In welchem gesellschaftlichen Feld sollten wir die von der Zeit - TopicsExpress



          

In welchem gesellschaftlichen Feld sollten wir die von der Zeit dringend geforderte brüderliche Liebe und das Teilen suchen und üben? Wenn wir Deutschen oder auch wir Europäer den sozialen Gedanken bewegen, wenn wir darüber nachdenken, wer denn zuständig sein sollte für Arme, Schwache, Kranke - aber auch darüber hinausgehend für Menschen mit zu geringen Einkommen oder sogar im Sinne eines "bedingungslosen Grundeinkommens" für eine Art Grundsicherung für alle Menschen - dann kommen wir über kurz oder lang in aller Regel auf den steuerfinanzierten Staat. Ich gebe zu: auch in mir lebt diese Haltung, sie ist über Jahrhunderte eingeübt, ist in unsere Gewohnheit in Denken und Fühlen übergegangen. In einer breiten "großen Koalition" von Links bis Rechts ist man sich hier einig: für das Soziale ist die öffentliche Hand zuständig. Wenn man auch nur einmal anfängt, diese Gewohnheit zu hinterfragen, wird man in der Regel sofort als "neoliberaler" Vertreter sozialer Kälte gebrandmarkt, der nichts für Bedürftige übrig habe und alles Geld für sich behalten wolle. Steuern zu zahlen sei dagegen Ausdruck sozialer Gesinnung für das Gemeinwohl, Vater Staat sorge dann für die Bedürftigen aus den zuvor von den Unternehmen, Lohnempfängern, Handwerksmeistern usw. usf. abgeführten Steuern. Wie eine ganz logische Folge geht mit dieser weitgehenden Verstaatlichung des sozialen Denkens und vor allem Handelns (denn das Geld real zu zahlen ist Handeln) einher, dass man in Europa nur wenig Sinn hat, Bedürftigen zu schenken, ihnen zukommen zu lassen, was sie brauchen, abzugeben wenn man viel hat an die, die wenig haben und vielleicht auch trotz der staatlichen Sicherungsmöglichkeiten in Not sind, was ich selbst in vielen Fällen kenne. "Dafür ist der Staat zuständig! Ich zahle schon genügend Steuern dafür!!" ist die bei den herrschenden Verhältnissen ganz berechtigte Empörung, die einem entgegentönt, wenn man so unvorsichtig ist, einen Mitmenschen um Hilfe zu bitten. Allenfalls im engsten Familienkreis lebt heute noch eine Kultur des persönlichen Helfens und Schenkens in unserer Gesellschaft, der breite Rest ist dem Staat zugewiesen. Diese Zuweisung des sozialen Tuns an den Staat (worin ein bGE nur die konsequenteste Ausgestaltung dieser Richtung darstellt) erscheint mir als ein Weg, den wir hinterfragen sollten, dafür ist die Zeit reif, ja mehr noch: grade das von vielen Menschen massiv propagierte Grundeinkommensmodell gibt mir den Anstoß, grundsätzlich darüber zu sinnen, wie wir mehr Soziales Handeln in unsere Gesellschaft bringen können. Alles ist in Entwicklung, auch und grade im sozialen Handeln und Denken und man kann die Richtung, in die eine fruchtbare Entwicklung gehen sollte, besser verstehen, wenn man ihre Geschichte kennt. Und diese zeigt uns: noch im Mittelalter lag die Armenfürsorge und Hilfe für Schwache und Kranke weitgehend in den Händen der Kirche: es gab eine Vielzahl milder Stiftungen, Armenhäuser, angelegter Kapitalien aus deren Erträgen die Armen versorgt wurden usw. usf. Unzählige Bürger vermachten in Testamenten halbe Dörfer den Armen, ich habe grade mit solchen Urkunden hier im Archiv zu tun. Es gab also durchaus Sicherheit für die Hilfsbedürftigen, es war nicht so wie heute viele meinen, dass man nach hingeworfenen Brocken der Kaufleute schnappen musste, sondern es gab richtige Armenkassen, Unterkünfte, Lebensmittel, Kapitalien und alles. Dann kam die Neuzeit heran. Die Macht der Kirche wurde zumindest im protestantischen Raum stark beschnitten, doch ließ man die Stiftungen und Gelder für die Armen meist bestehen, ja es kamen noch immer weitere hinzu, bis dann im weiteren Verlauf des 18. und 19. Jahrhunderts die Armengelder reguliert wurden, jeder Bürger oder Hufner hatte nun Abgaben zu leisten für die Armen. Mit den Preußen kam dann die vollständige staatliche Regie im Armenwesen, das nun rein aus Steuermitteln finanziert wurde. Seitdem haben wir uns angewöhnt, die alten milden Stiftungen und Vermächtnisse als "Almosen" zu verpönen, seitdem ist uns die staatliche Regulierung zur Gewohnheit geworden. Es war offenbar eine geschichtlich notwendige Entwicklung, dass der Staat der Kirche das soziale Handeln abgenommen hat. Doch ganz ähnlich wie bei den Schulen, die wohl auch erst einmal der Kirche abgenommen werden mussten durch den Staat, kann man nun fragen, ob eine staatliche Regelung des Sozialen eigentlich gut für uns alle ist und Zukunft in sich trägt. Das Problem eines staatlichen Sozialhandelns ist wie mir scheint ein ähnliches wie auch bei den staatlichen Schulen oder unseren weitgehend staatlichen Kirchen: