Greenwald kündigt neue Enthüllungen an: NSA könne pro Tag eine - TopicsExpress



          

Greenwald kündigt neue Enthüllungen an: NSA könne pro Tag eine Milliarde Handygespräche verfolgen, speichern und auswerten Die NSA verfüge über »brandneue« Technologien, die es dem Geheimdienst ermöglichten, eine Milliarde Handygespräche täglich zu verfolgen und zu speichern, berichtete der Guardian-Mitarbeiter Glenn Greenwald und fuhr dann fort, bald sei mit neuen Enthüllungen in dieser Angelegenheit zu rechnen. In einer per Skype übertragenen Botschaft an eine Konferenz zum Thema »Sozialismus«, die am Freitag in Chicago stattfand, unterstrich Greenwald, die Fähigkeit des amerikanischen Nachrichtendienstes National Security Agency (NSA), praktisch alle Gespräche zu speichern und sie jederzeit anhören und auswerten zu können, sei Teil eines »weltweiten Systems zur Zerstörung jeglicher Privatsphäre und jeglichen Datenschutzes«. Greenwald hatte als erster Journalist Teile der ihm vom früheren amerikanischen Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden zugespielten Dokumente veröffentlicht. Zu diesem Zweck war er eigens nach Hongkong gereist, um die Dokumente vor der Veröffentlichung einsehen zu können. »Wir haben es hier tatsächlich mit einem weltumspannenden System zu tun, das verhindert, dass elektronische Kommunikation jeder Art stattfinden kann, ohne von der NSA gespeichert und überwacht zu werden«, sagte er. Greenwald betonte, die NSA werte zwar diese eine Milliarde Gespräche täglich nicht notwendigerweise alle aus, aber sie sei technisch dazu in der Lage, und es fehle an jeglicher Rechenschaftspflicht. Es gebe auch »praktisch keine Schutzbestimmungen«, an die sich die NSA zu halten habe. Der Journalist ließ durchblicken, dass er über weitere Dokumente verfüge, aus denen Einzelheiten über diesen NSA-»Datenüberhang« im Zusammenhang mit dieser Milliarde an Telefongesprächen hervorgingen. Er wolle diese Informationen aber bis zur Gesamtveröffentlichung der Dokumente, die »in Kürze erfolgen« werde, unter Verschluss halten. Auch Snowden plane, weitere Dokumente zu enthüllen, meinte er weiter und hob das immense Risiko hervor, dass der Whistleblower mit seinen Enthüllungen zu den verdeckten NSA-Überwachungsprogrammen eingegangen sei. »Eher ein zurückgezogener Mensch als geltungssüchtig« Greenwald äußerte sich sehr lobend über Snowden, der immer noch von der Richtigkeit seines Handelns überzeugt sei, seinen Schritt nicht bedauere und keine Furcht zeige, aber zugleich überhaupt nicht geltungssüchtig sei. »Als Mensch verfügt er über keinerlei Privilegien, er hat keine Macht, keine einflussreiche Position und kein besonderes Prestige; trotzdem hat er aus sich heraus sprichwörtlich die Welt verändert«, sagte er und bezeichnete ihn als Beispiel für die Einflussmöglichkeiten, über die auch einzelne Personen immer noch verfügten. »Mut ist ansteckend«, fuhr er unter Bezug auf die Verunglimpfung der Whistleblower fort. Sicherlich trage dies dazu bei, dass Snowden für andere zum Vorbild werde – und möglicherweise habe Snowden dies auch im Sinn gehabt, nachdem er selbst nach einer führenden Persönlichkeit gesucht habe, die in der Lage wäre, die inhärenten Probleme des US-amerikanischen Systems und der amerikanischen Gesellschaft zu lösen, aber niemanden gefunden habe. »Im Leben geht es um mehr als nur materiellen Komfort und eine sichere Karriere… Sein Handeln im Bestreben, diesen Idealen gerecht zu werden, war auch ein Nachdenken über sich selbst«, sagte Greenwald weiter. Er beschrieb sein Treffen mit Snowden, der sich anonym per E-Mail an ihn gewandt habe und