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Evangeliums-Rundfunk Berliner Ring 62 • 35576 Wetzlar Tel.: 06441 957-0 • Fax: 06441 957-140 Sendungsnummer: 107444 Sendereihe: „Durch die Bibel“ Autor: Dr. Vernon McGee Überarbeitet u. gelesen: Hugo Danker Bibeltext: Hiob 41, 1 – 42, 17 Sendedaten: 01. August 2005, 22.00 Uhr Im 40. Kapitel wurde der Unterschied zwischen dem Behemot und dem Leviatan darge-stellt und erklärt, dass die Bezeichnung „Leviatan“ auf ein Zeitwort zurückgeht, das soviel wie sich „winden oder wenden“ bedeutet. Die wörtliche Übertragung von Leviatan heißt „der Sich–Windende“ und lässt eine Schlangenart vermuten und er ist, wie der Behemot, als Repräsentant des Bösen zu verstehen. Der Leviatan lebt im Meer und er war dem Zu-griff des Menschen entzogen (40,25 -41,1). Mit keinem Werkzeug des Fischfangs würde es dem Menschen gelingen, den Leviatan einzufangen. Darum hatte es der Leviatan über-haupt nicht nötig, den Menschen gute Worte zu geben, damit er seine Freiheit behalten kann. Und die außergewöhnliche Gestalt des Leviatans löste beim Menschen schon Ent-setzen aus. Denn schon sein bloßer Anblick reiche aus, um einen Menschen vor Schrecken niederzustrecken. 1 Siehe, jede Hoffnung wird an ihm zuschanden; schon wenn einer ihn sieht, stürzt er zu Boden. 2 Niemand ist so kühn, dass er ihn zu reizen wagt. - Wer ist denn, der vor mir bestehen könnte? 3 Wer kann mir entgegentreten, und ich lasse ihn unversehrt? Unter dem ganzen Himmel ist keiner! 4 Ich will nicht schweigen von seinen Gliedern, wie groß, wie mächtig und wohlge-schaffen er ist. 5 Wer kann ihm den Panzer ausziehen, und wer darf es wagen, ihm zwischen die Zähne zu greifen? 6 Wer kann die Tore seines Rachens auftun? Um seine Zähne herum herrscht Schrecken. 7 Stolz stehen sie wie Reihen von Schilden, geschlossen und eng aneinandergefügt. 8 Einer reiht sich an den andern, dass nicht ein Lufthauch hindurchgeht. 9 Es haftet einer am andern, sie schließen sich zusammen und lassen sich nicht trennen. 10 Sein Niesen lässt Licht aufleuchten; seine Augen sind wie die Wimpern der Mor-genröte. 11 Aus seinem Rachen fahren Fackeln, und feurige Funken schießen heraus. 12 Aus seinen Nüstern fährt Rauch wie von einem siedenden Kessel und Binsen-feuer. 13 Sein Odem ist wie lichte Lohe, und aus seinem Rachen schlagen Flammen. Gott sprach von diesem Furcht einflößenden Tier, um Hiob klar zu machen, dass der Mensch in keiner Weise vor dem HERRN bestehen könnte. Er beschrieb Hiob ausführlich das Aussehen des Leviatans. Dessen machtvolle Erscheinung, seinen schützenden Panzers aus widerstandsfähiger Haut, seinem Kiefer, die kein Mensch mit bloßen Händen aufstemmen konnte, und seinen scharfen Zähnen. Und Gott erklärte, dass auch die Bewe-gungen, die dieses Riesentier mit seiner Nase, mit seinen Augen und mit seinem Maul machte, die Menschen in Panik versetzten. Wie bei einem Krokodil, das lange unter Was-ser bleiben konnte, plötzlich auftaucht, um Luft zu holen, und dabei Wasser aus den Nüs-tern blies, so würde dieser Sprühnebel im Sonnenlicht, wie eine lichte Lohe glänzen. Wenn das Reptil aus dem Wasser auftauchte, dann sah man zuerst seine kleinen Augen, die Katzenaugen ähnelten. Wie Fackeln und wie feurige Funken stieg es aus dem Rachen und aus seinen Nüstern auf. Mit diesem Bild wollte Gott das Furcht erregende Wesen dieses wilden Tieres noch deutlicher herausstellen. Und wenn Hiob bereits von Schrecken erfasst würde, wenn er den Leviatan erblickte, wie könnte er es dann wagen, gegen seinen Schöpfer aufzubegehren, um ihm zu sagen, dass er falsch gehandelt habe!? Denn selbst im Vergleich mit diesem wilden Tier war Hiob hilflos und schwach. Verglichen aber mit dem Allmächtigen war er ohnmächtig. 