Rewe wirbt mit dem Label Pro Planet für Nachhaltigkeit, unter - TopicsExpress



          

Rewe wirbt mit dem Label Pro Planet für Nachhaltigkeit, unter anderem auf Tomaten und Paprika. Wer diese Produkte kauft, tut angeblich Gutes. Denn Rewe will, so die Homepage, die Lebensbedingungen der Menschen vor Ort verbessern – und zwar im Zuge des Anbaus. Also bei denen, die das Gemüse ernten? Die Verpackung verspricht: Soziale Bedingungen verbessert. Dass Rewe die Welt ein wenig verbessere, könne laut Fernsehwerbung sogar jeder sehen und nachprüfen. Genau das haben wir vor und fliegen nach Almeria in Spanien. Hier gibt es 13.000 Erntebetriebe, die Landschaft ist mit Gewächshäusern zugepflastert. Aber wo finden wir eine Plantage, die auch für Rewe Pro Planet-Gemüse anbaut? Rewe gibt uns zunächst keine Auskunft. Auf den Produkten stehen nur die Verpackungsbetriebe, an die die Bauern liefern. Also versuchen wir es dort. Hier erfahren wir aber nichts über die Pro Planet-Plantagen und ihre Arbeiter. Dann stoßen wir jedoch auf Menschen, die mit uns reden wollen – und auf einen Ort, den wir in Europa nicht erwartet hätten. 80 Menschen leben hier auf einem Gelände zwischen den Gewächshäusern. Manche sind Flüchtlinge, einige haben Papiere, andere nicht. Viele arbeiten als Tagelöhner auf Plantagen. Die Menschen haben sich Hütten aus Holz und Plastikplanen gebaut, dazwischen stapelt sich der Müll. Fließendes Wasser gibt es nicht. Ein Bewohner erzählt uns, dass die Besitzer der umliegenden Plantagen abends die Zufahrten dicht machten – die Bewohner der Hütten bekämen keinen Schlüssel. Hier drin lebt man wie ein Sklave, sagt er. Nachts kommt keiner raus. Wenn dann einer krank wird, dann stirbt er hier. Nach Angaben des Roten Kreuzes leben 4.000 Menschen rund um Almeria in solchen Hüttendörfern. Wem die Gewächshäuser gehören, wissen die Tagelöhner oft gar nicht – sie bekommen nur Mittelsmänner zu sehen. Kann Rewe ausschließen, dass auf Plantagen von Pro Planet Arbeiter ausgebeutet werden? Federico Pacheco von der Landarbeiter-Gewerkschaft sagt: Der deutsche Verbraucher wird angelogen! Bei den großen Mengen, die Rewe hier kauft, kann das Unternehmen unmöglich garantieren, dass dieses Produkt von einem Produzenten kommt, der die sozialen Bedingungen verbessert hat. Einige Tage später hat Rewe Gelegenheit, das Gegenteil zu beweisen. Das Unternehmen schickt einen ganzen Tross nach Almeria – ausgerüstet mit zwei Kameras, die uns auf Schritt und Tritt beobachten. Rewe zeigt uns zwei Flüchtlingsunterkünfte, die es mit etwa 100.000 Euro unterstützt. Daneben gehen Spenden an ein SOS-Kinderdorf im Senegal. Von dort kommen viele Flüchtlinge hier in Südspanien an. Wir hören jedoch, dass die Männer, die wir in der Unterkunft antreffen, nicht in der Ernte für die Pro Planet-Bauern arbeiten. Wie hat Rewe nun die sozialen Bedingungen verbessert? Aber wie gut kann Rewe seine vielen Produzenten wirklich kontrollieren? Pressesprecher Krämer räumt ein: Kontrolle im Sinne einer Garantie können wir einfach im Moment heute noch nicht geben. Es sind 700 Betriebe mit wechselnden Arbeitern. Während unserer Recherchen hat Rewe seine Homepage verändert. Dort steht nun nichts mehr von verbesserten Lebensbedingungen im Zuge des Anbaus. Und Edeka? Der Supermarkriese kooperiert in Sachen Umweltschutz zum Beispiel mit dem WWF. Ein eigenes Programm für bessere Arbeitsbedingungen gibt es aber bei Edeka nicht. Und was ist mit den Arbeitsbedingungen in Deutschland? Edeka-Kaufmann Paschmann sagt, er brauche keine Billiglöhner, sondern nur Fachkräfte. Große Vorschriften macht ihm aus der Edeka-Zentrale in Hamburg niemand – genauso wenig wie seinen viereinhalbtausend anderen selbstständigen Kollegen. Kaum Vorschriften heißt in vielen Edekamärkten aber auch: kaum Kontrolle. Eine Mitarbeiterin, die hinter der Edeka-Frischetheke arbeitet, berichtet von fehlenden Tariflöhnen und unbezahlten Überstunden – alles vertraglich festgehalten. Wir zeigen den Vertrag dem Arbeitsrechtler Peter Schüren von der Universität Münster. Er hält dieses Vorgehen für illegal: Das ist Hinterziehung von Sozialversicherungsbeiträgen, wenn man vorsätzlich Lohn nicht auszahlt. Inzwischen hat ein Arbeitsgericht den Vertrag für ungültig erklärt. Um einen Einzelfall handle es sich aber nicht, sagt die Gewerkschaft Verdi. In einer Studie hat sie das Edeka-System untersucht. Viele Kaufleute betrieben Tarifflucht, also Lohndumping, so Verdi. Außerdem hätten nur ein bis zwei Prozent der selbständigen Märkte einen Betriebsrat. Die Edeka-Zentrale sieht sich nicht zuständig. Sie schreibt uns: Im selbständigen Edeka-Einzelhandel liegt die Gestaltung der Arbeitsbedingungen in der Verantwortung der Kaufleute. Bei Rewe ist alles zentraler organisiert. Das macht es aber nicht unbedingt besser für die Mitarbeiter. Denn Rewe gliedert – wie viele Edekamärkte auch – Arbeit an Fremdfirmen aus. Man lasse sich von diesen Firmen einen Stundenlohn von mindestens 6,63 Euro zusichern, so das Unternehmen. Das werde auch kontrolliert. Arbeitsrechtler Schüren kritisiert diese Praxis: Man ist nicht mehr verantwortlich für dieses Personal. Man kauft ein Ergebnis, vollgefüllte Regale, und dafür bezahlt man. Wie das zustande kommt, ist nicht mehr das Problem des Auftraggebers. youtube/watch?v=vUp2xfVhfR0
Posted on: Tue, 22 Oct 2013 06:52:25 +0000

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