alles was über den Staat läuft, hat immer einen strengen, zwangsmäßigen, eben polizeilich-gesetzlichen Charakter, das gehört zum Wesen des Staatlichen (und ist dort auch berechtigt) - und daher ist es für Bildung und Kultur auch so schädlich. Eine wirklich freie Schulbildung kann man nur von freien Schulen erwarten; auch eine Schulpflicht wirkt bis heute leise vergiftend auf das kreative Verhältnis von Schüler zu Lehrer. Nun muss man sich in der sozialen Frage fragen, was denn eigentlich das Wesen dieser sozialen Frage ist. Worum geht es denn eigentlich? Man muss sich als Europäer da ein wenig auf neues Terrain wagen. Das folgende sage ich NICHT als Neoliberaler, sondern aus innerer Überzeugung und im Sinne einer künftigen brüderlichen (slawischen) Kultur: das Soziale hat mit WIRTSCHAFT zu tun, nicht mit dem rechtlichen Staat. Darauf kommt alles an in der sozialen Frage, dass wir das einsehen, so schwer es uns auch noch fällt. Man wird später einmal sehen: meine Güte, es liegt doch auf der Hand, sozial sein heißt: liebevoll anderen die es brauchen Geld geben, Güter für andere herstellen, Schenken und Teilen im BRÜDERLICHEN SINNE, und der Impuls des Brüderlichen soll im Sinne der Dreigliederung nach R. Steiner leitend sein für alles Wirtschaftliche. Ich weiß, dass einem Deutschen dann reflexartig immer gleich in den Kopf schießt: "ja, aber das Soziale hat doch mit Menschenwürde zu tun, und die wiederum mit Gleichheit, also muss doch jedenfalls eine Grundversorgung über den Staat sichergestellt werden ...". Man will unbedingt immer die "Grundversorgung" staatlich absichern. Das kann man machen, und so ist ja auch genau das Konzept des Grundeinkommens: das was für die Menschwürde nötig ist, muss über Steuern "abgesichert" werden, die Wirtschaft belässt man im egoistischen Dazuverdienen. Und genau hier liegt das Problem: Niemals, das ist mir nun ganz klar, werden IN DER WIRTSCHAFT wirklich dann die Impulse und menschlichen Verbindungen entstehen können, um dieselbe brüderlich zu machen, wegzukommen vom knallharten Konkurrenzkampf, hinzukommen zum Schenken und Geben und brüderlichen Teilen. Wenn das Soziale über Steuern dem Staat zugeschoben ist, dann kann niemals der notwendige Antrieb in der Wirtschaft gefunden werden, zum brüderlichen Wirtschaften zu kommen. Genau das aber ist die drängendste Forderung unserer Zeit: eine brüderliche Wirtschaft zu entwickeln. So entzieht das Projekt des Grundeinkommens als eine Art Endstadium des frühneuzeitlichen Impulses der staatlichen Regelung aller Dinge einer noch ganz anders als heute zu begreifenden Wirtschaft die Impulse und Antriebe zur Brüderlichkeit - so wie die staatlichen Schulen den Schülern die Lust und Freude am Lernen vergällen und sie zu normierten Pennälern machen - und so wie die weitgehend verstaatlichten Kirchen den Menschen den natürlichen Trieb zur Religion verderben und die Kirchen leer bleiben, bei den Protestanten mit ihrer sehr großen Nähe zum Staat noch mehr als bei andern. Wirtschaften und Geben und Teilen und Schenken von Gütern und Geld - das muss Sache einer brüderlichen Kultur sein und werden, die nur keimhaft heute da ist - wenn Mensch zu Mensch sich findet und die Not des andern sieht und wer geben kann gibt, wenn ein Unternehmer sagt: ich baue jetzt dort nicht einen 5. Supermarkt hin, weil es schon genügend gibt, die ich sonst kaputt mache, wenn alle Europäer mit guten Gehältern Menschen in der 3. Welt einfach einen Teil ihres Gehaltes überweisen, fest, jeden Monat, wenn in der Wirtschaft gesehen wird dass man Überschüsse nicht für sich behalten sondern den Mangelfeldern zukommen lassen sollte - .... dann kann eine brüderliche Kultur entstehen und der Staat kann immer mehr, in Schritten, denn es geht nicht schnell, aus dem Sozialen Wesen sich zurückziehen. Wir werden dann eine Art höherer Potenz der mittelalterlichen Schenkungskultur haben - nicht von den Kirchen geleitet (wenngleich diese auch mitmachen dürfen, das ist klar), sonder von Verbrüderungen (Assoziationen) von Menschen, die sich helfen und nicht froh sein können, wenn es ihnen gut geht und der Mitmensch darbt. Und es wird mir nun ganz klar: mit einer solchen Kultur werden die Gelder gerne und reich fließen, - Zwang unter Steuern und alles vergällt den Menschen das Geben, alles Geld aus solchen Quellen ist meist nicht gern gegeben, ist oft genug hassbewehrt - Geld in brüderlichem Teilen gegeben fließt in Liebe und Verstehen des andern. Das trägt Zukunft in sich, auch wenn es heute kaum gesehen wird und erst kleine Pflanzen sind. Lassen wir sie größer werden durch unser Tun!!
Posted on: Tue, 01 Oct 2013 21:45:08 +0000

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