14 Auf seinem Nacken wohnt die Stärke, und vor ihm her tanzt die Angst. 15 Die Wampen seines Fleisches haften an ihm, fest angegossen, ohne sich zu bewegen. 16 Sein Herz ist so hart wie ein Stein und so fest wie der untere Mühlstein. 17 Wenn er sich erhebt, so entsetzen sich die Starken, und vor Schrecken wissen sie nicht aus noch ein. 18 Trifft man ihn mit dem Schwert, so richtet es nichts aus, auch nicht Spieß, Ge-schoss und Speer. 19 Er achtet Eisen wie Stroh und Erz wie faules Holz. 20 Kein Pfeil wird ihn verjagen; die Schleudersteine sind ihm wie Spreu. 21 Die Keule achtet er wie einen Strohhalm; er spottet der sausenden Lanze. 22 Unter seinem Bauch sind scharfe Spitzen; er fährt wie ein Dreschschlitten über den Schlamm. 23 Er macht, dass die Tiefe brodelt wie ein Topf, und rührt das Meer um, wie man Salbe mischt. 24 Er lässt hinter sich eine leuchtende Bahn; man denkt, die Flut sei Silberhaar. 25 Auf Erden ist nicht seinesgleichen; er ist ein Geschöpf ohne Furcht. 26 Er sieht allem ins Auge, was hoch ist; er ist König über alle stolzen Tiere. Der Mann, den wir als Kämpfer gegen Gott kennen gelernt haben, begegnet uns nun als ein Anbetender, als jemand, der seine Sünde bekannte und der deshalb die göttliche Ver-gebung empfing. Die Offenbarung der Herrlichkeit Gottes hat ihn zu einer nie zuvor er-lebten Erfahrung der göttlichen Vergebung geführt. Es war so, wie es der Apostel Paulus im Römerbrief Kapitel 3, Vers 23 ausgedrückt hat: “Sie sind allesamt Sünder und erman-geln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten!” Wortwörtlich heißt es: „Alle haben ge-sündigt und die Herrlichkeit verloren, die Gott ihnen zugedacht hatte.“ Hand in Hand mit der Erkenntnis seiner Sündhaftigkeit gab es dann auch ein neues Vertrauen in Gottes Für-sorge. Und nun fahren wir mit dem 42. Kapitel fort: 1 Und Hiob antwortete dem HERRN und sprach: 2 Ich erkenne, dass du alles vermagst, und nichts, das du dir vorgenommen, ist dir zu schwer. In seiner ersten Antwort gab Hiob seine Begrenztheit zu, als ihn Gott mit den vielen Wun-dern in der Natur konfrontierte. Dennoch hatte Hiob weder die Souveränität Gottes aner-kannt, noch hatte er seinen Stolz als Sünde bekannt. In seiner zweiten Antwort an Gott tat Hiob endlich diesen Schritt. Er war von der Kraft und von der Wildheit des Behemot und des Leviatan so überwältigt und er hatte seine eigene Unfähigkeit erkannt, das Böse besiegen oder beherrschen zu können, für das diese beiden Tiere symbolisch standen. Und so wurde sich Hiob jetzt von neuem der Allmacht Gottes bewusst und seine Worte: „Ich erkenne, dass du alles vermagst“, die machten deutlich, wie töricht es von ihm gewe-sen war, Gottes Herrschaft in Frage zu stellen. Hiobs Versuche, Gottes Pläne zu durch-kreuzen, die hatten sich als völlig vergeblich herausgestellt. 