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Hier also nun, wie versprochen, der Bericht zur Tagung: Für die Erna Graff Stiftung für Tierschutz habe ich am 28.10.2013 an der ersten Konferenz der Europäischen Kommission zum Schutz von Hunden und Katzen in Brüssel teilgenommen. Das Programm und später sicherlich auch ein offizieller Bericht sind unter ec.europa.eu/dgs/health_consumer/information_sources/docs/28102013-draft-agenda_en.pdf einsehbar. Die nachfolgende Schilderung gibt meine ganz persönlichen subjektiven Eindrücke und Schwerpunkte wieder und kann bei der Vielzahl der Angebote nicht vollständig sein: Insgesamt hatten sich 478 Teilnehmer aus 42 Nationen, Vertreter von nationalen Regierungen, Tierschutzorganisationen, Interessengruppen und Initiativen mit sicherlich auch sehr unterschiedlichen Erwartungen zusammengefunden. Dabei war erwartungsgemäß Belgien mit den meisten Teilnehmern (108) vertreten, gefolgt von Deutschland (77), Großbritannien (41), Mitgliedern des EU Parlamentes oder der Kommissionen (34), Italien (31), die Niederlande (28), Spanien (21), Frankreich (17), Litauen (15), Irland (9), Griechenland, Rumänien und Österreich (je 8), Schweden Portugal und Dänemark (je 6), Schweiz, Slovenien, Kroatien, Serbien, Norwegen und Cypern (je 4), Bulgarien, Canada, Finnland und Latavia (je 3), Argentinien, Neuseeland, Nigeria, Island, Polen, USA, Ungarn und Georgien (je2) sowie die Türkei, Estland, Pakistan, Malta, Chile, Kamerun, Luxemburg und die tschechische Republik (je1). Viele der Teilnehmer, darunter auch ich, hatten erwartet, dass nach Information über Probleme beim Schutz von Hunden und Katzen in der EU auch genügend Zeit eingeplant war, Lösungsansätze zu diskutieren, speziell auch vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse in Rumänien. Einen guten Einstieg ermöglichte James Serpell, Prof. für Tierethik von der Universität of Pennsylvania, USA. Er erläuterte Untersuchungen über den Zusammenhang von zunehmender Urbanisierung, sozialer Vereinsamung, einer wachsenden Zahl von allein lebenden Menschen und Kinderlosigkeit auf der einen und wachsende Zahlen von Haustieren auf der anderen Seite. Sehr deutlich wurde dargestellt, welchen positiven Einfluss eine Tierhaltung auf die psychische und physische Gesundheit von Menschen hat und welche erhebliche Bedeutung diese Erkenntnisse für die Gesundheit einer sozialen Gemeinschaft erlangen. Vor diesem Hintergrund wirkte die sehr nüchterne Einführung in die EU Gesetzgebung befremdlich, in welcher Alberto Laddomada, der Referatsleiter Tiergesundheit in der DG Gesundheit und Verbraucherschutz klarstellt, dass die EU für Heimtiere rechtlich nicht zuständig sei, nur tätig werden könne, wenn sich aus ihrem Tätigwerden ein Mehrwert für die Mitgliedsstaaten ergebe und insofern sich zwar aus dem Art. 13 des Vertrags von Lissabon ergebe, dass Tiere fühlende Wesen seien, dies jedoch nur auf landwirtschaftliche Nutztiere angewendet werden könne. Unter Berücksichtigung des Statements des Vorredners und der im Treppenhaus riesig an der Wand veröffentlichten „vier Hauptaufgaben der Europäischen Kommission“ bei der als erstes „Initiativrecht neue Gesetze vorzuschlagen“ steht, haben wohl nur wenige der Anwesenden verstanden, wie eine ethische Aussage, das Tiere fühlende Wesen seien, überhaupt relativierbar sein soll.. Bei der Vorbereitung der Tagung wurde deutlich, dass der Entwurf des EU Tiergesundheitsgesetzes zur Vereinfachung unter 2. (Artikel 4.1) eine erstaunliche Einteilung der Tiere in zwei neue Kategorien vorsieht, nämlich in vom Menschen gehaltene Tiere und nicht vom Menschen gehaltene = Wildtiere. Indem vom bewährten System der domestizierten und nicht domestizierten Tiere abgewichen wird, fallen nicht nur ehemalige Wildtiere wie Elefanten Giraffen usw. in die Gruppe der vom Menschen gehaltenen Tiere und sind damit keine Wildtiere mehr, sondern finden sich z.B. Hunde und Katzen in beiden Gruppen wieder, werden somit (wenn freilebend) zu Wildtieren. Was das im Hinblick auf die Streuner- Populationen bedeuten kann, mag ich mir gar nicht vorstellen. Dass der Art. 13 durchaus auch anders interpretiert werden kann, zeigt das kürzlich verabschiedete, sehr