Offener Brief an einen Dieb... Wie soll ich Dich anreden? Als - TopicsExpress



          

Offener Brief an einen Dieb... Wie soll ich Dich anreden? Als Dieb, als selbst ernannter Kämpfer gegen die böse Buchbranche und ihre geldsüchtigen Autoren? Ja, vielleicht hältst Du Dich wirklich für eine Art Robin Hood. Vielleicht denkst Du, es ist richtig, Bücher gratis Online zu stellen, weil niemand damit Geld verdienen sollte, Geschichten zu erfinden. Aber Dein Nickname ...Bleifuß, das klingt wirklich scheiße. Bleifuss. Richtig scheiße. Unpassend. Wie von einem Typen, der von sich denkt clever und kreativ zu sein, weil er eine Seite beliefert, die seine Beute der Öffentlichkeit zum Geschenk macht. Bleifuß. Geh’s noch bekloppter. Bücher sind nun wirklich keine Autos. Es geht nicht um PS. Es geht nicht um Beschleunigung. Es geht um alles und manchmal auch um nichts. Aber das ist nun mal der Deal. Das ist das Risiko. Leider glaube ich nicht, dass Du das verstehen kannst. In Deiner Welt wird kopiert und geraubt und gehostet und geshared. Leider nicht die eigenen Gedanken, sondern nur das, was man zuvor anderen weggenommen hat. Vermutlich hockst Du zu Hause, den ganzen lieben langen Tag, vielleicht sogar in einem Verlag. Vielleicht wirst Du nicht geschätzt und obendrein schlecht bezahlt. Möglich ist alles und die Welt nicht gerecht. Jetzt denkst Du, Du musst Menschen wie mir, die vom Schreiben und allem, was damit zusammenhängt leben, eins auswischen. Die können das sicherlich verkraften, verdienen bestimmt ‘ne Menge Schotter an ihren Büchern. Sind das Deine Gedanken? Und die Verlage schwimmen ja in Geld. Die haben das ja längst einkalkuliert, dass man sie beklaut. So wie die Supermärkte. Steckt ja alles im Preis drin. Die versteckte „Piraten-Steuer“ gewissermaßen. Da liegst Du falsch. Außer meiner Existenz hängen jede Menge Arbeitsplätze an dem, was aus dem Kopf in die Computer und schließlich ins Buch fließt. Gerne würde ich Dir das einmal von Angesicht zu Angesicht erklären. Dir den Weg des Buches – und den Weg des Geldes – erklären, aber ich vermute, dass jemand, der sich Bleifuß nennt, zu feige ist, für eine solche Begegnung. Sollte dem nicht so sein, so signiere ich hiermit ein Buch auf Deinen Namen. Es Dir eines Tages (ohne Beisein der Exekutive) zu überreichen, nicht auf den Kopf zu schlagen, würde mich freuen. Bis irgendwann vielleicht Tobias Elsäßer (Autor)
Posted on: Thu, 10 Oct 2013 14:08:12 +0000

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