andeutete, Greenwald sei möglicherweise daran interessiert, einen Blick auf die Dokumente zu werfen – diese Andeutung bezeichnete Greenwald später als »die weltgrößte Untertreibung seit Jahrzehnten«. Zuerst übermittelte Snowden Greenwald aus den Dokumenten, die sich in seinem Besitz befanden, sozusagen einen »Appetitanreger«. Der Journalist beschrieb seine eigenen Empfindungen nach der Lektüre so, dass ihm »vor Ekstase und Euphorie schwindelig« geworden sei. Ein Klima der Angst Greenwald hob vor allem die Tatsache hervor, dass Snowden diese Dokumente offenlegte, während er selbst in einer extrem überwachten Umgebung tätig war, und verwies ergänzend auf ein sich verschärfendes »Klima der Angst«, in das gerade Menschen gezwungen würden, die der Regierung »gefährlich« werden könnten. »Es ist besonders beunruhigend, dass dieses Klima der Angst in den vergangenen drei bis vier Jahren in genau den Kreisen, aus denen möglicherweise eine Gefahr für die Regierung erwachsen könnte, geschürt wurde… die wirklich investigativen Journalisten, die für die Medien arbeiten, die es mit ihrer Berichterstattung ernst meinen, werden heute von der amerikanischen Regierung so unter Druck gesetzt, dass sie praktisch starr vor Angst sind. Ihre Informanten sind wie gelähmt«, meinte er. Dass die Armee am vergangenen Freitag einräumte, die Internetseite des Guardian für Angehörige der Streitkräfte zu blockieren, bezeichnete Greenwald als Skandal, der einen Preis »noch deutlich über dem Pulitzer- oder Peabody-Preis« verdiene. Offensichtlich halte man die Soldaten zwar für erwachsen und verantwortungsbewusst genug, für ihr Land zu kämpfen und ihr Leben einzusetzen, wenn es aber darum gehe, sich mit den gleichen Informationen wie die restliche Welt auch auseinandersetzen zu können, betrachte man sie als zu unmündig und halte ihnen diese Informationen vor. »Wenn man heute mit jemandem aus dem journalistischen Bereich oder aus der Regierung spricht, so ist er vor Angst wie versteinert. Es ist praktisch unmöglich, jemanden aus der Regierung zu einem Rückruf zu bewegen«, führte Greenwald weiter aus und erläuterte einige der möglichen Gründe, die Menschen dazu bewegen, die Medien auf das Vorgehen der Regierung anzusprechen und hinzuweisen. »Betrachten Sie einmal diejenigen, die Bradley Manning verabscheuen, oder die, die sich extrem verächtlich über WikiLeaks geäußert haben, oder diejenigen, die nun Edward Snowden am lautesten verunglimpfen – es handelt sich um genau dieselben Personen in den Medien, die nur vorgeblich Transparenz fordern, aber Transparenz seitens der politischen Macht ist genau das, was sie nicht wollen«, sagte er. Zum Schluss verwies Greenwald auf die zunehmende Abneigung und den Unwillen von Personen, die für die Regierung arbeiten, überhaupt mit Journalisten zu kommunizieren, und hob hervor, dass gleichzeitig im großen Stil Überwachungsprogramme eingesetzt würden, um sowohl Gruppen, die abweichende Meinungen vertreten, als auch muslimische Gemeinden im Auge zu behalten. »Genau in den Gruppen, die ein starkes Interesse daran haben, diejenigen, die an der Macht sind, zu kontrollieren, wurde ein Klima der Angst geschürt – und das mit voller Absicht«, erklärte Greenwald. Snowden sei ein herausragendes Beispiel und Vorbild dafür, dass man der Regierung die Stirn bieten könne. Es gebe keinen zwingenden Grund, davor zurückzuschrecken, das zu veröffentlichen, »was immer unserer Ansicht nach im Sinne des Allgemeinwohls der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollte«.
Posted on: Mon, 08 Jul 2013 20:25:35 +0000

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