Lili Ex: Lesen Sie den Artikel von Stereo Mike, veröffentlicht am 21.10.13 im Musikmagazin Sonik anlässlich des Mordes des griechischen Rappers Pavlos Fyssas, in Übersetzung für unsere deutschen Freunde DER FASCHIST IN UNS Bekamen sie Angst vor deiner Feder? Deinem Wort? Haben sie dich so sehr befürchtet, dass sie deinen Mund schließen mussten? Doch ist es ihnen nicht gelungen. Sie griffen nach dem Messer statt nach der Feder weil sie dir nicht gewachsen waren. Sie stoppten dein Herz, aber nicht deine Nachricht. Ruhe in Frieden Pavlos. Pavlos ist unberechtigterweise gegangen und weder unsere Wut, noch unsere Rache kann ihn zurückbringen. Aber berechtigterweise ist er ein Held geworden, weil er geschrieben, gesungen, gelebt hat und gestorben indem er seinen Glauben vertrat. Wegen diesem Glauben haben sie seine Stimme versucht zu erlöschen. Und diese Stimme hat ihnen den Mund zugemacht und widerhallt in Ewigkeit, stärker als die Angst welche sie aufzwingen wollten, stärker als die Feigheit ihrer Massengewalt, stärker als ihr billiger Populismus, stärker als der Faschismus. Seine Nachricht hat das Geschreie des Hasses für einige Tage still gemacht, von Athen bis Thessaloniki, von Griechenland bis England, von Europa bis Amerika, von Keratsini* (*Stadtviertel von Piräus) bis zum Ende der Welt. Und so wird Pavlos für immer mit uns bleiben. Aber mit seinem Beispiel hat er uns eine riesige Verpflichtung hinterlassen. Wir dürfen nicht erlauben, dass das faschistische Geschrei zurückkommt. Wir dürfen uns nicht fürchten. Wir dürfen nicht weinen... Wir sind verpflichtet, die Erinnerung an ihn zu ehren und ihn bewusst in unseren Herzen zu bewahren, in unseren Leben und unseren Taten. Sein Werk weiter zu leiten. Ein schwieriges Werk, denn das Biest ist alt und unsere Kollektiverinnerung schwach. Wir sind verpflichtet, uns zu erinnern. Verpflichtet zu lernen. Verpflichtet zu verstehen. Verpflichtet zu lieben. Verpflichtet wach zu bleiben... Das größte Geschenk von Pavlos war die Belehrung. Eine Lektion die mit dem Aufwachen kam. Die Bildung war geschwächt und erlaubte deshalb, dass der Same des Hasses, des Rassismus, der Intoleranz (Fremdenhass) und jeder Form von Angst Wurzel fasste, sich organisierte und ein amtlicher, gewählter Faschismus wurde. Wir haben die Vergangenheit vergessen und das Biest nach Hause eingeladen. In unsere Nachbarschaft. Wir ignorierten die Geschichtslektionen und erlaubten den bitteren Armenmahlzeiten die Jungen und die Alten zu vergiften, ihre Wahlstimme zu rauben. Die Jungen, welche glaubten, dass für alles die Fremden, die Anderen, die Unterschiedlichen schuld sind. Die Alten, welche hilfebedürftig waren. Die Jungen, welche in ihrem kurzen Leben nicht gekämpft haben für die Wort-, Meinungsfreiheit und das Sein und nicht wertschätzen, was sie so billig verkaufen. Die Alten, welche vergessen haben, wie sie unter dem Biest gelitten haben. Buerger, welche verraten und nicht beschützt wurden durch den Staat, die Polizei, die soziale Vorsorge, Griechenland, Europa. Buerger, die sich vor Korruption der Politiker der Mitte und deren Lügen ekeln und - in ihrer Hoffnungslosigkeit - einfach einen neuen Gift wählten, um den alten zu ersetzen. Und dies ist eine Analyse aber keine Rechtfertigung. Es gibt keine Rechtfertigung für den nationalen Gedächtnisverlust. Es gibt keine Rechtfertigung für die gesetzliche Etablierung des Hasses. Und es gibt keine Rechtfertigung, wenn die Wiege der Demokratie mit einem so hinterlistigen und feigen Messerstich verletzt wird. Schließlich gibt es keine Rechtfertigung dass wir gleich werden wie das Biest. Wir müssen dies um jeden Preis vermeiden, auch in unserer rechtfertigten Wut. Auch in der Stunde der größten Trauer. Wir müssen es abwerfen mit Demokratie, Wissen, Bildung, Fortschritt und Liebe. Wir müssen unsere stolzen und ungebundenen Flügel öffnen... wie uns Pavlos belehrt hat. Stereo Mike alias Michael Exarchos
Posted on: Wed, 23 Oct 2013 18:37:14 +0000
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