Seresch Doch noch hielt Haman an sich. Er bezähmte noch einmal seinen Unmut. Doch wirklich innerlich überwunden hatte er ihn nicht. Man konnte spüren, dass eine Explosion bevor-stand. Als er zu Hause angelangt war, da ließ er seine Freunde und seine Frau Seresch kommen. Auch seine Frau musste er holen lassen, weil sie vermutlich im Frauengebäude wohnte. Der Wesir wird also eine Art Stadtpalast gehabt haben. Und Seresch scheint ein persischer Name gewesen zu sein. Doch wozu ließ er sie kommen? Offensichtlich, um sein Vorgehen gegen Mordechai zu besprechen. Dann aber wird man unter „seinen Freunden“ die Ratgeber zu verstehen haben, also gewissermaßen den engeren Kreis, die Berater um den Premierminister. 11 und zählte ihnen auf die Herrlichkeit seines Reichtums und die Menge seiner Söhne und alles, wie ihn der König so groß gemacht habe, und dass er über die Fürsten und Großen des Königs erhoben sei. Was Paulus in 2. Kor 11,17f als eine „Narrenrede”, als eine „Torheitsrede“ bezeichnete, das war ein sich „rühmen nach dem Fleisch“. Doch Haman war hier der Tor schlechthin. Das merkt man besonders, wenn man seine Aussagen im Einzelnen nachprüft. Das Aufzählen – und zwar im Sinne von Rühmen - wird sonst nur für die Taten Gottes gebraucht. Hier gebraucht es Haman von sich. Die Pracht des Reichtums ist ein Ausdruck, der typisch für einen stolzen Weltherrscher ist. Die Menge seiner Söhne war ein Segen Gottes, aber niemals etwas, dessen sich ein Mensch rühmen durfte. Haman berief sich auf das, womit ihn der König groß gemacht und wie er ihn erhoben hatte über die Fürsten und über alle Diener des Königs. Er prahlte also mit der Gunst des Königs. Und davor warnten bereits die Psalmen und die Propheten und erklärten: „Verlasset euch nicht auf Fürsten!” (Ps 146,3). Eindrücklich warnten auch die Sprüche vor jeder Art von Hochmut: „Hoffärtige Augen und stolzer Sinn, die Leuchte der Gottlosen, ist Sünde!” (Spr 21,4) 12 Auch sprach Haman: Und die Königin Esther hat niemand kommen lassen mit dem König zum Mahl, das sie bereitet hat, als nur mich, und auch morgen bin ich zu ihr geladen mit dem König. Und Haman fuhr fort und erklärte, sogar die Königin Esther habe ihn eingeladen. Die Formulierung macht deutlich, welches Ansehen und welcher Einfluss Esther zugeschrieben wurde. Wir sagten ja schon, was es für ein Privileg gewesen ist, wenn man mit dem Königspaar speisen durfte. Aber niemand wurde eingeladen - nur ich! Haman war ganz und gar auf sich fixiert, er war der exemplarische Egoist! 13 Aber das alles ist mir nicht genug, solange ich den Juden Mordechai sitzen sehe im Tor des Königs. Also all das genügt mir nicht, sagte Haman, solange ich den Juden Mordechai im Tor des Königs sitzen sehe. Das bedeutet, noch etwas anderes stellen wir hier fest, nicht der Mensch Mordechai ist der Anstoß, sondern der Jude Mordechai. Darum, der Jude muss weg! Und so bahnt Gott auch den Weg, um den Fluch über Amalek zu erfüllen. Aber Haman gab hier also zu, dass all sein Reichtum und all sein Ruhm ihm wegen Mordechais nicht befriedigen würden. Jemand hat einmal gesagt, man könne die Größe eines Men-schen daran erkennen, wie sehr er sich von den Nebensächlichkeiten beeinflussen lässt. Denn wenn ihn Kleinigkeiten aufregen würden, dann wäre er eben nur ein kleiner, ein un-bedeutender Mensch. Machen ihn dagegen nur wirklich große Dinge betroffen, dann wäre er wirklich ein großer Mann. Lassen Sie es nicht zu, dass unbedeutende Dinge Ihr Leben verderben! Denn so etwas ist nie ein Zeichen von Größe. Und dennoch müssen sicherlich viele von uns zugeben, dass es eben die kleinen Dinge sind, die uns das Leben schwer machen. Bekanntlich sind es ja die „kleinen Füchse, die den Weinberg verderben". Haman entpuppte sich hier als wirklich kleiner Mann. Schließlich war Mordechai wirklich nur ein unbedeutender Richter in einem riesigen Reich. Dagegen war Haman der Premierminister. Warum ignorierte er Mordechai nicht einfach? Nein, Haman erklärte: „Das alles ist mir nicht genug, solange ich den Juden Mordechai sitzen sehe im Tor des Königs!" 14 Da sprachen zu ihm seine Frau Seresch und alle seine Freunde: Man mache ei-nen Galgen, fünfzig Ellen hoch, und morgen früh sage dem König, dass man Mordechai daran aufhänge. Dann geh du mit dem König fröhlich zum Mahl. Das gefiel Haman gut, und er ließ einen Galgen aufrichten. Wir sehen hier, dass Hamans Frau Seresch und seine Freunde auch nicht besser waren, als Haman selber. Sie schlugen vor, dass Haman einen Galgen errichten solle, der fünfzig Ellen hoch sein sollte, um dann Mordechai daran aufhängen zu lassen. Und wenn er das noch vor dem Festmahl tun würde, dann könne er sich ungehindert dorthin begeben. Der Galgen war wahrscheinlich ein Pfahl zum Aufspießen, ein in der Antike weit verbreitetes Hinrichtungsmittel. Die Höhe des Galgens sollte dazu dienen, allen, die ihn sahen, eine Lehre zu erteilen. Und weil der Galgen höher als die Bäume wäre, könnte jeder die daran hingerichtete Person erkennen. Dieses Schauspiel würde den Menschen deutlich machen, dass Haman alles unter Kontrolle habe und niemand würde versuchen, sich ihm in den Weg zu stellen. Haman war ganz sicher davon überzeugt, dass Mordechais Tod jede jüdische Opposition im Keim ersticken würde. Die Spannung im Konflikt zwischen Haman und Mordechai erreichte hier nun ihren Höhepunkt. Von nun an wird die Spannung nach und nach durch die Ereignisse abgelöst, die sich bereits angekündigt hatten. Während nämlich die Handlung weiter voranschreitet, werden wir immer wieder an scheinbar unwichtige und sogar vergessene Umstände erinnert. Umstände, die zwar schon zuvor angedeutet, die aber nicht besonders hervorgehoben wurden. Gott war selbst souverän am Werk. Auch hier bei einer so grausamen Handlung, wie der Errichtung des Galgens. Haman gefiel der Vorschlag gut. Es war sicherlich schlimm, dass dieser Mann keine besseren Ratgeber hatte.
Posted on: Thu, 20 Jun 2013 15:31:21 +0000

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