Pragmatismus und sein Einfluss auf die Muslime – (Teil 5 von - TopicsExpress



          

Pragmatismus und sein Einfluss auf die Muslime – (Teil 5 von 5) 4.5 Ihre Argumentation mit dem alten und neuen Fiqh Al-Shafi’is Die Pragmatisten führen zur Anwendung des Prinzips situationsabhängiger Anpassung von Gesetzen gerne das Beispiel von Al-Shafi’i an. Hierbei behaupten sie, Al-Shafi’i hätte bei seinem Aufenthalt in Ägypten seine Rechtsmeinungen geändert, um sie der veränderten Situation in Ägypten anzupassen – also exakt nach dem Prinzip der Anpassung der Ahkam mit der Veränderung von Zeit und Ort. Merkwürdig ist hierbei jedoch, dass sie nicht erörtern, welche Veränderungen der Situation sich von Bagdad zu Kairo denn ergeben hätten. Al-Shafi’i hat seine Idschtihadat (Rechtsableitungen) in Büchern festgehalten und später Wert darauf gelegt, dass seine alten, überholten Werke vernichtet werden, dies berichtet u.a. Al-Baiyhaqiy. Es hatte also nichts mit der veränderten Situation zu tun, denn sonst würden heute seine Idschtihadat aus dem Irak genauso Gültigkeit besitzen wie die aus Ägypten. Vielmehr weist seine Bemühung im Zerstören der überholten Werke darauf hin, dass sein Wissen gestiegen ist und seine Beweise stärker geworden sind und er seine älteren Aussagen daraufhin als falsch betrachtete. 4.6 Ihr Aufruf zur Reform des Usul ul-Fiqh Diejenigen, die als starke Verfechter des “muslimischen Pragmatismus“ gelten, forderten in der Regel ebenso die Reformierung der Grundlagen des islamischen Rechts, des Usul ul-Fiqh. Dieser müsse gemäß ihren Ansichten den modernen Zeiten angepasst werden und angeblich nicht mehr zeitgemäße Aspekte abwerfen. Einer der Verfechter dessen ist Tariq Ramadan, der diesem Thema sogar ein Buch mit dem Titel Radical Reform gewidmet hat. Folgende Zitate aus seinem Buch illustrieren ein eindeutiges Bild hierzu: "Shariah ist heute nicht aktuell, wir leben in Europa im 21. Jahrhundert, und wir müssen die Shariah an diese Zeit anpassen." „Gewiss, Jahrhunderte, Jahrzehnte und Jahre von Idschtihad haben zu einem gewissen Fortschritt beigetragen, aber dabei kann man es noch nicht belassen. Schließlich kommt es fortwährend zu immer neuen Krisen und diese verschärfen sich sogar. Wenn es um ein Gesamtkonzept, um Vorhaben für die Gegenwart und Zukunft geht, wissen die Muslime offenbar nicht so recht weiter.“ „Daher müssen wir weitergehen und uns der Frage nach den Grundlagen des Rechts und der Jurisprudenz (usûl al-fi qh) zuwenden.“ (Tariq Ramadan, „Radical Reform“) 5. Schlusswort Mit ihrer pragmatischen Denk- und Handlungsweise widersprechen diese Muslime nicht nur dem gesamten Fundament des Islam, der verlangt, sich dem islamischen Rechtsspruch zu ergeben. Nein, vielmehr führt diese Handlungsweise auch nicht zu den erklärten Zielen. Denn anstatt sich wie alle Propheten klar von dem Fasad (Verwerfliches) zu distanzieren und somit für den Haqq (Wahrheit) zu stehen, wird das herrschende System nur bekräftigt, gefestigt und erlangt seine Daseinsberechtigung. Sie erlangen somit nicht die vom Islam beabsichtigten erhabenen Ziele, sondern nur kurzfristige Ziele – und diese sind bei näherer Betrachtung ebenso fragil. “Der Mensch ist voller Eile erschaffen.“ (Sura 21, Aya 37) Ziel dieser Abhandlung war es, aufzuzeigen, dass das pragmatische Verhalten in Europa nur entstehen konnte, weil der Westen nicht an absolute Wahrheiten glaubt. Für die Ummah darf dies aber keineswegs gelten, denn der Zweck heiligt im Islam eben nicht die Mittel, denn Mittel, Zweck und Ziele werden ausschließlich vom Islam selbst definiert. Sprich: ‚Mein Gebet und meine Opferung und mein Leben und mein Tod gehören Allah, dem Herrn der Welten. Er hat niemanden neben Sich. Und so ist es mir geboten worden, und ich bin der Erste der Gottergebenen‘ (Sura 6, Ayat 162-163) Alles andere, als Allah zum einzigen Gesetzesgeber und Wegweiser seines Lebens zu machen, führt zur Befolgung, ja gar Anbetung seiner eigenen Begierden, Gelüste und somit zum eindeutigen Irrgang. Und wenn die Wahrheit sich nach ihren Begierden gerichtet hätte; wahrlich, die Himmel und die Erde und wer darin ist, wären in Unordnung gestürzt worden. Nein, Wir haben ihnen ihre Mahnung gebracht, doch von ihrer eigenen Mahnung kehren sie sich ab. (Sura 23, Aya 71)
Posted on: Tue, 13 Aug 2013 19:57:46 +0000

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