Kein Nordkoreaner hat je meine e-Mails gelesen! Mittwoch, 17. Juli - TopicsExpress



          

Kein Nordkoreaner hat je meine e-Mails gelesen! Mittwoch, 17. Juli 2013 oder Die Welt darf kein Hinterhof werden. Nach dem Skandal um NSA und BND hĂ€uften sich antiamerikanische Stimmen,, liest man in den Kommentarspalten wieder hĂ€ufiger. Ich kann dazu nur sagen: Ich bin nicht antiamerikanisch. Denn gegen Amerikaner habe ich nichts. Aber ich gehöre durchaus zu denen, die einen gesunden Antiamerikanismus fĂŒr notwendig erachten. Eine Ideologie Der Amerikanismus ist kein LebensgefĂŒhl, wie das die Kritiker antiamerikanistischer Töne oft darlegen. Er hat mit dem american way of life oder der unverbrĂŒchligen Freunschaft mit diesem Urland der Demokratie und Freiheit kaum zu tun. Wer so gegenargumentiert, der verschleiert. Linke Intellektuelle haben schon vor Jahrzehnten den Kulturimperialismus der Vereinigten Staaten kritisiert. Sie sahen sich zwischen McDonalds und kommerzialisierter Rockmusik intellektuell aufgerieben. Dazu griffen sie den handfesten, den geopolitischen Imperalismus an. Zu Zeiten des Vietnam-Krieges hatte diese Position Hochkonjunktur. SpĂ€ter flaute die Bereitschaft, die USA fĂŒr ihre Interventionen anzugreifen, fast völlig ab. Es galt mehr denn je als chic, die VerbĂŒndung und die Freundschaft mit diesem Land aggressiver Außen- und Kriegspolitik zu beteuern. Amerikanismus ist nicht die BefĂŒrwortung von blue jeans und Coca-Cola. Es ist die Parteinahme fĂŒr eine globale Expansion der Monroe-Doktrin. Der Hinterhof der Vereinigten Staaten ist nicht mehr nur der amerikanische Kontinent, sondern alle Kontinente sind zu Hinterhöfen degradiert. Amerikanismus ist eine knallharte militĂ€risch-expansionistische Ideologie, moderner Imperialismus, der nicht im spießigen Stehkragen daherkommt, sondern in legerer und sich pragmatisch gebender Gönnerhaftigkeit. Amerikanismus ist nicht das Pendant zum französischen savoire-vivre oder zur deutschen GemĂŒtlichkeitskultur, sondern gleichbedeutend mit dem Empire colonial oder Großdeutschland. Er reicht ĂŒber den ursprĂŒnglichen Interamerikanismus hinaus, handelt global und setzt seine eigenen MaßstĂ€be bei anderen Kulturkreisen an. Wer da mit Romantizismen kommt, von Burger und Hollywood schwĂ€rmt, der macht sich zum Teil dieses Problems. Guantanamo ist nicht romantisch. Und KollateralschĂ€den einer angeblich prĂ€zisen KriegsfĂŒhrung, wie sie die US-Administration in ihrem globalen Sendungsbewusstsein in vielen Teilen der Welt anwendet, sind es auch nicht. Teheran, Khartum, Pjöngjang? - Washington! Als BĂŒrger der Bundesrepublik lohnt es sich festzustellen, dass man bislang mit keinen Eingriffen seitens des Iran, des Sudans oder Nordkoreas zu tun hatte. Diese LĂ€nder aus der axis of evil, diese Schurkenstaaten, terrorisierten die deutsche Öffentlichkeit bislang nicht. Washington hingegen schon, verletzte Persönlichkeitsrechte und terrorisiert dieselbe Öffentlichkeit gleich nochmal, indem es Botschafter der atlantischen Freundschaft aussendet, die die Frechheit kaschieren und herunterspielen sollen. Michael Moore schreibt in Stupid White Men, dass er sein Leben lang von Schwarzen gewarnt worden sei. Oft ganz unterschwellig, manchmal auch ganz direkt. Der Schwarze ist das Synonym fĂŒr Betrug, Gewalt und KriminalitĂ€t in den USA. Moore aber stellt fest: "Schaue ich aber auf mein Leben zurĂŒck, zeigt sich da ein seltsames, aber unverkennbares Muster. Definitiv jede Person, die mir in meinem Leben jemals weh getan hat - der Boss, der mich gefeuert hat, der Lehrer, der mich durchfallen ließ, der Direktor, der mich bestrafte, der Kerl, der mir einen großen Stein auf den SchĂ€del schlug [...] - das waren ausschließlich Weiße!" Und das fĂŒhrt ihn zur Frage: "Also, warum sollte ich ausgerechnet vor Schwarzen Angst haben?" Warum fĂŒrchten wir uns ausgerechnet vor dem Iran, der uns nichts getan hat? Noch nie hat uns Pjöngjang abgehört und ausgehorcht. Noch nie hat Pjöngjang seine Soldaten in fremde LĂ€nder geschickt, dort Menschen foltern und entfĂŒhren lassen, um sie dann Jahre von der BildflĂ€che verschwinden zu lassen. Was sind wir doch fĂŒr Stupid German and European Men! Das Böse ist Ansichtssache Ich will nicht in einer Welt leben, in der Angriffskriege aus ökonomischen Interessen, der Überwachungsstaat und immer mehr Laissez faire-Auslegung des Gemeinwesens als gut bezeichnet werden, wĂ€hrend man andere GesellschaftsentwĂŒrfe ohne genau Kenntnis