Lieberknecht grübelt weiter Braunschweig: Der Eintracht-Coach - TopicsExpress



          

Lieberknecht grübelt weiter Braunschweig: Der Eintracht-Coach wirkte Montagnachmittag trotz Rückendeckung durch den Manager extrem nachdenklich. Unsere Leserin Anja Hallermann fragt: Macht sich bei den Eintracht-Fans vielleicht schon Unmut breit? Es soll ja sogar schon ,Trainer-raus‘-Rufe gegeben haben. Die Antwort recherchierte Christian Schiebold Im Eintracht-Stadion herrschte Montagormittag rege Betriebsamkeit. Mitarbeiter des Fachbereichs Stadtgrün kümmerten sich bei strahlendem Sonnenschein um die Pflege des Rasens, der am Abend zuvor beim Bundesliga-Spiel zwischen Eintracht Braunschweig und dem VfB Stuttgart von 22 Profi-Fußballern mächtig malträtiert worden war. Auf den Rängen und auf der Tartanbahn wuselten die Putzkolonnen, mit großen Laubsaugern rückten sie Bierbechern, Servietten und Papierschnipseln zu Leibe. Vor lauter Krach konnten die Eintracht-Profis kaum ihr eigenes Wort verstehen, als sie sich auf den Weg nach Riddagshausen zum Auslaufen machten. Nur Marcel Correia blieb zurück, der verletzte Abwehrspieler absolvierte auf dem Trainingsplatz eine individuelle Einheit mit Reha-Coach Jürgen Rische. Business as usual, hätte man meinen können, also alles wie immer am Tag nach einem Spiel. Wenn, ja wenn da nicht am Abend zuvor diese Pressekonferenz mit Torsten Lieberknecht gewesen wäre, mit der er vielen Anhängern des Traditionsklubs eine unruhige Nacht beschert hatte. „Ich bin keiner, der wegläuft. Aber ich kann verstehen, wenn Fans und Verantwortliche sich Gedanken machen“, hatte der 40-Jährige im Anschluss an die 0:4-Pleite gegen den VfB Stuttgart mit brüchiger Stimme gesagt. Es war eine bemerkenswerte Aussage des emotional angefassten Fußball-Lehrers, die ihm von nicht wenigen Zuhörern als Rücktrittsangebot ausgelegt worden war. Zumal der Pfälzer, den Tränen nahe, seine eigene Hilflosigkeit eingeräumt hatte. „Ich treffe nicht die richtigen Entscheidungen“, haderte er mit sich selbst. Selten zuvor hat ein Fußball-Trainer sein Innerstes derart nach Außen gekehrt, wie es Lieberknecht am Sonntagabend vor der versammelten Journaille tat. Und alle Welt fragte sich: Wie hatte er das nur gemeint? Was hatte er mit dieser Pressekonferenz bezwecken wollen? Oder war es einfach nur ein Gefühlsausbruch, den er am Tag danach bereuen würde? Auch Christel Neumann konnte sich darauf keinen Reim machen. „Wenn Torsten zurücktritt, wäre das der größte Fehler, den er machen könnte“, sagte Neumann, in Braunschweig besser bekannt als „Kurven-Mutti“, Montagvormittag, als sie vor dem Stadion auf Neuigkeiten wartete. Die Fans würden, dem Fehlstart zum Trotz, weiterhin hinter ihrem Aufstiegstrainer stehen. Das hätte die Unterstützung beim Spiel gegen Stuttgart bewiesen. Pfiffe oder gar „Trainer-raus“-Rufe waren, und das ist für ein Tabellenschlusslicht bemerkenswert, im weiten Rund nicht zu hören; ein Zeichen dafür, dass der Trainer nach wie vor das uneingeschränkte Vertrauen der Anhänger genießt. Für Neumann war deshalb klar: „Wenn Torsten zurücktritt, dann müssen wir vor seinem Haus demonstrieren.“ Das wird vorerst jedoch nicht nötig sein. Denn um kurz nach elf Uhr kam Eintrachts sportlicher Leiter Marc Arnold nach einem Gespräch mit Lieberknecht aus den Katakomben und verkündete, dass ein Rücktritt des Trainers überhaupt kein Thema sei. „Da ist nichts dran“, sagte der 43-Jährige mit Nachdruck. Und zwar so laut, dass es auch Christel Neumann hörte, die ein paar Meter weiter stand. Erleichtert, ja fast jubelnd, ballte die „Kurven-Mutti“ ihre Hände zu Fäusten, ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Arnold tat derweil so, als könne er die ganze Aufregung nicht verstehen. Aus seiner Sicht, so der Manager, sei es völlig normal, dass sich der Trainer in der aktuellen Situation Gedanken mache. „Ich finde es menschlich, dass er sich hinterfragt.“ Medienberichte, wonach sich Lieberknecht am Sonntag nach Spielende bereits von seinen Akteuren verabschiedet habe, dementierte der Manager vehement: „Das ist an den Haaren herbeigezogen, um nicht zu sagen: gelogen.“ Bleibt die Frage, wie lange es dauern wird, bis Lieberknecht seine Sonntags-Depression aus den Kleidern geschüttelt hat. „So schnell geht das nicht“, weiß Arnold, „aber das wird kommen.“ Am Nachmittag erweckte der Fußball-Lehrer zumindest noch nicht den Anschein, als sei ihm das schon gelungen, als sei sein unbändiger Optimismus zurück. Im Anschluss an das Training der Reservisten, das er mit tief ins Gesicht gezogener Mütze nahezu kommentarlos verfolgt hatte, gestand der Familienvater: „Ich grübele immer noch.“ Und zwar gar nicht so sehr über seine Spieler, wie er auf Nachfrage mit leiser Stimme fast schon apathisch ergänzte, „sondern über mich, über richtige Lösungen“. Der ehemalige Profi ließ erneut durchblicken, dass er sich dafür verantwortlich fühlt, dass der Aufsteiger nach sieben Spieltagen erst einen Punkt auf seinem Konto hat. Vielleicht sollte er sich die Worte von Marc Arnold zu Herzen nehmen. Der hatte wenige Stunden klargestellt: „Es gibt nichts, was wir dem Trainer vorwerfen können.“ Doch es scheint, als wäre besagter Trainer dieser Tage selbst sein größter Kritiker. braunschweiger-zeitung.de/sport/eintracht/lieberknecht-gruebelt-weiter-id1172811.html
Posted on: Mon, 30 Sep 2013 21:13:46 +0000

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