In der befreiten Gesellschaft liegen die Dinge anders. Da die - TopicsExpress



          

In der befreiten Gesellschaft liegen die Dinge anders. Da die Grenzen niedergerissen sind, wird jeder Vereinzelte allen Anderen gegenüber zur öffentlichen Prism: nichts ist mehr geheim oder privat. Dabei sorgen sich die Mitglieder dieser Gesellschaft nicht um einander, es gibt keine solidarische Gemeinschaft. Für den Vereinzelten wird durch die Gesellschaft »gesorgt« – nicht durch eine achtsame Zuwendung, sondern durch institutionelle Netzwerke. Wer zum Beispiel in Not gerät, erhält nicht mehr nachbarschaftliche Hilfe, sondern hat – gegebenenfalls: also nach einer demütigenden bürokratischen Prozedur – Anspruch auf seelenlose behördliche Leistungen. Der Unterschied zwischen beiden Arten der Solidarität ist bedeutend: Nachbarschaftliche Hilfe entsteht in direktem Kontakt. Der Geber kennt den Fall, schätzt ihn selber ein und leistet nach seinem Ermessen Hilfe, für die er auf den eigenen Konsum verzichten muss. Der Empfänger der Hilfe ist dafür dankbar und weiß normalerweise die Hilfe zu schätzen. Die behördlichen Leistungen dagegen sind Ansprüche, die nach abstrakten Kriterien »zustehen«. Dankbarkeit weicht einem »Anspruchsdenken«. Wertschätzung braucht nicht mehr stattzufinden. Derjenige, der am geschicktesten mit den bürokratischen Regel umgehen kann, erhält am meisten Leistungen. Blankertz, Stefan (2013-07-25). Die Katastrophe der Befreiung: Faschismus und Demokratie (German Edition) (Kindle-Positionen2439-2449). Books on Demand. Kindle-Version.
Posted on: Sun, 01 Sep 2013 10:22:49 +0000

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