Faschismus wäre verstehbar. Wenn man denn wollte. Faschismus ist - TopicsExpress



          

Faschismus wäre verstehbar. Wenn man denn wollte. Faschismus ist wie ein Krebsgeschwür, das - kaum wähnt man es besiegt - wieder Metastasen bildet. Krisen und Bedrohungssituationen sind sein Nährboden. Das ist nicht weiter erstaunlich. Denn seinem Wesen nach ist Faschismus Rache an der Hinfälligkeit des Lebens und damit am Leben selbst - Rache, die nach Repräsentation der Hinfälligkeit des Lebens in der Aussenwelt sucht und diese in Seiendem findet, welches Schwachheit symbolisiert (Jaspers, Eagleton & Co. lassen grüssen). Nur so - im Festmachen der Hinfälligkeit an Seiendem, welches Hinfälligkeit symbolisiert - kann Rache sich selbst vormachen, kein verzweifelter Selbsthass zu sein, der aus Lebensangst resultiert. Diese Lebensangst (welche dasselbe ist wie Todesangst) begegnet ihrerseits in ausserweltlich Bedrohlichem: im Fremden, Andersartigen, Unverstandenen. So wundert auch nicht, dass Faschismus überall Bedrohung sieht und alles Schwache und Schwachgesetzte verachtet. Bloss ist von solchen Zusammenhängen in einer Psychologie, die von einem hermeneutischen Sich-zu-sich-Verhalten (oder einer "verstehenden Selbstauslegung des Daseins") abstrahiert und die Philosophie ignoriert, kaum je die Rede. Doch solange Menschen in ihrer Theoriebildung oder auf eine der zahlreichen anderen Arten vor ihrem eigenen Verstehen fliehen, bleibt der Faschismus in allen seinen Erscheinungsformen ein Rätsel, gegen welches man sich kaum wehren kann. Denn man muss den "Feind" kennen, mit dem man es zu tun hat.
Posted on: Sun, 29 Sep 2013 16:41:39 +0000

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