Kapitel 8 – Eine Begegnung mit dem Schicksal Die Gefährten - TopicsExpress



          

Kapitel 8 – Eine Begegnung mit dem Schicksal Die Gefährten ritten ganz früh los, denn um aus dem Wald rauszukommen, war es noch sehr weit. Gori war immer noch deprimiert wegen seinen Bart, Malnir sagte nichts auf dem Weg und behielt immer die gleiche Miene, und Arthor war müde, da er kein bisschen geschlafen hat und wie eine Statuette im Wald stand. Die anderen fühlten sich so, wie an jeden anderen Tag. Galanthor ritt neben Arthor und fragte ihn, was los sei. Dieser antwortete: „Ich habe nicht viel geschlafen Meister, denn ich musste die Wache halten. Und das kann in einer kalten Jahreszeit sehr anstrengend sein, wenn ihr mich fragt.“ Galanthor schaute ihn an, als hätte man ihm ein Rätsel aufgestellt. „Nun denn, wenn du meinst.“ Auf ihrem Weg war kein Dickicht oder irgendwas anderes, was ihnen als Hürde vorkam, nur ein kleiner schmaler Weg. Die Sonne schien hell. Zu ihrer Rechten war ein kleiner Abhang, der zu einem Fluss hinunterführte und auf dem hohe Bäume standen. Calem deutete ihnen, hier zu rasten. Arthor trank ein paar Schlücke Wasser, goss ein wenig über seinem Kopf und wusch damit sein Gesicht, um sich wach zu halten. Calem, Elmund, Halbor und Brandt gingen ein Stück weiter vor, um sich wegen dem Weg zu unterhalten. Brandt erzählte dabei und zeigte mit dem Finger auf ein paar Richtungen. Die Elben und Zwerge unterhielten sich. Galanthor kam zu Arthor und sprach ihn an: „Tja, unser Hauptmann sitzt wohl unter enormen Stress.“ „Wie meint ihr das?“ „Nun, du weißt, dass es am Dienstag, vor fünf Tagen, stark geregnet hat. Und diese Nässe hat einen Erdrutsch ausgelöst und das bedeutet, dass unser Weg nun versperrt ist. Also müssen wir in eine andere Richtung gehen.“ „Was? Heißt das also, wir müssen umkehren?“. Arthor blickte runter zum Abhang, und tatsächlich... einige Bäume weiter, ungefähr an der Stelle, wo Calem und die anderen standen, waren die Erde aufgewühlt und Bäume umgestürzt. „Sieht wohl ganz danach aus. Es würde zwar einen Tag länger dauern, aber daran lässt sich nichts ändern.“ Gori bekam alles mit und jammerte sofort: „Niemals, wir können keinen Tag warten, die Zeit ist knapp. Meine Brüder sterben!“ Galanthor erwiderte: „Ich weiß, mein lieber Herr Zwerg, aber man kann es nicht ändern. Wir sollten versuchen, auf unserem Weg zu bleiben, ein paar Umwege schaden nicht.“ „Umwege schaden wohl, ich muss ihnen helfen.“ „Gori!“, schrie Calem. “Es bringt uns nichts, wenn wir die ganze Zeit hier verweilen, und ihr solltet nicht wegen einen Umweg jammern. Wenn ihr weiter so macht, werdet ihr selbst einen Weg suchen.“ Gori änderte jedoch seine Lage durch diesen Wortstreit nicht und sagte: „Schön.“ Er ging auf den Abhang zu und ging ihn hinunter. „Gori!“, schrien alle aus einem Munde. „Dieser verdammte Zwerg!“, rief Calem. Brandt und Elmund liefen ihm hinterher. Der Zwerg rief während dem Rennen: „Mir erst den Bart abrasieren, mich damit unwürdig machen, und mir noch auftragen, ich solle alleine weitergehen. Wie ihr wollt!“ Er wurde immer schneller, sodass er die Kontrolle seiner Füße verlor und den Berg runterrollte. Nun waren alle im Aufruhr und jagten ihm hinterher, doch bevor Arthor losging, packte ihn ein Gefühl, als ob er beobachtet wurde.Er blieb stehen, der Rest rannte außer Hörweite und nur das Rauschen der Blätter war zu hören. Ihm wurde plötzlich warm, und er spürte die Kälte des Windes nicht mehr, er hörte die anderen „Gori“ rufen, obwohl sie weit weg waren. Seine Augen brannten plötzlich, er kniff sie zu. Als der Schmerz nachließ, öffnete er sie wieder und sah plötzlich viel klarer und schärfer. Jedes einzelne Blatt konnte er ausmachen, er sah jeden einzelnen Käfer auf den Boden; Weberknechtspinnen, Raupen, Würmer und alles andere. Er hörte die Mäuse unter der Erde piepen und graben. „Was zum Teufel? Was ist los mit mir? Ein Zauber?