3 »Wer ist der, der den Ratschluss verhüllt mit Worten ohne Verstand?« Darum hab ich unweise geredet, was mir zu hoch ist und ich nicht verstehe. Und dann zitierte Hiob selbst die Frage, die ihm von Gott gestellt worden war, nämlich: „Wer ist der, der den Ratschluss verhüllt mit Worten ohne Verstand?” Damit wollte er deutlich machen, dass Gott wirklich Recht hatte. Er, Hiob, hatte geredet, ohne Erkenntnis zu besitzen, und das hatte auch Elihu schon zuvor erklärt. Hiob habe von Zusammenhängen der Schöpfung gesprochen, die er aber gar nicht begreifen konnte, die für ihn viel zu hoch waren. Und so verwarf Hiob seine frühere Ansicht, dass Gott unfähig sei, die Welt in Gerechtigkeit zu regieren. Und auch die Anklagen Gottes hatte er nun fallen lassen. 4 »So höre nun, lass mich reden; ich will dich fragen, lehre mich!« 5 Ich hatte von dir nur vom Hörensagen vernommen; aber nun hat mein Auge dich gesehen. Und noch einmal zitierte Hiob hier die Worte des HERRN. Und zwar diejenigen, mit denen Gott ihn aufgefordert hatte, ihm doch zu antworten. Und Hiob gab dann schließlich zu, dass er Gottes Prüfung nicht bestanden habe. Er habe von Gottes Handeln bisher nur vom Hörensagen gehört, denn er, der Ankläger Gottes, sei bei der Schöpfung gar nicht dabei gewesen. Ein Tatbestand, auf die der HERR schon bei seiner ersten Rede hingewiesen hat-te. Hiob hatte also vieles von Gottes Schöpfung gar nicht erkennen können. Seine ganze Schau war nur äußerst begrenzt und sie stammte auch nur aus zweiter Hand. Als sich nun Gott unmittelbar an Hiob gewandt hatte, machte dieser eine Erfahrung, die weit über seine bisherige Erkenntnis hinausging. Und so sagte er: „Nun hat mein Auge dich gesehen!” Und dieses Schauen Gottes, war eine geistliche Sicht und die vermehrte dann auch die Einsicht Hiobs und veranlasste ihn, sich vor Gott zu beugen. Er erkannte, dass diese neu gewonnene Gotteserkenntnis mit seinen früheren, von Unwissenheit geprägten Vorstellungen überhaupt nicht zu vergleichen war. Und so beendete diese persönliche Begegnung Gottes seine Einwände und sie vergrößerte gleichzeitig seine Ehrfurcht vor dem allmächtigen Gott. 6 Darum spreche ich mich schuldig und tue Buße in Staub und Asche. Nachdem Hiob Einblick in die Wege und in das Wesen Gottes bekommen hatte, d. h. in seine Schöpferkraft, in seine absolute Herrschaft, in seine Fürsorge und in seine Liebe, da bekannte er, dass er unwürdig sei - und er tat aufrichtig Buße. Denn die Worte: „Darum spreche ich mich schuldig!“ die bedeuteten, dass Hiob jetzt seine früheren, voller Stolz vorgebrachten Anschuldigungen gegen Gott wirklich bereute. Gott hatte ihn wegen seiner Anklagen und wegen seines Misstrauens ihm gegenüber zurechtgewiesen. Und deshalb tat Hiob nun in Staub und Asche Buße, womit er nachdrücklich jetzt seine Ergebenheit zum Ausdruck brachte. Denn wenn jemand Staub in die Luft warf oder sich in die Asche setzte oder sich Asche auf sein Haupt streute, dann wollte er damit seine Demut ausdrü-cken (Jes 58,5; Dan 9,3). Zuvor hatte Hiob noch auf diese Art und Weise über seinen verlorenen Besitz getrauert. Doch nun trauerte er über seine sündige Reaktion. Aber ganz offensichtlich hat Hiob keine Buße für jene Sünden getan, die ihm von seinen drei Freunden