Gedanken zum 9.11. Obwohl mit der Öffnung der Mauer das - TopicsExpress



          

Gedanken zum 9.11. Obwohl mit der Öffnung der Mauer das wichtigste Ereignis im Zuge der „Wende“ 1989/90 am 9.11. stattfand, haben sich die Politiker ihrer Zeit dafür entschieden dennoch den 3.10. zum Tag der Deutschen Einheit zu küren, weil der 9.11. als „Schicksalstag der Deutschen“ historisch bereits zu sehr belastet war, bspw. durch die Reichspogromnacht. Ich bedaure das, denn gerade weil das Gedenken an diesem Tag nicht nur mit Freude erfüllt, sondern auch mit Trauer und Wut, wäre es ein viel besserer Nationalfeiertag. Als junger Demokrat fühle ich mich an diesem Tag daran ermahnt, dass wir die gesellschaftlichen Errungenschaften der letzten Jahrzehnte, die uns oft zu selbstverständlich erscheinen, immer wieder neu erkämpfen und verteidigen müssen. Wenn ich dann erleben muss, wie bei uns unschuldige Flüchtlinge, die oft traumatische Erlebnisse verarbeiten müssen, in ihrer Freiheit existenziell beschränkt, regelrecht kriminalisiert und durch ein sinnloses Wertgutscheinsystem gedemütigt werden, verstehe ich, dass wir längst nicht so sozial und so demokratisch sind, wie wir es von uns glauben. Besonders wütend macht mich, mit welchem Ehrgeiz Landrat Schröter (SPD) an diesem System festhält, obwohl er sich damit schon zweimal über Kreistagsbeschlüsse hinweggesetzt hat, obwohl viele engagierte Bürger und auch hochrangige Politiker, bis hin zu seinem eigenen Parteivorsitzenden Gabriel, sich davon distanzieren und obwohl das Medienfeedback auf die Initiative „Willkommen in Oberhavel“ seit Wochen dafür sorgt, dass inzwischen schon bundesweit über das Politikverständnis in Oberhavel die Köpfe geschüttelt werden. Schröter wird nicht müde zu behaupten, er müsse sich dabei an die Gesetzgebung halten, doch das ist falsch und eine Beleidigung für den Großteil der übrigen Landkreise in Brandenburg, denen er damit unterstellt, sie hätten Gesetze gebeugt, als sie ihre Wertgutscheinsysteme abgeschafft hatten. Und doch ermutigt mich die Demokratie, denn nur dadurch ist es unseren Bürgern möglich sich für ihre Flüchtlinge so erfolgreich zu engagieren, wie es die wachsende Initiative „Willkommen in Oberhavel“ vormacht. Hier kaufen Bürger Flüchtlingen ihre Wertgutscheine ab und erleben dadurch selbst, was unschuldigen Menschen bei uns zugemutet wird. Wenn wir in Oberhavel das Gutscheinsystem selbst schon nicht abschaffen können, so können wir wenigstens erreichen, dass kein Flüchtling mehr dadurch gedemütigt wird. Dafür können wir noch mehr Unterstützung gebrauchen, gerade im Gedenken an den 9. November.
Posted on: Sat, 09 Nov 2013 09:46:25 +0000

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