“. Außer den anderen und den Mäusen hörte er noch etwas anderes, ein leiser Atemzug von der Ferne. Immer und immer wieder. Er vermutete ungefähr die Stelle des Atems. Jemand beobachtete ihn, aber der leise Atem war nicht auf Arthors Höhe, sondern... Er drehte sich um, schaute nach oben zu den Bäumen und sah wie eine schwarze Gestalt auf den Ästen hinter die Bäume huschte. Arthor erschrak; tatsächlich, sie wurden verfolgt, schon von Anfang. „Nein! Dann bedeutet es ja...“ Er rannte so schnell wie möglich den Hang hinunter. die Pferde mussten er stehen lassen, denn es wäre ziemlich unklug sie mitzunehmen. Das würde Zeit und Aufwand kosten. Während dem Laufen spürte er Wind, doch traf nicht sein Gesicht, sondern durchwehte seine Haare, ihm war weder heiß noch kalt, er schwitzte nicht einmal. Das Licht wechselte sich; schaute er nach unten, wurde es heller und wenn er nach oben schaute, wurde es trüber. Er konnte sogar zur Sonne sehen, ohne dabei geblendet zu werden. Plötzlich schoss, wie ein Blitz, ein Bild in seinen Kopf, und ging so gleich wieder. Er konnte nur eine Frau in einem weißen Gewand ausmachen. Durch diesen Schreck, stolperte er durch eine Wurzel und rollte den Hang hinunter. Alles drehte sich in seinem Kopf, doch ihm war nicht schwindelig. Er stieß sich den Kopf an einem Felsen an und verlor fast die Besinnung. Doch als er am Fuß des Hanges angekommen war, stand er auf, schüttelte seinen Kopf und war wieder im Gleichgewicht. Er putzte den Dreck von seiner Kleidung weg. „Hoffentlich geht es ihnen gut!“ Er rannte weiter und die Stimmen der anderen wurden lauter, sodass er ihre Positionen ausmachen konnte. Als ihm die Puste ausging, kam er am Waldsaum an und stand vor einem Tal mit Schluchten, viel Gras und großen Felsen. Hier waren die Stimmen viel lauter „Sie müssten irgendwo nahe der Schlucht sein!“ So ging er durch das Tal auf die Schlucht zu. Er hörte Flügelschlagen und sah gleich nach oben, Vögel flogen v-förmig über Arthor vorbei nach Süden, denn es wurde jetzt Winter und Vögel flogen nach Süden um sich zu wärmen, und dort blieben sie bis zum Frühjahr. Der Schüler kam näher aber die Stimmen seiner Gefährten wurden leiser.. Durch die zahlreichen Granitfelsen war es wie ein großes Labyrinth, in dem er die Nadel finden musste, die in einem Heuhaufen versteckt war. „Wer hat die verdammten Steine hingestellt?. Etwa Urgaldum, der Steinherr? ...Moment, das ist doch richtig!“ Durch diesen närrischen Gedanken schlug er sich auf die Stirn. Als er schon bei der Suche aufgeben wollte und sich an einem Felsen lehnte, bemerkte er etwas Ungewöhnliches auf dem Gras. Er bückte sich und streichte seine Hand über den Rasen und rupfte ein paar Halme raus. Er betrachtete sie auf der Handfläche seines Handschuhes. Die meisten waren rot gefärbt, bei den anderen nur die Spitzen. „Heiliger Vater! Das ist ja Blut, sind sie also... nein, das kann nicht sein. Das muss ungefähr zwei-drei Wochen alt sein. Das Blut hat sich an dem Gras gehärtet und ist kalt. Wenn die Morde vor ein paar Minuten geschehen wären, wäre das Blut noch warm und flüssig. Aber wo sind sie... und vor allem, warum ist Blut auf...