Ich soll reich sein? Mit 3000 Mäusen? Wer die Steuern für - TopicsExpress



          

Ich soll reich sein? Mit 3000 Mäusen? Wer die Steuern für Reiche erhöhen will, hat sich nicht klargemacht, wie leicht man in diese Kategorie rutschen kann: Schon mit 3009 Euro netto gilt man als vermögend – eine Yacht ist da nicht drin. Von Richard Herzinger Reichtum ist eine relative Kategorie. Es gibt immer irgendwo jemanden, der weniger oder mehr besitzt Foto: Getty Images Reichtum ist eine relative Kategorie. Es gibt immer irgendwo jemanden, der weniger oder mehr besitzt Bild teilen Bild teilen Weiterführende Links Action-Serie Arrow: Ein Robin Hood rächt heutzutage im Kapuzenpulli Oberschichten: Der exquisite Lebensstil verrückter reicher Asiaten Reichtum-Ausstellung: Wenn ich nicht hier bin, bin ich auf dem Sonnendeck Mark Grotjahn: Besser ein reicher Künstler sein als ein armer Themen Steuer Hartz IV Die Reichen haben in Deutschland keinen guten Leumund. Sie stehen unter dem Generalverdacht, ihr Vermögen auf Kosten der Gemeinschaft erwirtschaftet oder schlicht ergaunert zu haben. Der Satz des französischen Frühsozialisten Pierre-Joseph Proudhon, nach dem Eigentum Diebstahl sei, hat in der deutschen Öffentlichkeit, und keineswegs nur auf der Linken, erstaunlich viele Anhänger. Akzeptiert werden Reiche allenfalls, wenn sie, wie eine oft gebrauchte Redewendung lautet, von ihrem Reichtum möglichst viel an die Allgemeinheit zurückgeben, was wiederum suggeriert, dieser entstamme einem vorausgegangenen Raubzug zum Schaden des Volksvermögens. Der Proudhonismus der Deutschen reicht immerhin so weit, dass sich drei Viertel von ihnen in einer Umfrage im Sommer dafür aussprachen, die Steuern für Reiche zu erhöhen. Doch haben sich viele der Befragten dabei womöglich nicht ausreichend klargemacht, wie leicht es hierzulande ist, selbst in die verruchte Kategorie des Reichseins zu rutschen. Eine Studie des Instituts für deutsche Wirtschaft ergab jedenfalls nun, dass zu den zehn Prozent der einkommensstärksten Bürger, die von den Steuererhöhungsplänen von SPD und Grünen betroffen gewesen wären, bereits Alleinstehende mit einem monatlichen Nettoverdienst von 3009 Euro zählen. Paare mit zwei Kindern erfüllen dieses Kriterium, wenn sie zusammen 6319 Euro netto beziehen. Reich mit 3000 Mäusen? Diese Erkenntnis wirft ein völlig neues Schlaglicht auch auf meine eigene Existenz. Denn nach dieser Rechnung gehöre ich ebenfalls zu den Reichen. Angesichts meines nach eigenem Dafürhalten wenig aufwendigen Lebenswandels erscheint mir dieser Gedanke erst einmal komplett abwegig. Besitze ich doch nicht einmal ein Auto, von einer Yacht in der Karibik ganz zu schweigen. Reichtum ist eine relative Kategorie Beim näheren Nachdenken bringt mich die verblüffende Behauptung, ich sei reich, freilich doch noch ins Grübeln. Ist es, vergleicht man es etwa mit den Möglichkeiten eines Hartz-IV-Beziehers, nicht Ausdruck enormen Reichtums, sich problemlos ab und zu ein gutes Abendessen in einem etwas teureren Restaurant, und, wenn es spät geworden ist, ohne Bedenken ein Taxi nach Hause leisten zu können? Reich sein, lehrt mich so mein eigenes Beispiel, ist eine durchweg relative Kategorie. Leben doch, im Vergleich zu anderen Teilen der Welt, die Deutschen insgesamt in immensem Reichtum. Und das nicht nur, weil nach den neuesten Daten der Bundesbank das private Geldvermögen hier unablässig wächst, ganz unbeeindruckt von der Finanzkrise und den gegenwärtigen niedrigen Zinsen. Am Ende des zweiten Quartals 2013 überschritt die Summe des privaten Haushaltsvermögens den