Multikulti "Ich würde jederzeit wieder meine Cousine - TopicsExpress



          

Multikulti "Ich würde jederzeit wieder meine Cousine heiraten." Immer mehr Kinder im Berliner Stadtteil Neukölln kommen mit angeborenen Behinderungen zur Welt. Als Grund wird Inzest vermutet. Die Ehe zwischen Verwandten unter türkischen und arabischen Migranten ist weit verbreitet und ein Tabuthema. Da gerade in der Türkei und arabischen Ländern Ehen zwischen Blutsverwandten verbreitet sind, gibt es unter ihnen auffällig oft geistige Behinderungen und Stoffwechselkrankheiten sowie Erkrankungen des zentralen Nervensystems durch Störung einzelner Gene. "Wir Wissenschaftler wollen eine bessere Information. Das Problem ist lange bekannt. Und es hat nichts mit Rassismus zu tun, offen darüber zu sprechen", sagt etwa Jürgen Kunze, emeritierter Professor von der Charité. Die türkische Psychiaterin Inci Sen sieht das Problem in der Deutschen Diaspora sogar noch verstärkt: "Wo weniger Auswahl besteht, kommen öfter Verwandte zusammen." Manche Wissenschaftler sprechen gar hinter vorgehaltener Hand vom "Türkenghetto" Berlin, wo sich das Phänomen dadurch verstärke, dass Migranten oft nah bei einander wohnten. "So eine Formulierung ist natürlich diskriminierend", sagt Gaby Straßburger, Professorin für Soziale Arbeit an der Katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin (KHSB). Sie hat über das Heiratsverhalten und die Partnerwahl von türkischen Migranten promoviert. "Genau wie bei Deutschen findet man seinen Partner eben im persönlichen Netzwerk und bei Türken gehört die Verwandtschaft dazu", sagt Straßburger. Oft werden diese Verbindungen von der Familie arrangiert – laut einer Befragung des Essener Zentrums für Türkeistudien (ZfT) machen sie ein Viertel der Heiraten von Türkischstämmigen in Deutschland aus." Traditionell ist die Ehe zwischen Blutsverwandten im vorderen wie hinteren Asien stark verbreitet. In Indien etwa, erzählt der Humangenetiker Kunze, heirate ein Onkel oft seine Nichte, in der Türkei, Persien und den arabischen Staaten ist dagegen die Konstellation Cousin und Cousine häufiger. Bei Ali und Emine G. war das ganz ähnlich. Zwar entstammen die beiden keinem Wüstenvolk, doch die Gesellschaft in ihrem anatolischen Heimatdorf funktionierte wie eine geschlossene. "Bei uns ist doch sowieso jeder mit jedem verwandt", sagt Ali G.. Für ihn sei die Frau ausgesucht worden, gesprochen habe er mit Emine zum ersten Mal am Tage der Hochzeit. Mit westlichen Vorstellungen von Romantik und Verlieben hat das wenig zu tun. "Aber so sind alle versorgt. Für mich war es ganz natürlich, meinen Cousin zu heiraten", sagt Emine G. Von Aufklärungskampagnen hat Mutter Emine G. noch nichts gehört. Sie streicht ihrem Sohn Serkan am Abend eine Strähne aus dem Gesicht. Ihr Ältester - neben ihm hat sie auch zwei gesunde Kinder - hat wieder einmal Gelbsucht. Sie wiegt den kleinen Körper vorsichtig auf ihren Armen und redet leise auf ihn ein. Sie würde ihrem Sohn gerne Knochenmark spenden, sagt sie. "Wir lieben unser Kind doch, auch wenn es krank ist." Vater Ali nickt zustimmend. "Und ich würde auch jederzeit wieder meine Cousine heiraten."
Posted on: Sat, 06 Jul 2013 08:35:35 +0000

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