“ Der Schüler bemerkte noch mehr Blutflecken auf dem Rasen, viel größere, eher schon Blutlachen. Selbst auf den Felsen befinden sich ausgetrocknete Stellen. Er sah sich weiterhin um und bemerkte schließlich die Schlucht. Er trat näher und beugte sich davor. Sie war sehr tief und steil. Der Boden war halb ausgetrocknet und eine tiefe, schmale Rinne war in der Mitte geritzt. Seine Augen meinten helles Licht in der Rinne zu sehen. Allerdings fiel ihm etwas an den Rändern entlang der Schlucht auf. Bleiche, dünne Körper lagen ausgestreckt da und starrten mit leeren Augen in alle Richtungen. Erst später fiel Arthor auf, dass es Skelette waren, die da lose rum lagen. „Welch´schrecklicher Anblick. Das sind wohl Reisende gewesen, die in die Schlucht gefallen sind. Aber warum sind sie nackt und tragen keine Wanderklamotten, und es erklärt auch nicht, warum Blut in der ganzen Gegend ist. Sind das etwa Kriegsgefallene? Wer hat dort gekämpft und hat verloren? Sehr merkwürdig. Von Schlachten in diesem Ort habe ich noch nie etwas gehört.Genug davon! Die Zeit drängt und die anderen schleichen immer noch hier rum.“ Nach ein paar Minuten beim Umschauen, kam ein Loch in einem Felsen zum Augenschein. Bevor er jedoch näher trat, spürte er wie die Erde bebte, irgendetwas brachte sie zu rühren. Tief unter der Erde hörte er leises Pochen, bumm bumm poch bumm, Arthor schien verwirrt und trat näher zu dem kleinen Loch und spähte hinein. „Ahh! Arthor, na endlich, wir dachten, wir hätten dich verloren!“, sagte Galanthor, der plötzlich seinen Kopf aus dem Loch streckte. Der Meister schockte seinen Schüler. „Vermaledeit noch mal, Meister, ihr könnt mich doch nicht so einfach erschrecken. Das ist unhöflich gegenüber anderen!“ Galanthor schaute überrascht. „Oho, solch´ einen Ton hast du noch nie in meiner Gegenwart gebraucht, mein Junge. Sehr interessant. Also komm, vertrödel nicht unsere Zeit und trete ein.“ Galanthor schlüpfte wieder in die Höhle. Arthor krabbelte hinein, doch die Höhle war aus rutschigem Stein, sodass seine Hand ausrutschte und er mit dem Kopf voran hinein glitt. Als er schließlich ankam, bemerkte er auch die anderen um sich herum. Calem und Halbor hoben ihn auf und richteten seine Kleidung wieder. Er blickte in die Runde und nickte. Da sprach Calem: „Nun sind wir alle hier vollzählig. Selbst unser Zwerg, der versuchte allein ohne uns weiterzuziehen! Ich hoffe ihr habt einen guten Grund für Euer Vorhaben gehabt, was sagt ihr zu Eurer Verteidigung? Sprecht!“ Gori kauerte in einer Ecke und starrte auf eine Wand. „Es war kein Grund, sondern eine Pflicht.“, begann er zu sprechen, immer noch auf die Wand starrend. „Eine Familie muss man beschützen, egal, durch was man dazu gehindert wird. Denn eine Familie ist kostbarer als sein eigenes Leben und wenn man sie im Stich lässt, hat man eine Familie nicht verdient. Das gilt auch für Freunde. Und nichts wird mich dran hindern, soll auch der Dunkle König oder meine schlimmste Angst mir im Wege stehen, werden sie teuer bezahlen.“ Calem schaute unbeeindruckt aus. „Das ist für mich kein Grund!“ „Das habe ich auch gesagt! Vielleicht hört ihr mal besser zu. Außerdem ist dieses Thema euch doch völlig egal. Ihr Imtrandorer seid immer dieselben. Euch kümmert doch Familie und Freundschaft gar nicht. Ihr habt sie in Stich gelassen, nur um selbst an der Spitze zu stehen. Eure Familie hat euch nicht beschützt, damit ihr sie verlässt, sondern weil Ihr ein Geschenk für sie ward. Doch Ihr habt sie ausgenutzt und in den Dreck gezogen. Ihr habt eine Familie oder Freunde nicht verdient!“ „DAS REICHT!“, schrie Calem wie ein zornentbrannter Dämon. Seine Lippen zitterten vor Wut. Seine Augen blitzten auf. „Arthor!“ Der Schüler stand wie eingefroren da. „Ja?“ „Hol die Pferde und das Feuerholz mit Halbor!“ „Olderun sei dank!“. Arthor atmete wieder ein. „Natürlich.“ Er nickte zu Halbor und machte sich auf den Weg mit ihm. Sie schlüpften beide aus der Höhle und starrten in den dunkel bewölkten Himmel. „Es wird bald regnen, beeil dich!