Gleichheit und Repräsentation. Der Sozialpakt, auf dem die - TopicsExpress



          

Gleichheit und Repräsentation. Der Sozialpakt, auf dem die modernen Demokratien basieren, wird zwischen vorgeblich homogenen und gleichgestellten Individuen geschlossen, die Wahlmehrheiten konstituieren, um sich auf Grundlage des Repräsentationsprinzips zu regieren. Homogenität und Gleichheit sind jedoch reine Illusionen. Sie werden gewaltsam aufgezwungen, schaffen lediglich Ungleichheit und fördern Privilegien. Was die Wahlmehrheiten angeht, sind sie nichts als ein fiktives Ganzes von vermeintlich vernünftigen Individuen. Das System basiert auf dem Mythos, daß dieses Ganze das rationale Interesse jedes einzelnen ausdrücken und durch die Wahlstimme in eine politische Form gebracht werden kann. Daß also die Individuen mittels der statistischen Auseinanderreihung in der Lage wären, die Ergebnisse der politischen Aktion zu bestimmen. Es ist ein System, das überall zur Quelle von Korruption und Mißregierung geworden ist, den unheilbaren Krankheiten der sogenannten demokratischen Gesellschaften. Wir sind Personen, Knoten von konkrten Beziehungsgeflechten. Wir wollen es nicht nur bleiben (der Mensch kann gar nichts anderes sein), sondern auch die Gesellschaft auf eine Weise aufbauen, damit wir so behandelt werden können, wie wir sind, und nicht als Individuen und Massen. Der personalisierte Umgang ist die übliche Beziehung unter den !armen in ihren eigenen Zusammenhängen, in den Gemeinschaften und Stadtvierteln: Juan ist dieser singuläre und einzigartige Mensch, Träger eines konkreten Beziehungsgeflechts, das ihn definiert. Und in seinem Raum wird er immer als der anerkannt und behandelt, der er ist. In den modernen Demokratien besitzen nur die Superreichen dieses Privileg. Treten Sie doch bitte ein, Herr Rockefeller, sagt der Bankdirektor, während er die anderen in die Schlange verweist. Der Zapatismus fordert für alle diese Art der sozialen Beziehung. Wir sind weder homogen und noch viel weniger gleich. Wir sind hetoregen und unterschiedlich. Die Illusion der Gleichheit ist zu einem Volksvorurteil und zur kontinuierlichen Quelle von unrechtmäßigen Privilegien und Ungleichheit geworden. auch wenn sie als Ideal in Gesellschaften verbreitet ist, in der alle wirklichen Männer und Frauen entwurzelt worden sind und keine konkreten soziale Gefüge mehr besitzen, die sie vor den Mißbräuchen der Macht schützen. Gegenüber diesen Täuschungen geht der Zapatismus von der Anerkennung der Vielfältigkeit aus und fordert die Macht des Volkes. Wir sind unterschiedlich und wollen es auch bleiben. Um in Harmonie koexistieren zu können, verlangen wir die Achtung aller Personen, Völker und Kulturen auf Grundlage unserer Vielfältigkeit. Und wir wollen uns selbst regieren; das Volk soll seine Macht ausüben, um seine kollektiven Probleme zu lösen. Anstatt diese Macht auf den Markt oder den Staat zu übertragen, unter der Annahme, daß seine Vermittlung unumgänglich ist, und sich später über das Durcheinander zu beklagen, das sein Bürokratismus, seine Gefräßigkeit und Korruption verursacht, wollen wir uns von der sozialen Basis aus neu konstituieren, in politischen Körpern, in denen das Volk seine Macht ausüben kann. Gewisse beschränkte Funktionen, die nicht von diesen politischen Körpern getragen werden können, würden neuen Institutionen übertragen werden, in denen das Prinzip des gehorchenden Befehlens angewandt werden kann und nicht das der Repräsentation. Davon handelt der Zapatismus. (Subcommandante Marcos)
Posted on: Sun, 24 Nov 2013 23:35:04 +0000

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