zur Last gelegt worden waren. Er hielt an seiner Überzeugung fest, dass sein Leiden keine Strafe für Sünden sei, die er vor seinem Unglück begangen hatte. Vielmehr waren die Bitterkeit und der Stolz nur die Folge davon gewesen, nachdem Hiob alles verloren hatte. Darauf war auch Elihu zuvor eingegangen. Denn zuerst war ja Hiobs Reaktion auf das Leid beispielhaft gewesen. Nun aber erkannte er, dass es ihm nicht möglich war, der Aufforderung Gottes nachzukommen, es Gott gleichzutun. Und Hiob hatte schließlich auch eingesehen, dass Gott dem Menschen gegenüber zu nichts verpflichtet war. Und das beendete seine Fragen, wie auch seinen Unmut. Gott hatte zu ihm gesprochen, und nun war Hiob bereit, ihm wieder zu vertrauen. Und er wollte Gott auch dann vertrauen, wenn er seine Wege nicht verstehen konnte. Damit kommen wir zu dem Nachwort im Buch Hiob. Dieser Abschnitt ist, wie der Beginn des Buches, in den Kapiteln 1 und 2 in Prosa ver-fasst. Und Gott wandte sich daraufhin den drei Kritikern zu, ehe er Hiobs Wohlstand wiederherstellte und ehe er ihm noch einmal eine Familie schenkte. 7 Als nun der HERR diese Worte mit Hiob geredet hatte, sprach er zu Elifas von Teman: Mein Zorn ist entbrannt über dich und über deine beiden Freunde; denn ihr habt nicht recht von mir geredet wie mein Knecht Hiob. 8 So nehmt nun sieben junge Stiere und sieben Widder und geht hin zu meinem Knecht Hiob und opfert Brandopfer für euch; aber mein Knecht Hiob soll für euch Fürbitte tun; denn ihn will ich erhören, dass ich nicht töricht an euch handle. Denn ihr habt nicht recht von mir geredet wie mein Knecht Hiob. 9 Da gingen hin Elifas von Teman, Bildad von Schuach und Zofar von Naama und taten, wie der HERR ihnen gesagt hatte. Und der HERR erhörte Hiob. In diesen zwei Versen bezeichnete Gott Hiob gleich viermal als „mein Knecht”. Das deutet darauf hin, dass Hiob nun wieder zum vertrauensvollen und gehorsamen Knecht Gottes geworden war. Doch es erinnert uns sicherlich auch an den leidenden Gottesknecht aus Jesaja 53. Dann aber wandte sich der HERR an Elifas und er sprach von dem Zorn, den er gegen ihn und gegen seine beiden Gefährten hegte. In ähnlicher Weise hatte auch schon Elihu auf die Reden der drei Freunde reagiert. Die drei hatten gemeint, Gott verteidigen zu müssen, nun aber mussten sie sich selbst verteidigen. Hiob hatte es ihnen vorausgesagt, dass die Sache für sie kein gutes Ende nehmen würde, und so war es auch. Sie glaubten, Gottes Wege zu kennen, aber diesen Ausgang hatten sie nicht erwartet! Indem die drei darauf bestanden, dass das Leid immer eine Strafe für begangene Sünden sei, hatten sie Gottes Wege eingeschränkt. Und so hatten sie schließlich auch den unschuldigen Hiob in grausamer Weise beschuldigt. Doch hatte Hiob recht von Gott geredet? Hatte er nicht immer wieder voller Stolz den HERRN zum Rechtsstreit herausgefordert und hatte er ihn nicht der Ungerechtigkeit angeklagt? Sicherlich, doch Hiob hatte für seine vermessenen Anklagen Buße getan, und deshalb hatte Gott ihn auch wieder angenommen. Hiob hatte Gott auch niemals geflucht, obwohl Satan das vorhergesagt hatte, dass er dieses tun werde. Und so lobte Gott Hiob wegen seines unnachgiebigen Verlangens nach der Wahrheit und er tadelte die drei Freunde, weil