Moderne Erziehung: Trennung war bei der Erziehung schon immer - TopicsExpress



          

Moderne Erziehung: Trennung war bei der Erziehung schon immer die Trumpfkarte der Eltern. Heutzutage ist sie in Form von »Auszeiten«, in welche die Kinder geschickt werden, zu einer Mode geworden. Hinter den beschönigenden Bezeichnungen für diese Verhaltensmaßregelungen verbergen sich in Wahrheit recycelte Formen des Meidens, und dazu zählt, dass wir unser Kind wegschicken, ignorieren, ihm die kalte Schulter zeigen und unsere Zuneigung ihm gegenüber zurückhalten. Auf diese Art wurden schon immer mehr Probleme geschaffen als gelöst. Heute haben diese Methoden noch einen zusätzlichen Nachteil: Sie tragen zu den Bedingungen bei, welche die kindliche Anfälligkeit für die Gleichaltrigenorientierung erhöhen. Der Entzug der nähe (oder die Androhung ihres Verlustes) ist als Mittel zur Verhaltenskontrolle deshalb so effektiv, weil dadurch die schlimmste kindliche Angst ausgelöst wird – die Angst, verlassen zu werden. Wären Kontakt und Nähe dem kleinen oder schon älteren Kind nicht wichtig, so würde die Trennung von uns wenig bewirken. Wenn wir den Kontakt unterbrechen oder die Verbindung zum Abreißen bringen (oder wenn das Kind befürchtet, dass wir dies tun könnten), versetzen wir das Bindungssystem in seinem Gehirn in höchste Alarmbereitschaft. Die Reaktion des Kindes wird auf jeden Fall einem Zustand der Angst entspringen, aber wie es dies zum Ausdruck bringt, hängt von seiner Art sich zu binden ab. Ein Kind, das daran gewöhnt ist, den Kontakt zu den Eltern durch Wohlverhalten zu bewahren, wird verzweifelt versprechen, sich nie wieder über eine Grenze hinwegzusetzen. Sein Versuch, die Verbindung zurückzuerlangen, wird einen Strom von Entschuldigungen hervorbringen. Das Kind, das die Nähe durch Worte und Gesten der Zuneigung wahrt, wird, wenn es das Gefühl hat, die Eltern könnten die Bindung zu ihm abbrechen, voller Liebeserklärungen sein – dies ist seine Art, die Nähe wiederherzustellen. Steht der körperliche Kontakt im Vordergrund, so wird das Kind möglicherweise einige Stunden lang stark klammern und Sie nicht außer Sichtweite gehen lassen wollen. Für Eltern ist es entscheidend zu verstehen, dass diese Verhaltensweisen keine echte Einsicht, keine echte Reue zum Ausdruck bringen, sondern lediglich die Angst des Kindes, das versucht, die Beziehung zu den Eltern wiederherzustellen. Es wäre naiv zu glauben, dass wir Kindern durch solche Methoden eine Lektion erteilen oder sie dazu bringen, kritisch zu reflektieren, was sie eigentlich falsch machen. Trennung ist als Instrument, um Gehorsam zu erzielen unwirksam. Schon wir als Erwachsene fühlen uns verletzt, wenn wir gemieden oder ignoriert werden, wie viel stärker muss die Verletzung dann bei unseren Kindern sein. Eltern, die in bester Absicht Auszeiten einsetzen, mag es schwer fallen, dies zu akzeptieren, aber diese Methode wirkt sich auf das empfindsame, kleine Kind ausgesprochen negativ aus. Es wird dadurch an seinem verletzlichsten Punkt angegriffen – seinem Bedürfnis nach Aufrechterhaltung seiner Bindung zu den Eltern. Früher oder später wird sich das Kind zwangsläufig vor dem Schmerz durch Verletzungen dieser Art schützen müssen und sich emotional verschließen – oder genauer gesagt, das Bindungssystem in seinem Gehirn wird sich verschließen. Indem wir die Beziehung gegen das Kind einsetzen, bringen wir das Bindungssystem in seinem Gehirn soweit, dass es uns ausschließt, und dadurch entsteht eine klaffende Verbindungslücke. Damit veranlassen wir das Kind dazu, die Erfüllung seiner Bindungsbedürfnisse bei anderen zu suchen.
Posted on: Wed, 24 Jul 2013 14:25:08 +0000

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