“, rief Halbor ihm hinterher, als er durch die ganzen Felsen kreuz und quer zum Wald lief. Arthor lief sogleich hinterher, während dem Laufen hörte er allerdings Geräusche unter der Erde, als ob mehrere Menschen rennen würden. „Was ist bloß los mit mir? Warum sehe ich weiter, höre schärfer, und bin resistent gegen das Klima? Bin ich krank? Was sind das für Geräusche unter der...“ Dann wurde ihm alles klar. „Oh nein!“ Er war grade dabei umzudrehen und zu rennen, doch... zu spät. Er hörte aus der Richtung der Höhle ein Knacken und Splittern, danach mehrere Schreie. „Halbor!“ Er drehte sich zu ihm um und schaute ihn merkwürdig an. „Was ist?“ „Die Anderen, sie werden überrannt.“ Halbor lief zu ihm und beide schauten in die Richtung der Höhle. „Sie werden von Orks überrannt?“ Er zuckte auf und fiel zu den Boden. Arthor schaute zu ihm und sah, wie ein Pfeil aus seiner Schulter herausragte. Arthor fuhr zusammen und versuchte den Pfeil herauszuziehen, doch etwas packte ihn von hinten und hielt ihn fest. Der Geruch seines Angreifers war abscheulich, denn es war ein Ork, der ihn festhielt. Ein Ork mit grau-blasser Haut und dreckiger Rüstung. Er hielt Arthor mit einer Hand am Hals fest, mit der anderen hielt er ein scharfes Messer, um ihm die Kehle aufzuschlitzen. Arthor wehrte sich und versuchte sich von ihm zu lösen. Doch der Griff des stinkenden Gegners war stark und die Klinge war kurz vor seinem Hals. Aber er zog sein Schwert rückhändig und schlug den Knauf nach hinten auf den Kopf des Orks. Dieser löste seinen Griff und taumelte. Arthor befreite sich und stand vor seinem ersten wahren Gegner. Er beobachtete aus einem anderen Augenwinkel wie Halbor von zwei weiteren Orks in die Höhle verschleppt wurde. Um Halbor und die anderen wollte er sich später kümmern, erst einmal musste er seinen ersten Gegner bezwingen. Diesmal war es keine Holzpuppe, die bei einem Schlag taumelte oder zu Boden fiel, sondern eine lebende Kreatur, die sterben kann. Arthor war jedoch kein Mörder - kleine Käfer sind nicht dazu gezählt -, aber man konnte es als Notwehr einschätzen, und der Ork war ein ausgezeichneter Töter. Ein Kampf auf Leben und Tod. Er ging auf seinen Feind los, dieser wich jedoch aus, und schnitt ihm in den Arm, der Schüler schrie auf und hielt sich den Arm fest und spürte wie warmes Blut über seine Hand lief und auf den Boden tröpfelte. Sein Gegner lachte über ihn und rief „Kúblak!“ Er wollte sich über seinen schwächeren Gegner lustig machen, er sah es nicht als Herausforderung an, sondern eher als eine Lachnummer. Arthor griff wieder an, der Ork blockte den Angriff von oben mit einem Schwert, schlug mit der Faust in sein Bauch, sodass der Schüler sich krümmte. Der Ork machte einen Streich und traf mit der Spitze Arthors Brust. Der Schüler hielt sich die Brust fest und auf seiner Hand kam Blut zum Vorschein. Er schaute zornentbrannt auf seinen Gegner, der wieder „Kúblak!“ zu ihm sagte und diesmal ein Freudentänzchen machte. Arthor machte etwas falsch, er nahm keine Kampfposition ein und konzentrierte sich nicht auf die Bewegungen des Orks. Er stellte sich leicht gebeugt, Beine breit, sein Schwert gerade nach vorn gerichtet und den Blick auf den Ork konzentriert. Einige Zeit verging, Arthor behielt seine Kampfstellung und der Ork rannte und sprang auf ihn mit einem Schwertschlag, der Schüler blockte den Angriff von oben und schlug nach seinem Gegner, dieser wich aus und schlug von der Seite, doch Arthor konterte, indem er das Schwert des Orks mit seinem auf den Boden drückte und danach einen Streich machte. Er traf das Gesicht; der Helm flog davon und der Ork stürzte leblos zu Boden. Arthor betrachtete seinen ersten gefallenen Feind und er sah jenes Gesicht, dass ihm der Irrwicht zeigte. Ein Schreckensbild. Es weckte ihm fürchterliche und böse Erinnerungen. Genau das gleiche Gesicht, das aus dem tiefen Loch herausgesprungen kam. War das Zufall? Vielleicht hat ihm der Irlaw die Zukunft gezeigt. „Wenn es wahr ist, was haben der Geruch und das große Loch damit zu tun? Sehr interessant.