sie sich diesem, seinem Verlangen entgegen gestellt hatten. Zwar hatte Hiob lange mit Gott gestritten, doch er hatte ihm nie abgeschworen. Seine Auffassung von der Macht und der Weisheit Gottes war besser, als die Ansichten seiner drei Freunde. Das große Opfer, das von ihnen verlangt wurde, zeigt an, wie sehr die drei Freunde die Gunst Gottes verloren hatten. Und das, trotz der wunderschönen Aussagen in ihren Re-den, die auch sehr viel geistliche Wahrheit enthielten. Zu ihrer Überraschung und zu ihrem Verdruss befahl ihnen der HERR, ihm ein großes Brandopfer mit sieben jungen Stieren und sieben Widdern darzubringen. Hiob sollte für sie Fürbitte tun. Das erinnert uns an seine frühere Tätigkeit als Priester. Und wie wir wissen, waren die drei Freunde so nie für ihn eingetreten. Jetzt aber sollte sich Hiob, den sie zuvor verdammt und gequält hatten, für sie einsetzen. Sicherlich eine bittere Ironie! Dazu schrieb der Apostel Paulus: „Liebe Brüder, wenn ein Mensch etwa von einer Verfehlung ereilt wird, so helft ihm wieder zu recht mit sanftmütigem Geist” (Gal 6,1). Hiob hatte ganz offensichtlich eine neue Bezie-hung zu Gott, zu seinen Freunden und zu sich selbst gefunden. 10 Und der HERR wandte das Geschick Hiobs, als er für seine Freunde Fürbitte tat. Und der HERR gab Hiob doppelt soviel, wie er gehabt hatte. Gott erhörte das Gebet Hiobs für seine Freunde. Mit seiner Fürbitte trat Hiob neben sol-che Beter wie Abraham, der für Abimelech betete, und neben Mose, der für den Pharao betete. Dem Anschein nach war für Gott das kostbare Opfer noch nicht genug, denn er erwartete zusätzlich das fürbittende Gebet. Möglicherweise war dies ein Hinweis darauf, dass auch das damalige Opfer zur Tilgung der Sünde nicht ausreichte. Überraschend war aber auch, dass sogar der materielle Reichtum Hiobs wiederhergestellt wurde, während er betete. Als seine Aufmerksamkeit auf die geistlichen Bedürfnisse anderer gerichtet war, da fielen ihm von Gott alle diese Dinge wieder zu. 11 Und es kamen zu ihm alle seine Brüder und alle seine Schwestern und alle, die ihn früher gekannt hatten, und aßen mit ihm in seinem Hause und sprachen ihm zu und trösteten ihn über alles Unglück, das der HERR über ihn hatte kommen lassen. Und ein jeder gab ihm ein Goldstück und einen goldenen Ring. Hiob hatte Gottes Erhabenheit erkannt, und er hatte Buße getan. Das aber ebnete auch den Weg dafür, dass er seinen drei Freunden vergeben und dass er im Gebet für sie ein-treten konnte. Seine Bereitschaft zu verzeihen, setzte wiederum den Segen Gottes über Hiob frei. Seine schmerzhafte Krankheit wurde geheilt. Alle Brüder und Schwestern Hiobs und alle, die ihn früher gekannt hatten, die ihn aber im Stich gelassen hatten, die hörten von seiner Wiederherstellung. Sie kamen und sie aßen mit ihm in seinem Hause. Sie trös-teten ihn über sein vergangenes Unglück, obwohl es ihn sicherlich mehr getröstet hätte, wenn sie früher zu ihm gekommen wären. Das Leid war, wie Hiob selbst erkannt hatte, vom HERRN zugelassen, auch wenn Satan der Ausführende gewesen war. Die Verwandten und die Bekannten bewiesen ihre Freundlichkeit, indem jeder ihm ein Goldstück und ei-nen goldenen Ring gaben, womit entweder ein Stirnreif (1. Mose 24,22) oder ein Ohrring (1. Mose 35,4) gemeint war. Und dann finden wir hier nachstehend eine Beschreibung aller geistlichen und materiellen Gaben Gottes, von denen aber die geistlichen Segnungen sicherlich die Bedeutungsvollsten waren. 