Milan Kundera, Die unerträgliche Leichtigkeit des - TopicsExpress



          

Milan Kundera, Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins: Irgendwann vor langer Zeit horchte der Mensch verwundert auf die regelmäßigen Schläge in seiner Brust, ohne zu ahnen, was dies bedeutete. Er konnte sich nicht mit etwas so Fremdem und Unbekanntem wie einem Körper identifizieren. Der Körper war ein Käfig, und in seinem Inneren gab es etwas, das sah, hörte, sich fürchtete, dachte und sich wunderte; diese Etwas, der Rest der nach Abzug des Körpers übrigblieb, war die Seele. Heute ist der Körper kein Unbekannter mehr: wir wissen, dass das, was in der Brust klopft, das Herz ist, und die Nase das Ende des Schlauches, der aus dem Körper ragt, um der Lunge Sauerstoff zuzuführen. Das Gesicht ist nichts anderes als ein Armaturenbrett, wo alle Funktionen des Körpers zusammenlaufen: Verdauen, Sehen, Hören, Atmen und Denken. Seit der Mensch alles an seinem Körper benennen kann, beunruhigt der Körper ihn weniger. Wir wissen auch, dass die Seele nichts anderes ist als die Tätigkeit der grauen Gehirnmasse. Die Dualität von Körper und Seele wurde in wissenschaftliche Begriffe gehüllt. Heute ist sie ein überholtes Vorurteil, und wir können fröhlich darüber lachen. MAN BRAUCHT ABER NUR BIS ÜBER BEIDE OHREN VERLIEBT ZU SEIN UND SEINE DÄRME RUMOREN ZU HÖREN, UND SCHON ZERRINNT DIE EINHEIT VON KÖRPER UND SEELE, DIESE LYRISCHE ILLUSION DES WISSENSCHAFTLICHEN ZEITALTERS. Wie schön....:)
Posted on: Sun, 03 Nov 2013 09:41:22 +0000

Trending Topics



Recently Viewed Topics




© 2015