“ Nein! Er schlug sich den Gedanken aus dem Kopf und rannte schnell zur Höhle, dabei hielt er sein Schwert in der linken Hand. Er bückte sich, schlüpfte hinein und hielt die Klinge nach vorn ausgestreckt, falls Gegner ihn sahen. Er kroch langsam und leise, denn er wollte nicht auffallen. Er war drin, blieb aber noch am Eingang und spähte hinaus. Ganz langsam bewegte er seinen Kopf hinein, sah aber soweit nichts Verdächtiges. Die Sachen seiner Mitstreiter lagen verstreut auf dem Boden: Zerrissene Kleidung, Zermatschtes Brot, Käse und anderer Proviant und ein Haufen zerbrochener Pfeile und Messer. „Sie haben sich anscheinend gewehrt.“, überlegte Arthor. Er ging in die Knie um alles besser zu identifizieren. „Es waren ziemlich viele Orks, man sieht viele große und kleine Fußabdrücke, die Höhle war also voll., Die anderen hatten keine Chance gehabt. Sie haben die Taschen und Rucksäcke der anderen durchsucht. Und sie müssten noch am Leben sein, denn hier liegt kein Blut. Sie müssten also verschleppt worden sein. Und ich nehme an... durch diesen Eingang!“ Er schaute zu einem großen Riss in der Wand, er war groß genug für drei Personen in der Breite. Arthor stand wieder auf. Er wusste nun, was sein Meister mit „Er wird Neues lernen und in manchen Momenten Erfahrung sammeln, wie es ist auf eigene Faust seinen Gefährten zu helfen.“ Die Zeit ist also gekommen, er muss ihnen helfen... alleine. Ihr Leben hängt in seinen Händen. Diesmal war es nicht ein Ork, sondern Hunderte oder Zweihunderte. Ihm war nicht gut bei diesem Gedanken. Er atmete tief durch und sagte sich entschlossen: „Möge der Kampf beginnen!“ Er näherte sich dem Riss, das das Knacken und Splittern brachte, was Arthor hörte. Aus dem Eingang kam ein tiefer Luftzug, der nach Moder stank. Er musste sich deswegen die Nase zuhalten. Der Höhlengang war dunkel, doch, auf selbst verständlicherweise, konnte er wieder alles klar und deutlich erkennen, An den Rändern seiner Blickwinkel schimmerte es blau und alles was sich im Gang befand, wie ein Felsen oder Spinnennetze konnte er gut ausmachen. Er fragte sich immer wieder, was es damit auf sich hat. Plötzlich hörte er Rufe und krächzende, hallende Stimmen, die immer lauter zu sein schienen. Und wieder das Pochen, nur lauter und bebender. Und diesmal ein langes Brüllen. Er ging weiter, blieb aber stehen, als ihm am Boden etwas auffiel. Er hob es auf: Es war etwas aus festem Leder und hatte einen Knick in der Mitte. Eine Schulterplatte! „Die müsste einer meiner Gefährten verloren haben.“ Nach einer Weile bemerkte er, dass ein Loch etwas abseits von der Mitte zu sehen war. Die Ränder wurden nach außen gedrückt. „Das ist Halbors Platte, aber warum wurde sie ihm ausgezogen?“ Wieder ein Ruf, diesmal klang sie robuster, lauter und von jemandem, der groß war. Der Schüler stopfte die Platte in seinen Wams und ging weiter. Später leuchtete es bei einer Abbiegung und zwei Schatten von Orks waren zu sehen. Dann traten sie in den Höhlengang ein und Arthor verkroch sich hinter einen Felsen. Der eine war breit, seine Haare waren voller Dreck und zerzaust, und hatte nur eine Hose an. Der andere war kleiner und seine ganze Rüstung war zefledert. Sie unterhielten sich wegen etwas, und auf überraschender Weise sprachen sie die Sprache der Menschen. „Diese Gefangenen sehen aberr echt legger auss, findest du nicht auchh, Garúrh?“, sagte der Größere Da erwiderte der andere: „Jaa, Tahmbarr, besonderrs den Zwergen mit den schmutzigen, weißen Haaren.