Pragmatismus und sein Einfluss auf die Muslime - (Teil 2 von - TopicsExpress



          

Pragmatismus und sein Einfluss auf die Muslime - (Teil 2 von 5) 3. Pragmatismus 3.1 Bedeutung und Entstehung des Pragmatismus Der Begriff Pragmatismus stammt vom griechischen pragma und bedeutet Handlung. Umgangssprachlich bezeichnet er jedoch ein Verhalten, welches sich nach der momentanen Situation richtet und auf eine genaue Begründung der Wirkungen oder eine ideologische Fundierung verzichtet. Pragmatisches Verhalten ist demnach nicht an unveränderliche Prinzipien gebunden, sondern passt sich der vorliegenden Realität an. In der Philosophie bezeichnet der Pragmatismus eine Denkrichtung, die von Charles S. Peirce und William James begründet und im Anschluss von John Dewey und George Herbert Mead weiterentwickelt wurde. Dem Pragmatismus nach sind es ausschließlich die praktischen Konsequenzen und Wirkungen einer Handlung, welche bestimmen, was die Wahrheit von Begriffen, Aussagen und Meinungen ausmacht. Mit anderen Worten: Ist eine Handlung oder eine Sache von Nutzen, so ist sie für den Pragmatiker wahr. Prof. William James, der als Vater des Pragmatismus gilt, schrieb 1907: „Die Wahrheit einer Behauptung oder einer Theorie steckt völlig in ihrer praktischen Wirkung. Wenn eine bestimmte Behauptung wirkt, so liegt darin nicht nur ihre Bedeutung, sondern auch ihre Wahrheit. Indem sie wirkt, wird sie zur Wahrheit. Wenn sie nicht wirkt, so ist sie unwahr.“ Fast alle pragmatisch handelnden Gruppierungen in der islamischen Welt werden diesen Satz klar ablehnen und es ist auch offensichtlich, dass Muslime die Philosophie, die hinter dem Pragmatismus steht, ohne zu zögern negieren würden. Doch leider merken sie nicht, wie oft ihre Argumentation der von William James ähnelt. Dies wird im vierten Abschnitt näher erläutert. Jener Pragmatismus entspringt dem Nutzendenken (Naf’iyah); einem alten Konzept, welchem durch den Pragmatismus philosophische Legitimität verliehen wird. Dabei hatte der Pragmatismus während seines Aufkommens insbesondere das Ziel, das vom Gottesgnadentum geprägte Europa in die Aufklärung zu geleiten, sodass eine Kompromisslösung geschaffen werden konnte, die die Existenz der Kirche nicht negierte, wohl aber ihre unbedingte gesellschaftliche und politische Macht. Dabei wird die Frage einer Glaubensgrundlage bewusst offengelassen, sodass der Pragmatismus ein wesentlicher Bestandteil des heutigen Säkularismus ist. Hierbei muss festgestellt werden, dass die Konzeption des Pragmatismus sich grundlegend auf relativistischen Konzeptionen begründet; es ist der wesentliche Teil seines philosophischen Fundaments. Dementsprechend ist es für die weitere Argumentation unumgänglich, den Relativismus zu untersuchen. Der Relativismus impliziert, dass die Wahrheit stets von Behauptungen abhängig ist. Diese Behauptungen bauen jedoch auf Bedingungen auf, deren Wahrheitsgehalt ebenfalls wieder auf anderen Bedingungen fußt. Diese Anreihung von Bedingungen endet dann in historischen Festsetzungen oder rein subjektiven Überzeugungen, dabei jedoch nicht in einer absolut gültigen Wahrheit; ergo sei Wahrheit relativ. Folge ist, dass keine absoluten Wahrheiten und damit auch keine absoluten ethischen Werte existieren würden. Diese und ähnliche Vorstellungen wie der Skeptizismus, der Nihilismus und der Amoralismus hatten starken Einfluss auf die westlichen Gesellschaften ausgeübt, was die Entwicklung des Säkularismus und des Kapitalismus in seiner Theorie und Praxis affektierte, auch wenn beim Skeptizismus, Nihilismus und Amoralismus absolut gültige Wahrheiten nicht mit der gleichen Begründung abgelehnt werden. Obgleich der zugrunde gerichtete Intellekt des durchschnittlichen Bürgers im Westen den Begriff des Relativismus nicht wirklich versteht und oftmals nicht einmal kennt, hat er in der praktischen Methodik des Denkens und Urteilens enorme Relevanz. Wenn Thomas und Ali diskutieren, so wird Ali schnell vorgeworfen, er würde – trotz seiner Beweise – zu apodiktisch agieren und könne nicht von einer absoluten Wahrheit sprechen. Somit ist es für Ali unumgänglich zu verstehen, weshalb der Relativismus eine fehlerhafte Konzeption ist und wie er Thomas dies aufzeigen kann.
Posted on: Sun, 11 Aug 2013 07:27:03 +0000

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