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Finanzprodukte: hab ichs doch gesagt...................Der Wolfgang Münchau kommt von der Financial Times und ist m.E. ein ganz Schlauer......das meine ich ehrlich Wir alle wissen,wie das Spiel endet. Wenn man die Blasenbildung beenden will,muss man es anders machen.Zum einen hätte man besonders in Europa die Banken viel früher rekapitalisieren müssen, sodass sie heute wieder normale Kredite zu normalen Zinsen vergeben könnten. Und man hätte diese toxischen Produkte direkt regulieren oder verbieten müssen, zumindest auf der Ebene der G 20...... 23. Oktober 2013, 17:42 Uhr Gefährliche Finanzprodukte Willkommen zurück im Spielcasino! Eine Kolumne von Wolfgang Münchau Minizinsen, toxische Produkte, politisches Laissez-faire: Im Jahr 2013 agiert die Finanzwirtschaft so, als hätte es nie eine Krise gegeben. Es braut sich der gleiche gefährliche Mix zusammen wie vor sechs Jahren. Was hat sich das Nobelpreis-Komitee nur dabei gedacht, als es dieses Jahr den Preis für die Wirtschaftswissenschaften der Finanzmarktökonomie widmete - gerade mal sechs Jahre nach Ausbruch der größten Finanzkrise? Für mich ist es das Symbol, dass die Finanzwirtschaft rehabilitiert ist, dass wir in unseren Köpfen die Finanzkrise jetzt wieder verdrängen und wieder da anknüpfen, wo wir 2007 aufgehört haben. Damals hatten sich Absolventen von Finanzstudiengängen an der Wall Street eine goldene Nase verdient. Der Markt für exotische Kreditderivate explodierte. Und in Deutschland herrschte eine große Koalition. Wer im August 2007 in ein Koma gefallen und vor zwei Wochen aufgewacht wäre, hätte sich lediglich darüber gewundert, dass Robert Shiller, Eugene Fama und Lars Peter Hansen erst jetzt ihren Nobelpreis bekommen hätten. Erinnern Sie sich noch an die großen Debatten damals im September und Oktober 2008 kurz nach dem Zusammenbruch der amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers? Es herrschte unter Politikern und Experten eine revolutionäre Stimmung. Man wollte den globalen Kapitalismus von Grund auf erneuern. Man wollte die Finanzmärkte anders regulieren und wirtschaftliche Ungleichgewichte eingrenzen. Volkswirte forderten eine Abkehr von Modellen, in denen so getan wurde, als gäbe es keine Finanzmärkte. Alle gelobten Besserung. Der Londoner Gipfel der 20 größten Industriestaaten versprach im April 2009 eine bessere internationale Koordination, bessere Regulierung der Finanzmärkte, eine zügige Rekapitalisierung der Banken und bessere Ausstattung der internationalen Institutionen. Nie wieder sollten Finanzmärkte eine systemische Gefahr für den Wohlstand der Welt darstellen. Pustekuchen. Fast nichts von dieser Liste ist passiert. Die globale Koordination stockt. In Europa streiten wir uns immer noch über das Kleingedruckte der Bankenunion. Und vor allem aber: Die Finanzbranche boomt wieder - nicht zugunsten der Krisenländer, sondern genau da, wo wir es am wenigsten brauchen. Viele der Drei-Buchstabenprodukte des vergangenen Jahrzehnts erleben in diesem Jahr ihr Comeback. Erinnern sie sich noch an den CDO - Collateralised Debt Obligation - ein Produkt, das wiederum andere Produkte enthält, die ihrerseits einen Haufen von Krediten in handelbare Wertpapiere umgeformt haben? Momentan handelt es sich bei diesen Krediten nicht um Hypotheken, sondern um Firmenkredite. Deren ultimatives Verbriefungsprodukt ist der CLO - Collateralised Loan Obligation. Das Prinzip ist aber dasselbe, immer dasselbe. Mit der Finanzkrise waren CLOs fast völlig verschwunden. In diesem Jahr steuern wir wieder auf die Rekordmarke von 2007 zu. Schulden mit Erdbeeren begleichen Das gleiche gilt auch für die exotischen Varianten. Im Frühjahr 2007 wunderte man sich über Anleihen, bei denen man die normalerweise üblichen Vertragsklauseln wegwischte. Das erhöhte das Risiko für Anleger und gab Schuldnern mit geringer Bonität Zugang zu Geld. Wir erleben jetzt sogar die Wiedergeburt einer damals totgesagten Spezies. Hierbei handelt es sich um Anleihen, bei denen der Schuldner im Falle der Zahlungsunfähigkeit nicht mehr Geld bezahlen muss, sondern mit neuen Anleihen oder anderen nicht-liquiden Werten. Der offizielle Name ist Payment-in-Kind Toggle Note, oder PIK. Sie könnten ihre Schulden dann mit Erdbeeren begleichen. Einer der Gründe für das hohe Tempo der Finanzinnovationen ist die Kluft zwischen den offiziellen Zinsen der Zentralbank - die nahe Null liegen - und den exorbitant hohen Marktzinsen für Unternehmenskredite. Wenn Anleger negative Realzinsen an den Märkten erhalten, dann ist die Nachfrage nach riskanten Produkten für höhere Zinsen entsprechend groß. Und Firmen sind bereit, hohe Zinsen zu zahlen, wenn die Kredite ihrer Bank noch höher sind. Es sollte niemanden überraschen, dass sich unter den jetzigen Bedingungen ein solcher Markt bildet. Die niedrigen Inflationsraten und die schwache Konjunktur erlauben momentan keinen Anstieg der Zinsen. Wer jetzt höhere Zinsen fordert, um die Blasenbildung zu bekämpfen, fordert den Selbstmord aus Angst vor dem Tod. Wir alle wissen, wie das Spiel endet Wenn man die Blasenbildung bekämpfen will, muss man es anders machen. Zum einen hätte man gerade in Europa die Banken viel früher rekapitalisieren müssen, so dass sie heute wieder normale Kredite zu normalen Konditionen vergeben. Und man hätte diese toxischen Produkte direkt regulieren oder sogar verbieten müssen, zumindest auf der Ebene der G20. Es ist aber nichts dergleichen geschehen. Nicht alle Preisblasen sind gefährlich. In Finanzmärkten gehen Preise hoch und runter. Ein Crash ist nicht immer ein Grund zur Sorge. Was die Blase 2007 so gefährlich machte, waren nicht die Produkte an sich, sondern die Überschuldung der Haushalte und die globale Vernetzung des Finanzsystems. Die Finanzglobalisierung hat sich etwas abgeschwächt. Haushalte haben ihre Schulden zum Teil getilgt. Diese Blase wird also nicht gleich sofort platzen. Da wir ihr aber nichts entgegensetzen, wird sie sich weiter aufblähen. Wieder einmal treffen billige Zinsen, toxische Finanzprodukte, eine Finanzeuphorie und politischer Unwille aufeinander. Wir sind wieder mal im Casino. Und wir alle wissen, wie das Spiel endet. URL: spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/finanzmaerkte-die-euphorie-und-die-risiken-sind-zurueck-a-929536.html © SPIEGEL ONLINE 2013 Alle Rechte vorbehalten
Posted on: Wed, 23 Oct 2013 16:45:12 +0000

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