12 Und der HERR segnete Hiob fortan mehr als einst, so dass er vierzehntausend Schafe kriegte und sechstausend Kamele und tausend Joch Rinder und tausend Eselinnen. Gott segnete Hiob über Bitten und Verstehen. Er gab ihm doppelt so viele Herden, wie er zuvor besessen hatte. Und so ging es ihm in seinen letzten Lebensjahren besser als je zuvor. Möglicherweise verwendete er das Gold, das er von seinen Brüdern, Schwestern und Bekannten bekommen hatte, um neue Herden zu erwerben, die sich im Laufe der Zeit weiter beträchtlich vergrößerten. Bedeutete der Überfluss an materiellen Segnungen, dass die Meinung der drei Freunde am Ende doch richtig war? Denn sie hatten ja gesagt, dass auf die Buße stets der Wohlstand folgen würde. Ganz bestimmt nicht. Denn dass Gott Hiob wieder zu Wohlstand kommen ließ, war ein Geschenk seiner Gnade. Weil aber Hiob, ohne es zu wissen, Satan zum Verstummen gebracht hatte, dass er Gott eben nicht verfluchte, und weil er wegen seines Stolzes Buße getan hatte, darum sollte er auch nicht mehr länger leiden. Und als Gott ihm seinen früheren Besitz wiedergegeben hatte, zeigte das, dass der HERR ihn wiederhergestellt hatte. Darüber hinaus wird in dem Buch Hiob der allgemein biblische Grundsatz nicht bestritten, dass Gott den Gerechten segnet. Doch die Bibel macht auch deutlich, dass dieser Grundsatz hier auf Erden keine ausschließliche Gültigkeit hat. Denn Gott verfolgt seine eigenen Ziele, wenn er die Menschen segnet oder wenn er ihnen seine Gnadengaben vorenthält. 13 Und er bekam sieben Söhne und drei Töchter 14 und nannte die erste Jemima, die zweite Kezia und die dritte Keren-Happuch 15 Und es gab keine so schönen Frauen im ganzen Lande wie die Töchter Hiobs. Und ihr Vater gab ihnen Erbteil unter ihren Brüdern. Hiobs Kummer über den Verlust seiner zehn Kinder wurde durch die Geburt von wie-derum zehn Kindern erleichtert, wenn sie auch nicht ganz beseitigt. Doch Hiob hatte seine Söhne und Töchter, die gestorben waren, nicht wirklich verloren; sie waren immer noch die Seinen. Hier erfahren wir, wie seine drei Töchter hießen, während uns die Namen der übrigen sieben Kinder nicht mitgeteilt werden. Jemima bedeutet soviel wie Turteltaube, Kezia bedeutet Zimtduft und Keren-Happuch bedeutet Horn für die Augenschminke. Diese Namen zeugen von der Schönheit und der Anmut, für welche die Mädchen bekannt waren. Interessant ist, dass die Töchter Hiobs mit ihren Brüdern das Erbteil teilten. Und das war zu jener Zeit eine ungewöhnliche Tatsache. Denn aus der Geschichte Israels erfahren wir, dass eine Tochter nur dann das Vermögen ihres Vaters erben konnte, wenn sie keine Brüder hatte (4. Mose 27,8). 16 Und Hiob lebte danach hundertundvierzig Jahre und sah Kinder und Kindes-kinder bis in das vierte Glied. 