Lieber Philipp Rösler! Als langjähriges Parteimitglied geht es mir natürlich nahe, meine FDP so am Boden zu sehen. Die Partei sollte sich aber Gedanken darüber machen, warum alles so gekommen ist. Es lag nicht daran, dass wir die liberal denkenden Menschen nicht erreicht haben, es lag nicht an einem verkorksten Wahlkampf. Da habe ich sogar schon Schlechteres erlebt. Es liegt u.a. daran, dass die FDP in dieser Legislaturperiode dramatische Fehler gemacht hat - und zwar vor allem am Anfang! Um in die Koalition zu kommen, wurden wichtige Forderungen und Wahlversprechen geopfert, es wurden die falschen Ministerposten besetzt. Das war sogar der Parteiführung damals klar und wurde hinter mehr oder minder vorgehaltener Hand parteiintern diskutiert. Sie persönlich trifft meiner Ansicht nach die geringste Schuld an diesen Fehlern. Es ist Ihnen leider nicht gelungen, die Partei wieder auf festen Boden der Liberalität zurückzuführen. Wie man heute mit der Abwahl umgeht, ist auch völlig falsch. Anstatt erst einmal eine kleine Pause zum Nachdenken, zum Atemholen einzulegen, wird hektisch an neuen Lösungen gebastelt. Der alte "König" ist noch nciht beerdigt, schon ruft ein Neuer sich aus und meint, er müsse nur noch vom Parteitag "bestätigt" werden. Nichts gegen Herrn L. und seine Fähigkeiten, aber ein Parteitag wählt einen Vorsitzenden - und für eine Wahl sollte es mehrere Kandidaten geben! So geben wir schon am Tag nach dem Desaster erneut ein Bild ab von Machtspielen, von Planlosigkeit. Bevor ein neuer Vorsitzender gewählt werden kann, braucht die Partei eine Phase der Besinnung auf ihre Werte, auf das, was es bedeutet ein "Liberaler" zu sein. Und erst dann kann man sehen, welcher Mensch aus der Partei diese Linie am besten vertritt, wer sich als Identifizierungsfigur eignet. Hier wird - wieder einmal ! - das Pferd von hinten aufgezäumt nach dem Motto: Hauptsache wir haben jemanden, der es macht, egal, was er macht. Ich wünsche mir, dass Ihr alle mal 4 Wochen in Urlaub fahrt, ohne Pressebesuche und ohne Parteiarbeit. Lasst mal die Füße in der Nordsee und die Seele in Frieden baumeln. Dazu ein bißchen Gelassenheit - schlimmer kann es nicht mehr kommen. Und dann gehen wir den Wiederaufbau in Ruhe an und nehmen dabei alle Parteimitglieder mit - auch die, die von der Arbeit der Partei in ihrem liberalen Zuhause zunehmend verfremdet worden sind. Mit liberalem Gruss Godber Kraas
Posted on: Mon, 23 Sep 2013 20:30:32 +0000