fortschrittliche Gesetz Litauens, welches als erstes nationales Tierschutzgesetz ausdrücklich auf dem Europäischen Tierschutzprinzip basiert und von Kristina Stakyte der Leiterin des Animal Health and Welfare Departments of State Food and Veterinary Service of the Republik of Lithuania vorgestellt wurde. Abgesehen von einem sicher lobenswertem Engagement zur Tierschutzbildung durch Herausgabe mehrerer guter Broschüren zur Tierhaltung, dürfte das Auditorium Einzelheiten zur immensen wirtschaftlichen Bedeutung der Heimtierindustrie wenig interessiert haben und wurde den Ausführungen des Präsidenten des Dänischen Kennel Klubs zum Zuchtstandard von Hunden wenig Verständnis entgegen gebracht, zumal jedem Tierarzt bestehende Mängel in der Zucht bestimmter Individuen bekannt sind und gerade in Dänemark Fragen zum Umgang mit so genannten Listenhunden aus ethischer Sicht zu diskutieren gewesen wären. Nicht wirklich überrascht hat es die Zuhörer, dass Massenzüchtungen und der Welpenhandel ein Problem darstellen, was nur durch gemeinsames Handeln der beteiligten Nationen beeinflussbar ist. Nachvollziehbar war die Anregung von Jeff Seegers, der einen Austausch mit den Kontrollbehörden anregt, um den nötigen „Papierkram“ schon zu erledigen, wenn die Tiere sich noch auf dem Flug zu ihrem Bestimmungsort befinden und damit den Aufenthalt im Flughafen nach der Ankunft auf ein Minimum zu beschränken. Auch das ist angewandter Tierschutz. Der produktivste Beitrag war für mich der von Dr. Marlene Wartenberg, welche seit 2007 Leiterin des Europabüros von VIER PFOTEN in Brüssel ist.„Eine europäische Kultur der Verantwortung gegenüber allen Tieren als Teil der Schöpfung könnte gut anhand der Haustiere entwickelt werden, da uns diese am nächsten stehen. Die EU sollte dies mittels eines europaweiten Systems zur Kennzeichnung und Registrierung von Hunden beim Tiergesundheitsgesetzentwurf untermauern.“ Mit der Entwicklung von der ersten EU-Plattform für verantwortungsvolle Hunde und Katzenhaltung ( carodog.eu/ und carocat.eu/) und der Initialisierung der European Enforcement Network of Animal Welfare Lawyers and Commissioners und der Entwicklung der zugehörigen Website (lawyersforanimalprotection.eu/) ist ein großartiger Anfang gemacht, dem zu wünschen ist, dass er weitreichend genutzt und mit Leben gefüllt wird. Leider war weder zwischendurch, noch am Ende der Veranstaltung genügend Zeit für Fragen eingeplant und ich hätte mir wirklich gewünscht dass zumindest ein verständnisvoller Hinweis an den Vertreter einer rumänischen Tierschutzorganisation erfolgt wäre, der aus verzweifelter uns allen bekannten Situation die Frage stellte, ob ein Tierarzt selbst auf Weisung der Behörde gesunde Hunde einschläfern dürfe. Die Frage war allen Anwesenden der Podiumsdiskussionsrunde sichtbar unangenehm und sie blieb unbeantwortet. Ich denke, man muss die Veranstaltung sehen, als das was sie war: Ein erster Schritt und Versuch in die Richtige Richtung,- auch für die beteiligten EU Kommissionäre. Es gilt das Fachwissen und die Interessen zu bündeln und durch Einbringung individueller Kompetenzen das Gemeinsame Ziel zu befördern. Die EU sollte zudem, so die Forderung von Wartenberg, „aktiv ein für alle Mitgliedstaaten gemeinsames europäisches Verständnis für den Tierschutz entwickeln und verantwortliches Handeln gegenüber Tieren fördern. Es wurde deutlich, dass das „Prinzip des verantwortlichen Handelns“ dringend in die Praxis umgesetzt werden muss: eine präzise Gesetzgebung mit klaren Zuständigkeiten, eine verbindliche Kennzeichnung und Registrierung, nationale mittel-und langfristige Sterilisationsprogramme zur Geburtenkontrolle der Tiere anstatt Tötung gesunder Tiere, Regeln für Tierheime und die Haltung in privaten Haushalten sowie eine Kultur zur Adoption ausgesetzter Tiere anstelle des Erwerbs aus dubiosen Quellen.“ Am Rande der Veranstaltung war zudem viel Möglichkeit zum Networking. Neben alten Bekannten der Szene ergaben sich auch neue Kontakte wie z.B. dem Begründer des Tierärztepools der mit enormen Engagement Kastrationsaktionen organisiert und durchführt.
Posted on: Wed, 30 Oct 2013 23:04:27 +0000

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