Ruhig schlafen dank NSA Sicherheit in Zeiten des Terrorismus ist kein Kindergeburtstag – Von Michael Stürme Das politische Gedächtnis hierzulande ist kurz, speziell in Wahlkampfzeiten. Bei aller Aufgeregtheit über die zugegeben exzessive Neugier der National Security Agency (Washington-Slang übersetzt ihr Kürzel NSA als „No Such Agency“) sollte man die Fakten nicht gänzlich vergessen. So zum Beispiel, dass die Attentäter des 11. September 2001, deren Anschlag auf World Trade Center und Pentagon mehr als dreitausend Menschen zum Opfer fielen, in Hamburg/Germany in aller Ruhe ihrem mörderischen Tun nachgingen, getarnt als Studenten mit Bierkonsum und blonden FreundinnenMan sollte auch zur Kenntnis nehmen, was die Spitzen der deutschen Sicherheitsbehörden sagen, dass es nämlich Glück und amerikanisches Geheimdienstwissen war, das bisher größere Anschläge in Deutschland verhinderte. Die notorische „Sauerlandgruppe“, die ein Massaker vorbereitete, verdankt ihre Entdeckung einem Nachrichtenverbund mit der NSA. Der Islamisten-Anschlag mit Kofferbomben auf dem Bonner Bahnhof gar wäre ohne den Tipp vom libanesischen Geheimdienst wohl kaum abgefangen worden. Die Unschuldsmiene der Opposition im Deutschen Bundestag, verbunden mit anklägerischem Zorn, verrät entweder Unvertrautheit mit der realen Lage, die ehemaligen Bundesministern schlecht ansteht, oder schwaches Gedächtnis, oder ist Irreführung Ahnungsloser. Den Innenminister, der in Washington eine schwierige Mission zu vertreten hatte, öffentlich auszufragen nach Geheimnissen, die besser geheim bleiben, ist weltfern und unprofessionell: Was er sagen kann, ist nicht interessant, und was er nicht sagen kann, bleibt aus guten Gründen ungesagt. Sicherheit in Zeiten des Terrorismus ist kein Kindergeburtstag. Seit der „Echelon“-Untersuchung vor 15 Jahren kann niemand auf Ahnungslosigkeit plädieren. Damals schrieb Ex-CIA-Chef Woolsey im Wall Street Journal: „Meine Freunde, wir spionieren Euch aus“. Zwei Dax-Unternehmen ließen sich bei Bestechung ertappen. Heute geht es um Terror. Selbstverzwergung ist das Wort des Jahres. Wer soll die Deutschen ernst nehmen, die sich aus allem heraushalten wollen und die Welt mit Unschuldsmiene betrachten? Welthandelsnation, verlangen wir, dass Amerika die Welt in Ordnung hält: Freie Seewege, Bewahrung des Atomwaffensperrvertrags, Gegengewicht zu China und Russland und dergleichen mehr. Ernste Sicherheits- und Verteidigungspolitik? Doch bitte ohne uns! Wir verstecken uns hinter unserer Vergangenheit, besetzen das moralisch höhere Gelände und überlassen Schmerz und Mühsal der Weltordnung den Amerikanern. Die aber sind überlastet, wenden sich zum Pazifik und werden von Europa, speziell den Deutschen, alleingelassen. Solches geht lange gut – bis es eines Tages nicht mehr gut geht.
Posted on: Fri, 26 Jul 2013 13:30:31 +0000
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