“ „Das nennt man grrau, du Dummkopf!“ „Isst mir doch egaal, wie es heißt. Ich sage, dass was ich seche!“ Kurze Pause, dann schauten sie sich um und verteilten sich im Gang. Arthor erkannte, dass mehrere Haufen im Gang waren. Haufen von... Waffen! Da lagen Schwerter, Bögen und Pfeile, Äxte, Schilde und noch viel anderes auf mehreren kleinen Haufen rum. Beide durchsuchten die Hügel und warfen einige Dinge nach hinten. Garúrh traf aus Versehen seinen Kumpanen mit einen Hammerkopf am Hinterkopf, sodass dieser ausrastete und „Kúblak!“ schrie. „Kannsst du nicht aufpassen, wo duu hinwirrfst?“ „Huch! Endschuldigge.“ „Dümmer geht’s wohl nicht!“, sagte Arthor denkend. Tahmbarr kam immer näher zu Arthor und betrachtete dort den Haufen und kehrte ihm dabei den Rücken zu. „Ja! Er schaut in die andere Richtung, ich kann ihn also ganz leise von hin...“ Er wollte den Satz beenden, bis er sein Schwert aus dem Heft zog und plötzlich nur die Hälfte rauskam. Arthor starrte entsetzt auf die abgebrochene Klinge, dann starrte er in seine Schwertscheide hinein und hielt es nach unten, und auf seiner Hand kam die zweite Hälfte zum Vorschein. Er sah verwirrt auf die beiden Hälften und schüttelte seinen Kopf. „Typische Knappenschwerter aus Almandor!“, jammerte er. „Nutzlos wie Schuhe für Hobbits!“ Galanthors Lehrling schaute dumpf auf die zerbochene Klinge und legte sie bei Seite um nicht gehört zu werden. Tahmbarr drehte sich wieder zum Haufen und schmiss dabei zwei Dinge unahnend in Arthors Richtung. Sie landeten direkt vor seinen Füßen und er erschrak. Er atmete nicht aus Angst entdeckt zu werden. Als er es näher betrachtete waren es für ihn zwei kleine normale Leinentücher. Doch nach einiger Zeit meinte er einen Herzschlag von den Bündeln zu hören. Als er wieder hinsah spürte er eine Präsenz, eine Präsenz von hoher Macht, die sich in sein Bauch drückte. Mit seinen klaren Augen sah er das Bündel aufleuchten. Eine Aura von blauem Licht umhüllte es und ließ Arthor hineinschauen. Garúrh und Tahmbarr liefen an ihm vorbei ohne ihn zu bemerken, und das kam ihm sehr recht, denn ihm rutschte das Herz in die Hose. „Sschauen wir nach, wie es oben aussieht. Ich chabe Hungerr! Diesse Leute haben bestiemt ein paar leggere Sachen zuruck gelassen.“, lächelte Garúrh hämisch. „Die werrden höchstens nur ein paar Menschensachen liegen gelassen haben, du Narr. Die fressen kein Fleisch, ssondern gammliges Blödbrot!“, meinte Tahmbarr. Damit verschwanden sie aus dem Gang. Arthor atmete tief durch und fühlte sich befreit. „Hoffentlich schlagen sie sich wegen ihrer närrischen Art und ihrer Meinungsverschiedenheit noch die Köpfe ein, diese Blödbrote!“ Egal, schnell das Bündel greifen bevor noch ein weiterer Trupp kommen würde. Arthor griff nach den Leinentüchern und öffnete es. Zum Vorschein kamen zwei kurze Schwertscheiden in brauner und weißer Farbe. Als Arthor das Bündel mit den Schwertern auf den Boden legte, hörte er wieder den Herzschlag und spürte die Aura. Es war ein sehr mysteriöser und unbeschreiblicher Augenblick für ihn, wie als würde er vor zwei Entscheidungspfaden stehen. Geht er den einen oder anderen Weg, ließ er es oder nahm er sie an sich? Er wusste nicht, warum er an so etwas dachte, aber diese Neugierde ließ ihn nicht los. Er näherte sein linken Arm an den Schwertgriff, je näher er kam, desto heißer wurde ihm. In ihm kam eine unerträgliche Hitze auf, die ihn fast zum Rennen zwang. Er griff nach dem Heft, seine Hand brannte und er schrie auf. Sofort löste sich die Hitze von ihm und der Hall seines Schreiens drang tiefer in die Orkhöhlen ein.
Posted on: Wed, 25 Sep 2013 13:28:03 +0000

Trending Topics



Recently Viewed Topics




© 2015