Rekordwert von fünf Billionen Euro. Aber selbst diejenigen, die kaum etwas gespart oder angelegt haben, stehen gegenüber den Ärmsten der Armen noch immer unvergleichlich gut da. Nimmt man einen vor Lampedusa im Meer treibenden afrikanischen Flüchtling zum Maßstab, muss die Lebenssituation selbst eines deutschen Niedriglöhners als unfassbarer Überfluss erscheinen. Wenn aber fast jeder im Kontrast zu irgendjemand anderem auf der Welt reich ist, stellt sich im Umkehrschluss die Frage, ab welchem Grad der Anhäufung materiellen Besitzstandes dieser als unmoralisch gegenüber all jenen zu gelten hat, die über weniger verfügen. Und ab welcher Untergrenze des Einkommens die Logik nicht mehr greift, nach der man den Bessergestellten immer mehr wegnehmen muss, damit es den Schlechtergestellten endlich etwas besser gehen kann. Geld macht eben doch glücklich Natürlich denkt jeder, der das Schlagwort die Reichen hört, unwillkürlich an die richtig Reichen, an die Super- und Super-Superreichen, an diejenigen, die gar nicht mehr arbeiten müssen, sondern ihre Tage damit verbringen können, ihr unerschöpfliches Vermögen zu verprassen. Seltsamerweise üben aber gerade diese Leute auf das eigentlich ganz und gar nicht reichenfreundliche Publikum eine eigentümlich positive Faszination aus. Sonst wäre der große Erfolg der Fernseh-Dokusoap Die Geissens nicht zu erklären, in der ein vor Unkultiviertheit strotzendes Neureichenpaar sich dabei zusehen lässt, wie es nach Lust und Laune seine Kohle auf den Kopf haut, ohne seine unersättlichen Konsumbedürfnisse je ganz befriedigen zu können. Die Geissens vermitteln das Gefühl, dass Geld eben doch glücklich macht, und gerade dafür werden sie geliebt. Denn ihre geradezu naive Freude am materiellen Überfluss weckt die Ahnung, dass die uralte Utopie von einem Zustand jenseits der Geißel der Arbeit und des Zwangs zur materiellen Reproduktion womöglich doch erreichbar ist. Aber eben nicht, indem man den Ideen Proudhons folgt, sondern denen Voltaires. Für dessen Thesen über Reichtum und Überfluss wirken die Geissens nämlich geradezu wie eine moderne Illustration. Indem die Reichen in den Luxus investieren und nach immer erleseneren Genüssen gieren, meinte der große Aufklärer, fördern sie nicht nur den Handel und den Fortschritt der Wissenschaft, sie wecken in den unteren Schichten auch den Wunsch und Ehrgeiz, voranzukommen, um selbst einmal in den Genuss derartiger Luxusgüter zu kommen. Wenn die Reichen Geld verschwenden, tun sie Voltaire zufolge mehr für die Hebung des allgemeinen Wohlstands, als wenn sie ihr Geld für gemeinnützige, aber unproduktive Zwecke ausgeben. Wie gut dieses Konzept aufgehen kann, haben ausgerechnet die chinesischen Kommunisten demonstriert. Seit Deng Xiaoping Ende der Siebzigerjahre die Parole Reich werden ist ehrenhaft ausgab, ging es mit der chinesischen Wirtschaft sehr steil aufwärts. Statt uns der Vorstellung hinzugeben, durch mehr Abkassieren bei den Reichen ließe sich unser Wohlfahrtsstaat in Ordnung halten, sollten vielleicht auch wir es damit versuchen. Lassen wir die Reichen sich doch ganz auf das konzentrieren, was sie am besten können: reich sein.
Posted on: Wed, 06 Nov 2013 10:22:34 +0000

Trending Topics



"> Arti kata sipil diambil dari bahasa Inggris yang berarti berkenaan
ULTIMATE FACEBOOK GROUPS AUTO POSTER NEW VERSION WITH BETTER
R CONDITIONER!!! No wonder more folks are dying from cancer
What is the issue below about? Are they over-sensitive and
Disney Tinker Bell Birthday Party Pinata Custom New See more
dshLmN2kmmvtpsmr

Recently Viewed Topics




© 2015