Nicht nur Deutschland, ganz Europa war bis vor wenigen Jahrzehnten der Kontinent der Fliehenden und Auswanderer. Naturkatastrophen, politische Unterdrückung, revolutionäre Wirren, bittere Armut, Krieg und Völkermord haben Millionen von Iren, Deutschen, Italienern, Polen und europäischen Juden in die ganze Welt hinausgetrieben. Wenn wir also von Lampedusa reden, von den rund 400 Särgen der vergangenen Tage, dann hilft es, unser historisches Gedächtnis zu entstauben. (...) Vor allem aber braucht es einen EU-weiten Verteilerschlüssel für Flüchtlinge. Die Regel, wonach Flüchtlinge in dem EU-Land bleiben müssen, das sie als Erstes betreten haben, ist nicht länger hinnehmbar. Sie hat zu katastrophalen Zuständen in Italien, Griechenland, Zypern und Malta geführt. (...) Nein, die Ertrunkenen von Lampedusa waren keine Wirtschaftsflüchtlinge. Sie kamen aus Diktaturen und Kriegsgebieten wie Eritrea und Syrien, die meisten von ihnen hätten einen realen Anspruch auf Schutz gehabt. Ja, Flüchtlingskrisen wird es weiterhin geben, und wie wir damit umgehen, wird am Ende mindestens so viel über uns aussagen wie unsere Militäreinsätze, unsere Entwicklungshilfe oder Finanzpolitik. Deutschland hätte jetzt dank seiner Führungsrolle die Gelegenheit, Europas Schande zu beenden. So hat Papst Franziskus die gegenwärtige Flüchtlingspolitik genannt. Wir schulden das den Menschen, die aus purer Not ihr Leben riskieren. Wir schulden es auch uns selbst. zeit.de/2013/43/fluechtlingspolitik-europa-deutschland
Posted on: Sat, 26 Oct 2013 22:08:42 +0000
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