darĂŒber diabolisiert. Es ist nicht zwangslĂ€ufig so, dass man als Linker oder Linksliberaler antiamerikanistisch werden muss. Auch in den USA hat die Linke viele Impulse gesetzt und hat eine leider mittlerweile fast vergessene Tradition. Aber diese Vereinigten Staaten, die ihren Status als Weltpolizei so ausgebaut haben, dass sie sich mittlerweile als Weltdespot auffĂŒhren, kann keinem Linken schmecken. Washington ist der Leader in der anderen Achse des Bösen - und Berlin und London reihen sich da ein. Das Böse ist zuweilen eine Sache der Ansicht. Bei Despoten wie Hitler und Stalin sicher nicht. Bei Leuten wie Eichmann und Tibbets wird es schon schwieriger. Aber die Welt ist eben nicht voller Hitlertypen. Was also böse ist und was nicht, kann nicht immer einheitlich beschlossen werden. Der BundesprĂ€sident lobt regelmĂ€ĂŸig den Einsatz der Bundeswehr fĂŒr die gute Sache. Diese gute Sache fiel mancher afghanischen Familie in Form von Bomben ins Schlafzimmer, kostete Menschenleben und Blut. Aus Sicht eines Afghanen ist dieser BundesprĂ€sident ein Prediger des Bösen. FĂŒr das bĂŒrgerliche Deutschland ist es der WunschprĂ€sident. Ob Afghanen wohl glauben, dass die Deutschen alle blutrĂŒnstig sind? Verallgemeinern sie so, wie die Deutschen es gerne tun, wenn sie mutmaßen, dass in jedem Moslem die Aggression schlummert? Der Bereich aller amerikanischen Bereiche ist nicht angeklagt Mir bleibt nichts anderes ĂŒbrig, als antiamerikanistisch zu sein. Gegen Amerikaner generell habe ich nichts. Nur werde ich nun auch nicht den Fehler machen und wie so viele behaupten, dass die Amerikaner ein tolles Volk seien. Das sind sie so wenig wie andere Völker auch. Unter den Amerikanern finden sich leider viel zu viele Amerikanisten. Man muss nicht alles schmĂ€hen, was aus Amerika kommt. Denn es gibt Amerika so wenig, wie es die Welt gibt. Amerika ist Barbecue und New School of Social Research, ist Todesstrafe und Mark Twain, ist Notaufnahme im Krankheitsfall und Noam Chomsky, ist Prism und Hannah Arendt, McCarthy und Larry Flint, Bukowski und gĂŒnstige Immobilienkredite, Genozid und Big Deal, Agent Orange und Martin Luther King. Amerika ist fĂŒr alle diese und viele andere Dinge nur ein Bereich der Bereiche, um es mit Markus Gabriel zu sagen. Aber um all das geht es mir nicht. Man muss seinen Antiamerikanismus schon konkret halten, an der Ideologie messen und nicht einfach alles verdammen, was von dort kommt. Es geht nicht um den Bereich aller Bereiche, die es in dem Gebilde, das sich Vereinigte Staaten nennt, gibt. Das kulturelle Erbe ist nicht automatisch beschmutzt, nur weil es sich plötzlich in einer Ideologie wiederfindet. Es gibt insofern den Antiamerikanismus nicht, weil die Vereinigten Staaten nur ein Bereich sind, in dem es viele Sinnfelder gibt. Aber nicht jedes Sinnfeld ist von der Ideologie des Amerikanismus befleckt. Der Begriff des Antiamerikanismus klingt fast so, als generalisieren man die Wut auf alles, was von drĂŒben kommt. Warum ich antiamerikanistisch sein muss! Wir sind in ein Stadium der Geschichte eingetreten, in der man nicht einfach so tun kann, als sei dieser Amerikanismus, den wir schon aus dem 20. Jahrhundert kennen, eine seltsame Marotte, die man sich ĂŒber dem großen Teich einfach mal leistet. Wir haben es bei diesem PhĂ€nomen nicht mit der selbstlosen Politik der EindĂ€mmung irgendwelcher Regimes zu tun - Washington macht seine nationale Politik immer hĂ€ufiger und brutaler auf internationaler BĂŒhne. Völkerrecht und die nationale Selbstbestimmung wischt man hierzu einfach weg. Es geht doch um so viel mehr: Um Erze, um Erdöl, um Gold und wer weiß was noch. Der Zugriff auf die Ressourcen bestimmt das Handeln der Vereinigten Staaten unter anderem. Es geht dieser als Demokratie bezeichneten aristokratischen Theokratie nicht um eine bessere Welt, sondern um Weltherrschaft, um die Schaffung vieler kleiner Quislinge, die im Sinne Washingtons zappeln. Die technologischen Möglichkeiten haben die Option der totalen Kontrolle möglich gemacht. Der Kontrollwahn dieses Amerikanismus, der sich auf allerlei nationale Regierungen stĂŒtzt, ist auch keine Marotte mehr, sondern eine handfeste Gefahr fĂŒr die Zukunft. Die Ausrichtung der Politik an die Vereinigten Staaten ist nicht visionĂ€r oder gar sinnstiftend, sie ist strikt mit der GefĂ€hrdung der europĂ€ischen Vorstellung von Demokratie verknĂŒpft.
Posted on: Wed, 17 Jul 2013 13:02:29 +0000

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