Guten Morgen! Euthanasie-Opfer! Kriegsopfer! Verfolgte! Denkmäler! Mahnmale! Ab wann hat man ein Anrecht darauf? Ist das Anrecht ethnisch bevorzugt oder abhängig? Wie wird ein Anrecht darauf abgeleitet? Und nun, schon wieder eins! Vom Bund werden 500.000 € für eine 30 Meter lange blaue Glaswand in der Tiergartenstrasse 4, nahe der Philharmonie, gegeben. Ein Gedenkort für die Opfer der nationalsozialistischen Euthanasie-Morde von Januar 1940 bis 1941. Ja, das war schlimm! Auch schon tausendmal und nochmal bedauert. Immer wieder, immer wieder. Aber was ist es, das stets neue Mahnmale wachsen läßt? Die später vergessen und unbebachtet irgendwo ihr Dasein fristen. Von Tauben zugeschissen und von Graffiti verunstaltet? Von Steuergeldern restauriert und gepflegt? Haben wir keine Gegenwart? Haben wir kein Unrechtbewußtsein für das Hier und Heute? Was ist mit Mahnmalen und Gedenktafeln für die unzähligen Kinder die in kirchlichen Einrichtungen mißbraucht wurden? Haben die nicht auch ein Mahnmal, eine Nennung in der Geschichte verdient? Macht es nicht mehr Sinn, die Menschen mit einem Denkmal für die Verbrechen der Gegenwart zu sensibilisieren? Mit Mahnmalen auf die Verbrecher von jetzt hin zu weisen? Oder sind Mahnmale ein Privileg der Toten? Vielleicht ein favorisiertes Mittel um das Deutsche Schuldgefühl hoch zu halten? Was ist mit einem Mahnmal für die vergewaltigten Frauen? Die ihr Leben lang davon verfolgt bleiben? Was ist mit einem Mahnmal für die Verkehrstoten? Hingemeuchelt von zugekoksten oder besoffenen Verkehrsteilnehmern. Für die Opfer krimineller Machenschaften? Für die aus Existenzangst psychisch Krankgewordenen? Den Opfern Vertrags- und Kredithaien? Und ich rede nicht von einem, sondern von hier einem und dort einem. Nein, von Denk-mälern und Mahnmalen In jeder Deutschen Großstadt! Was ist mit einem Denkmal für die Mauertoten, den Opfern des DDR-Staates? Warum keine Denkmal für die herointote Kinder, die zu Drogen verführt worden sind, von gewissenlosen Dealern! Warum kein Denkmal für die U- und S-Bahn-Toten. Für die Toten von Jugendgewalt. Warum kein Denkmal für die vielen Arbeitnehmer/innen, die in ihrem Beruf ihr Leben gelassen haben. Sich abgerackert haben, Steuern bezahlt habe, von denen nun die Vergangenheit gesponsert wird. Schiebt Euch Eure ewige Anklage von mir aus irgendwo rein. Man muß uns nicht erinnern, das habt Ihr ausreichend über 60 Jahre getan. Wir sind nicht blöd. Helft mir dem Geld, das schon Knapp genug ist, den Lebenden. Mahnt die Menschen der Gegenwart vor dem Bösen, das sie heute bedroht.. Stellt ein Denkmal auf dem Alexanderplatz für Jonny K. auf und steckt den Rest in eine Stiftung zugunsten von Gewaltopfern und Hinterbliebenen. Vor was wollt Ihr uns denn warnen mit dem Denkmal der Euthanasie-Opfer? Wir bestimmen doch sowieso nicht darüber. Wir hätten auch gar nicht die Macht. Solche Gesetze entscheidet immer die Politik. Traut Ihr Euch selbst nicht? Aber wenn Ihr schon unser Geld zum Fenster hinaußchmeißen müßt, dann tut das doch bitte so, daß die Jugend damit auch etwas anfangen kann. Das sie einen Bezug dazu hat. Das die Dinge für sie begreifbar sind. Fragt die Generation bis 25, wieviel sie von der Geschichte weiß und wieviel sie damit anfangen kann. Die kennen ja noch nicht einmal die Zusammenhänge Zone – DDR – Mauer – Wiedervereinigung. Also, meine Damen und Herren, wenn schon Denkmäler und Mahnmale, dann doch bitte gegenwartsbezogen. Laßt die Hosen herunter und outet denn Sinn eurer Aktionen? Deutsche Schuld für Deutsche Zahlungsverpflichtungen? Und Ihr macht schön mit? Ich spekuliere, weil ich verwirrt bin. Klärt mich auf! Setzt ein Denkmal gegen Legebatterien oder Delphinfang, gegen Tierquälerei und Pelze. Wir haben 2013. Da sollten die öffentlichen Plätze eine Anregung sein, sich dort zu versammeln. Aber, falls Ihr es noch nicht gerafft habt, wir müssen die Generationen dort versammeln, damit der Dialog zwischen ihnen wieder auflebt. Das schafft ihr nicht mit diesen alten Vorhaltungen. Wer sind denn nun die ewig Gestrigen? Euthanasie, Holocaust, Verfolgung und Konzentrationslager sind ausreichend behandelt. Wir wissen, dass es das nicht noch einmal geben darf, wir wollen das nicht. Wir werden das nicht zulassen. Den hochgehobenen Zeigefinger könnt ihr euch sparen. Aber die Probleme der Gegenwart machen die Menschen aggressiv, wütend und unzufrieden. Setzt denen ein Denkmal, die in diesem System, heute, Opfer wurden und setzt ein Mahnmal gegen die, die gegen die Menschenrechte verstoßen, auch wenn das eure Polit- und Geschäftspartner sind. Dann können wir die Gegenwart besser gestalten und die Zukunft besser vorbereiten. Die Verfehlungen von heute sind die Verbrechen von morgen. Wo sind die Mahnmale gegen die Erderwärmung, gegen die CO2-Gase, gegen den Ressourcenraubbau, gegen Menschenrechtsverletzung? Gegen Ausrottung von Tierarten? Gegen die Zwangzivilisierung der letzten Naturvölker? Oder traut Ihr Euch nicht da ran, weil Ihr vieles mit verursacht habt? Weil Ihr mit Fehlentscheidungen mit daran beteiligt seit? Weil ihr daran partizipiert? Das tut weh. Da scheint es doch einfacher zu sein, die Dinge in Stein zu meißeln, die weit weg sind. Setzt ein Zeichen im Heute, damit das Morgen eine Chance hat. Lothar
Posted on: Thu, 04 Jul 2013 04:57:46 +0000
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