In keiner Gesellschaft funktioniert die Unterdrückung des - TopicsExpress



          

In keiner Gesellschaft funktioniert die Unterdrückung des Einzelnen ohne die Mitarbeit jedes Einzelnen. Konditionierung wird zwar aufgesetzt, sie kann sich aber nicht zur Gänze halten und langsam aufgeknackt werden, wird das eigene Werte- und Handlungssystem hinterfragt. Unsere Gesellschaft konditioniert immer noch u.a. mit römisch-katholischen Werten, wie beispielsweise dem der Demut, des "sein Licht unter einen Scheffel zu stellen, um nicht als hochmütig dazustehen". Es ist eine Massenkonditionierung, die - obwohl von oben aufgesetzt - von unten wirksam gemacht wird. Selbstrespekt und eine Achtung vor sich selbst, die so weit geht, durchaus auch den Respekt anderer einzufordern und jene in ihre Schranken zu verweisen, die von uns eine Demut verlangen, die unser nicht gebührt, da sie uns zu Seelenkrüppeln machen würde, das sind Werte, die so gesund und natürlich sein sollten, wie das Atmen, die aber in der Regel nicht Teil der Grundsozialisation in unserer Gesellschaft sind. In Afrika gibt es einen Stamm, wenn dort ein Mensch Böses tut, dann nimmt der Stamm ihn in seine Mitte und erzählt ihm von seinen Leistungen, seinen Qualitäten, seiner Kraft. Viele amerikanische Ureinwohner zählen vor der Jagd oder vor dem Ritt in den Krieg, aber auch zur Werbung um eine(n) Ehegatten(in) ihre eigenen Taten, Leistungen und Fähigkeiten auf. Es ist ein natürlicher Schutz vor der Bosheit, dies zu tun. Die Fehler anderer zu verschweigen, wenn es nötig ist, darauf hinzuweisen, ist sozial ebenso ungesund, wie die eigenen überzubetonen oder aber zu versuchen, sie zu verstecken. Menschen, die das tun, denken, ein Fehler sei eine Schwäche, nicht natürliche Folge komplexer Individuen in komplexen Umwelten, die nur lernen können, ihre Anpassungsleistung an die verschiedenen Erfordernisse von In- und Umwelt kontinuierlich zu steigern und deshalb auf Fehlererkenntnis ebenso angewiesen sind, wie auf einen gesunden Humor und Umgang mit der Erkenntnis des Fehlers. In unserem disfunktionalen Bemühen, in der Welt als fehlerlos dazustehen, konditionieren wir unser Gegenüber darauf, es nicht zu wagen, uns in irgend etwas überlegen zu sein, das wir selbst nicht können und neigen dazu zu verlangen, für Dinge respektiert zu werden, die wir weder verstehen, noch die zu uns passen. Wir konditionieren uns gegenseitig darauf, mit einem Buckel herumzulaufen und verbieten dem anderen seinen aufrechten Gang allein schon aus der Furcht heraus, dass dieser dadurch deutlich macht, dass unser Buckel so sichtbar ist, wie nur irgendwas. Und so tragen wir alle tagtäglich mit dazu bei, dass wir unterdrückt werden können, indem wir das Prinzip der Unterdrückung ausatmen, ausschwitzen, ausdrücken. Lügen, Betrug, Diebstahl, Hass, Neid, Eifersucht - all das sind Folgen dieser Unterdrückung, denn das in uns allen vorhandene aufrechte Wesen fordert nun auf den krummen Wegen das für sich ein, was eigentlich sein Eigen und sein naturgegebenes Grundrecht ist, das Recht auf den eigenen Platz, die eigene Wahrhaftigkeit, die eigene Aufrichtigkeit, das eigene Aufrecht-Stehen. Sich selbst feiern zu können, vor jenen, die uns unser Eigen verweigern, offen für unser Eigen einzustehen, sich loben zu können für das, was man gut kann, ist keine Überheblichkeit. Wer nicht weiß, was er kann, der kann auch nicht wissen, was er nicht kann, und wer das alles nicht weiß, der kann nichts wirklich Funktionales über die Welt sagen und muss deshalb mit einer Vorstellung von sich und der Welt herumlaufen, die weder zu sich, noch zu der Welt wirklich passen. In Folge werden Handlungsmodelle generiert, die auch für andere nicht funktionieren, und die Unterdrückung und die Schrägheit des Sozialsystems besteht fort und fort und fort. Man muss sagen können: "Das ist es, was ich kann - hierin bin ich gut, und wenn du mir das Recht abstreitest, gut darin zu sein und das auch sagen zu dürfen, willst du mich kleiner als ich bin, und dann können du und ich nicht miteinander reden, weil du niemals meine Wahrheit anerkennen willst, da du befürchtest, dass dies deine Unwahrheit aufdeckt - was es auch tut!" Dass das nicht das Ziel des Aussprechens der eigenen Wahrheit ist, spielt dabei keine Rolle, der Unterdrückte und der Unterdrücker können die eigene Wahrheit nicht wollen, weshalb sie auch nicht wollen können, dass ein anderer sie will. Natürlich ist das alles dann im Anschluss mit Folge (die aber wiederum Folge der Basalkonditionierung ist) völlig falsch verstandener Werte. Demut ist ein wichtiger Wert, um die eigenen Grenzen erkennen zu können, ein falscher aber, wenn es darum geht, das innerhalb der Grenzen zu beschreiben. Aus dem Respekt für die eigene Werthaftigkeit folgt unweigerlich der Respekt für die anderer, woraus folgt, dass ein Mensch, der andere nicht respektieren kann, auch keinen gesunden Respekt für sich selbst zu hegen vermag. Man könnte hierzu noch eine ganze Menge mehr sagen, doch im Grunde läuft alles darauf hinaus, dass wir, wollen wir die Unterdrückung und die Unterdrücker loswerden, den Unterdrücker und den Unterdrückten in uns selbst abschütteln, den Buckel abwerfen und uns aufrichten müssen. Politische und soziale Arbeit gewinnt auf diese Weise einen Selbstentwicklungswert, denn auch diese kann eigentlich am Ende effektiv nur von jenen geleistet werden, die gleichzeitig an sich selbst arbeiten, andernfalls ist es mehr als gegeben, dass die Arbeit nicht für die Gemeinschaft getan wird, sondern zur Steigerung eines unnatürlichen Ego.
Posted on: Sat, 22 Jun 2013 08:20:43 +0000

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