Neben Fluglärm droht auch Bahnlärm in Niederrad Überraschung - TopicsExpress



          

Neben Fluglärm droht auch Bahnlärm in Niederrad Überraschung auf letzter Sitzung vor Sommerpause im Ortsbeirat 5 Der Ortsbeirat 5 in Frankfurt ist zuständig für die südlichen Stadtteile Sachsenhausen, Ober- und Niederrad. Am letzten Freitag tagte er in Niederrad. Und dort kam es zum Auftritt von gleich zweier Dezernenten im Magistrat. Verkehrsdezernent Stefan Majer und Umwelt- sowie Gesundheitsdezernentin Rosemarie Heilig, beide von den Grünen. Wann hat es so etwas schon einmal gegeben? Der Grund: Nachdem auch Niederrad durch die vor etwas über einem Jahr eröffnete Nordwestbahn des Flughafens verlärmt wird, droht in Niederrad nun zusätzlich erst Bau- und dann Bahnlärm! Die Deutsche Bahn will die Main-Weser-Bahn von zwei auf vier Gleise ausbauen und über den Main Richtung Knoten Stadion (früher: Sportfeld) und Louisa weiterführen. Zwei Eisenbahnbrücken führen in Niederrad über den Main: Richtung Friedensbrücke in Höhe Theodor-Stern-Kai und nahe dem Universitätsklinikum die Main-Neckar-Brücke, über die der Fernverkehr, der Regionalverkehr und der Güterzugverkehr geführt wird. Die Niederräder Brücke weiter den Main abwärts in Höhe Niederräder und Schwanheimer Ufer dient dem S-Bahn- und Regionalverkehr. Zunächst sprach der Verkehrsdezernent eine Viertelstunde: „Uns blieb Frankfurt 21 erspart“, also die Tieferlegung des Hauptbahnhofes mit Durchleitung des Fernverkehrs in Tunneln unter der Frankfurter Innenstadt. Doch schnell kam er nach diesem „Bonbon“ zum Eingemachten: Die europäischen Bahn-Fernverbindungen z.B. Frankfurt-Paris seien schneller als das Flugzeug. Nun sei es auch der Deutschen Bahn (DB) die Durchfahrung des Eurotunnels nach England erlaubt worden. Hierfür werde in Frankfurt ein eigenes Abfertigungsterminal geplant, wo man wie in ein Flugzeug einchecken könne. Bald sei auch der Gotthard-Basistunnel nach Italien fertig. Dieser Mehrverkehr durch die Verlagerung von der Luft auf die Schiene führe, so die DB, auf den Mainbrücken und am Knoten Stadion zu Engpässen, die die DB durch umfangreiche Baumaßnahmen beseitigen müsse. Ein Planfeststellungsverfahren hierzu laufe. Dann sprach die Umwelt- und Gesundheitsdezernentin: Um den „Maximallärmschutz für die Niederräder während der Baumaßnahmen zu erreichen“, fordere man eine Lärmschutzwand. Die Stadt fordere die DB und den Regierungspräsidenten auf, den Lärmpegel um 5 Dezibel zu senken. Schnell sekundierte Heilig Reinhard Klapproth, Fraktionschef der Grünen im Ortsbeirat 5, diese Forderung sei in die Stellungnahme der Stadt zu den Plänen der DB eingeflossen. Nun kam erste Kritik vom SPD-Fraktionschef Ralf Heider: „Du kennst diese Stellungnahme doch noch gar nicht!“ In der Tat. Diese liege schon mindestens eine Woche vor, wurde aber bisher nicht einmal in digitaler Form veröffentlicht. Heider weiter: Reiche die Lärmschutzwand aus, wenn der Güterverkehr massiv zunimmt? Applaus von den nicht allzu zahlreich erschienenen Bürgern. Und Kai-Sören Kehrmann von den Freien Wählern: „Diese Absenkung um 5 Dezibel, der sogenannte Schienenbonus, soll doch eh ab 2015 gelten.“ Dann meldete sich Herr Hub vom Aktionsbündnis BAhNANE e.V: Zu der Verdrei-. ja Vervierfachung der Güterzugzahl sei bisher noch kein Wort gefallen! Das bringe für die Niederräder Lärm und Erschütterungen der Fundamente. Eine jüngere Frau der „Bürgerinitiative gegen Fluglärm“ ergänzte: „Wenn zweihundert Güterzüge pro Tag durch Niederrad gejagt werden“, reiche dann eine nur vier Meter hohe Lärmschutzwand? Wohnhäuser hätten bekanntlich mehrere Geschosse. Und die Ausbaumaßnahmen seien auf sieben Jahre ausgelegt, wie auf einer Informationsveranstaltung der Bahn zu erfahren gewesen sei. Es wurde heftig: „Die Bahn hat uns angelogen! Die Entlastung des Rheintals vom Güterverkehr geht durch unsere Wohngebiete, die sowieso schon in der Einflugschneise liegen!“ „Man kann in Niederrad nicht mehr leben!“ Und: „Ich sehe hier bei den Verantwortlichen aus der Politik nur stille Gesichter!“ „Kann man die Bahnstrecke nicht einhausen wie die Autobahn hinter Aschaffenburg im Spessart?“ Als ein Vertreter der Stadtverwaltung Frankfurt einwirft, man könne von der Bahn nichts fordern, weil man keine Rechtsgrundlage habe, weil die Stadt finanziell nicht engagiert sei, da die Bahn die Baumaßnahmen alleine stemme, platzt einem Bürger der Kragen: „Forderungen brauchen keine Rechtsgrundlage!“ Friedhilde Scholl: „Wir sind Gutachten-geschädigt.“ Drauf Alexander Mihulka: „Ich bin gebürtiger Niederräder. Wir müssten ein Gegengutachten aufgeben.“ Er zweifle an den Zahlen. Herr Hub vom Aktionsbündnis BAhNANEe.V: „Eine Güterzug-Magistrale nachts quer durch Frankfurt, das wird ein neues Frankfurt 21!“ Da bewegt sich endlich Verkehrsdezernent Majer: „Wir werden die Frage nach dem Güterzugverkehr an die DB stellen.“ Aber SPD-Fraktionschef Heider hält gleich dagegen: „Die Bürger wurden von der Stadt nicht informiert. Deren Sachverstand wurde nicht genutzt. Und ein älterer Bürger resigniert: „Wir sitzen mit dem Lärm da. Da hilft nachträglich die Politik nichts und auch kein Gutachten.“ Was wird passieren? Eine neue Wutbürgerbewegung gegen die Politik? Oder weiter sinkende Wahlbeteiligungen? Die Freien Wähler in Frankfurt haben ein neues Thema. Denn wenn die Bürger sich sachkundig artikulieren, muss man ihre Bedenken aufnehmen und auch politisch zur Geltung bringen.
Posted on: Tue, 02 Jul 2013 06:05:21 +0000

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