17 Und Hiob starb alt und lebenssatt. Nach seiner schweren Prüfung lebte Hiob noch weitere hundertundvierzig Jahre. Wenn er etwa 70 Jahre zählte, als das Unheil über ihn hereinbrach, dann war er am Ende seines Lebens etwa 210 Jahre alt. Nach der jüdischen Tradition betrug die Zahl der Jahre nach Hiobs Wiederherstellung 140 Jahre, also genau das Doppelte seines vorherigen Alters. Hiob sah seine Nachkommen bis in die vierte Generation, d.h. er lebte so lange, dass er noch seine Ururenkel sehen konnte. Sein Tod trat also nicht ein, als er durch all seine Ver-luste hart geprüft wurde. Damals sehnte er sich nach dem Tod, doch der trat erst viel später ein, als er alt und lebenssatt war. Und so behandelt das Buch Hiob, die beiden schwierigsten Fragen für den gläubigen Menschen: - die Frage nach dem Leid – und die Frage nach der Beziehung zwischen Mensch und Gott. Das Buch Hiob ist möglicherweise das älteste Buch der ganzen Bibel überhaupt. Aber Hiobs Erfahrung macht deutlich, dass die Verehrung Gottes durch den Menschen nicht auf eine Art Geschäftsvertrag gründet ist, der dem Menschen schließlich eine materielle Belohnung für seine Frömmigkeit garantiert. Und die Beziehung des Menschen zu Gott folgt auch keinen bestimmten Gesetzen, wodurch Gott dazu verpflichtet wäre, den Menschen jede gute Tat zu belohnen. Vielmehr kommt es dem Menschen zu, sich ganz auf Gott zu verlassen, ihn unabhängig von den Umständen zu verehren und darauf zu vertrauen, dass er vollkommen ist, selbst auch dann, wenn man seine Wege nicht begreifen kann. Und wenn Menschen in Not sind, dann bedeutet das nicht, dass Gott sie verlassen hat. Vielmehr verfolgt er mit ihnen ganz bestimmte Pläne, welche die Leidenden vielleicht gar nicht erkennen. Der Gläubige aber soll bekennen, dass Gott hinter allem steht, und dass er ihn immer noch liebt und dass er sich um ihn kümmert. Das hatte auch Hiob so erfahren. Und dadurch wurde sein Vertrauen zu Gott viel größer, denn er wusste nun, dass der Mensch die Wege des HERRN nicht in Frage zu stellen braucht. Gottes Wege sind unerforschlich und oftmals rätselhaft, aber sie dienen uns immer zum Besten. Und so entlässt uns das Schlusswort hier mit einer festen Hoffnung, aber nicht mit einer endgültigen Antwort auf Frage unseres Leidens. Es mögen nicht alle Kinder und Diener Gottes so behandelt werden wie einst Hiob. Dennoch können wir alle die Gewissheit ha-ben, wie paradox uns das Leben auch manchmal erscheinen mag, dass Gott die ganze Welt und jedes einzelne menschliche Leben in seiner Hand hält. Und so weist der schein-bare Widerspruch im Buch Hiob für uns bereits voraus auf das Geschehen von Golgatha. William Neil schließt seinen Kommentar mit den Worten ab: „Wir haben den Kern der Bot-schaft des Buches Hiob gefunden, wenn wir sagen können: Nichts hab ich zu bringen, darum verlasse ich mich allein auf das Kreuz Jesu Christi!“ Von daher ist es gut, wenn wir die Worte des Apostel Paulus aus Röm. 8,35 - 39 nachsprechen können: „Wer will uns scheiden von der Liebe Christi? Trübsal oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder Blöße oder Gefahr oder Schwert? wie geschrieben steht (Psalm 44,23): ‚Um deinetwillen werden wir getötet den ganzen Tag; wir sind geachtet wie Schlachtschafe.’ Aber in dem allem überwinden wir weit durch den, der uns geliebt hat. Denn ich bin gewiss, dass we-der Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch eine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn!”
Posted on: Sat, 31 Aug 2013 16:13:07 +0000

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