Schämt Euch France 2 - von Georg Hafner - ja, das ist Wahrheit. France 2 ist ein mächtiger Sender, er ist der größte französische Staatssender. TV c’est moi! Er hat jetzt Philippe Karsenty, den Betreiber einer kleinen Internetseite, juristisch zur Strecke gebracht. Jahre hat der Sender dazu gebraucht, ist durch alle Instanzen gegangen, hat Medienkampagnen inszeniert, Kollegen bedroht und diffamiert, alles nur um einem Privatmann das Maul zu stopfen. Schämt Euch, Kollegen! Was war geschehen, das Euch so in Rage versetzt hat? Fühlt Ihr Euch beim Schummeln ertappt? Warum ist der Mann mit seiner Internetseite so gefährlich, dass man ihn abschalten muss? Er hatte sein Recht als mündiger Zuschauer und Bürger in Anspruch genommen und nach der ARD-Dokumentation „Drei Kugeln und ein totes Kind“ von Esther Schapira behauptet, France 2 sei einem Fake aufgesessen, die schockierenden Bilder des Vaters, der mit seinem Kind hinter einem Betonfass Schutz vor den Kugeln israelischer Soldaten sucht, seien eine Inszenierung der palästinensischen Propaganda. Na und? Er hat darauf verwiesen, wie schnell wir Journalisten zum Spielball und zu nützlichen Idioten werden im Kampf um die besten Schlagzeilen. Wie schnell wir uns vor wessen Karren auch immer spannen lassen, oft ohne es überhaupt wahrzunehmen. Ist jemand, der Zweifel an unserer Arbeit hegt, ein Schwerverbrecher? Es sind Zweifel, die dem Autor des Nachrichtenbeitrags, dem französischen Starreporter Charles Enderlin, selbst hätten kommen müssen, die er aber des sensationellen Scoops wegen vom Tisch gewischt hat. Eine fatale Unterlassung. Hätten sein Sender und er am 30. September 2000, als sie die Bilder des kleinen Mohammed Al-Durah exklusiv um die Welt schickten, auch nur ein Quäntchen ihrer Kraft, die sie in die Verneblung der wahren Umstände und die Abwehrschlacht gegen ihre Kritiker gesteckt haben, für die Aufklärung des Falles aufgebracht - sie hätten meine Hochachtung. Keiner von uns ist unfehlbar, keiner hat die Wahrheit gepachtet. France 2 kann sich jetzt auf die Epauletten klopfen. Sie haben einen Zweifler mundtot gemacht und ihn mit 7000 € abgewatscht. Der Sender ist über jeden Zweifel erhaben und wer das Gegenteil behauptet, kommt wieder vor den Kadi. Aber es wird ein Pyrrhussieg sein. Andere werden weiter recherchieren, nicht locker lassen. Als wir in einer zweiten ARD-Dokumentation („Das Kind, der Tod und die Wahrheit“) nachweisen konnten, dass Mohammed in der Szene unzweifelhaft noch lebt, anders als Charles Enderlin behauptete („l’enfant est mort“), als wir nachweisen konnten, dass, wenn überhaupt, eher palästinensische als israelische Schützen in Frage kommen, als wir nachweisen konnten, dass der kleine Junge, der am Abend des 30. September pompös zu Grabe getragen wird, nicht Mohammed sein kann, da verlor der hochdekorierte Kollege jede Contenance. „Militanten Journalismus“ nannte er unsere Recherchen und verschwand in der Kulisse. Kein guter Abgang für einen renommierten Reporter, der wissen müsste, dass die Wahrheit ein hohes Gut ist, um das wir allerorten ringen müssen, aber nicht vor Gericht. Und darum noch einmal der Film: veoh/watch/v17961173krzwHWk3?h1=Das+Kind+der+Tod+und+die+Wahrheit achgut/dadgdx/index.php/dadgd/article/schaemt_euch_kollegen (y)*
Posted on: Sat, 06 Jul 2013 21:13:42 +0000
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