Güterzüge rauben Anwohnern den Schlaf Wedde:l Wenn Georg - TopicsExpress



          

Güterzüge rauben Anwohnern den Schlaf Wedde:l Wenn Georg Seipold im Bett liegt und Güterzüge nach 22 Uhr an seinem Haus an der Magdeburgstraße vorbeirauschen, vibrieren schon mal die Möbel. Das allein aber wäre nicht das Schlimmste, sagt der 69-Jährige. „Wir können auch nicht bei offenem Fenster schlafen und werden mehrmals in der Nacht durch den Krach wach.“ Also erstattete er im März in Vollmacht von etwa 30 Anwohnern Anzeige gegen die Deutsche Bahn und andere Betreiber–wegen Verstoßes gegen das Immissionsschutzgesetz sowie Körperverletzung. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig hat Ende April nach Angaben von Pressesprecher Klaus Ziehe ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Nun ist die Weddeler Schleife als Verbindungsabschnitt der Schnellfahrstrecke Hannover-Berlin keineswegs neu. Vor 15 Jahren bereits wurde sie offiziell für den Verkehr freigegeben. „Als wir hier Ende der 70er Jahre gebaut haben, hatten wir einen unverbaubaren Blick auf den Elm und etwa fünf Züge am Tag, die nach Helmstedt fuhren“, erinnert sich Seipold. Seit der Inbetriebnahme der Weddeler Schleife habe sich die Verkehrsdichte allein dadurch stetig erhöht, weil ein Großteil des Materials für das VW-Werk in Wolfsburg durch Güterzüge angeliefert werde. „Und genau die fahren insbesondere nach 22 Uhr und verursachen den Lärm.“ Einige Anwohner haben auf Forderung der Staatsanwaltschaft entsprechende Atteste ihrer Ärzte vorgelegt, in denen es insbesondere um Hörgeräusche und Schlafstörungen geht. Seipold selbst hatte bereits einen Hörsturz. Sein Nachbar Klaus Trüschel hat bislang keine körperlichen Beeinträchtigungen festgestellt, gehört aber mit zu den Anzeigeerstattern. Er war bis zu seinem Ruhestand fast 40 Jahre als Elektroingenieur im Bereich Eisenbahnsignalwesen tätig und hat seinerzeit in der Bürgerinitiative gegen die Weddeler Schleife mitgearbeitet. Der 70-Jährige macht deutlich: „Wir sind nicht gegen die Bahn, wollen aber einen verbesserten Schallschutz, der dort ansetzt, wo der Lärm entsteht–nämlich zwischen Rad und Schiene.“ Er denke da an kleine Schallschutzwände von zirka einem Meter Höhe, die direkt an den Gleisen gebaut werden müssten. Aktuell gebe es auf rund 800 Metern Länge nur eine zirka 4 Meter hohe Schutzwand, über die der Schall teilweise hinweggehe. Unabhängig von der Anzeige hat Trüschel zudem die Deutsche Bahn in Braunschweig „über den desolaten und damit gefährlichen Zustand eines beweglichen Herzstücks einer Weiche“ an der Weddeler Schleife informiert. Dies sei nicht nur hörbar, sondern für Fachleute auch sichtbar. „Sollte es aus diesem Grund hier eines Tages zu einem Zugunglück kommen, soll keiner sagen können, er habe es nicht gewusst“, ergänzt Seipold. Die Staatsanwaltschaft hat unterdessen nach eigenen Angaben schalltechnische Gutachten sowie aktuelle Lärmkarten von der Deutschen Bahn angefordert. Zudem möchte sie wissen, in welchen Abständen Lärmimmissionswerte überprüft werden. Ziehe kündigt an: „Die Ermittlungen werden langwierig sein.“
Posted on: Sat, 07 Sep 2013 20:28:08 +0000

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