Stellungnahme zu der Erklärung zum Protestbrief Stop Bio - TopicsExpress



          

Stellungnahme zu der Erklärung zum Protestbrief Stop Bio Knoblauch Romanes von Bezirksstadträtin Franziska Giffey Posted on August 8, 2013 Sehr geehrte Frau Giffey, es war und ist immer noch wichtig zu betonen, dass dieses kolonial-rassistische Projekt keine Zukunftsperspektive für Roma bietet. Zwangsarbeit in Form von Plantagenarbeit und eine Art Migrationsregulation verbergen sich hier und letztendlich geht es um die Interessen der Mehrheitsgesellschaft(en). Beispielsweise geht es hier um die „(…) Schaffung von Arbeitsplätzen für Roma in deren Heimat (…).“ (Landesrat Dr. Christian Buchmann, Graz) Dabei werden die unzumutbaren und lebensbedrohlichen Verhältnisse in den Herkunftsländern, völlig außer Acht gelassen. Die Bewegungsfreiheit für Roma in Europa einzuschränken ist hier das Ziel. Es ist mehr als unrealistisch, dass Roma in Europa mit der Pflanzung, Verarbeitung und Vermarktung von Knoblauch ihre Existenzen sichern können. „In Neukölln wird nicht das Projekt „Bio Knoblauch Romanes“ umgesetzt sondern eine abgewandelte und weiterentwickelte Form“. (Franziska Giffey) Auch wenn der Titel des Projektes in „Bio Knoblauch aus Neukölln“ geändert wurde, ändert es nichts an dem ursprünglichen Konzept. Es wird weiterhin von rassenanthropologischen Festschreibungen ausgegangen und eine koloniale Politik gefördert. „Im Konzept zum Projekt ist die Rede von Ausbildung, die der Roma-Bevölkerung„zuzumuten“ sei, auch in „geistiger Hinsicht“. (…) Dieses Argument, Roma seien eine weniger intelligente „Rasse“ als weiße EuropäerInnen, begegnet uns in schöner Regelmäßigkeit seit der rassenanthropologischen Festschreibung des „Zigeuners“ in der Zwischenkriegszeit“, erklärt Stefan Benedik (Uni Graz). „Es ist nur eine völlig analoge Übersetzung der Behauptung „Zigeuner“ seien erbbiologisch minderwertig.“ (derstandard.at) Die Einteilung von Roma in erbbiologisch minderwertige und weisse EuropäerInnen in erbbiologisch höherwertige folgt einer kolonialen Politik. „Von der Aussat bis zur Ernte haben sie einerseits Verantwortung für das Beet übernommen und daneben über Pflanzen- und Tierkunde, Umweltbildung, Vererbungslehre und die Verarbeitung von Naturmaterialien das Erlernen der deutschen Sprache unterstützt.“ (Franziska Giffey) Es ist unglaubwürdig, dass Jugendliche, während der Arbeit auf Plantagen, die deutsche Sprache erlernen können. Viel wichtiger wäre ein Bildungssystem zu verwirklichen, in dem der Spracherwerb im Regelunterricht stattfindet. „Dabei werden Fähigkeiten vermittelt und erlernt, die auch im späteren Berufsleben von Bedeutung sind.“ (Franziska Giffey) Welche Fähigkeiten sind damit gemeint? Dieses Argument folgt einem vorgefertigten Bild, Roma Kinder sollen später im Gemüseanbau arbeiten, hingegen Kinder der Mehrheitsgesellschaft können Ärzte, Anwälte etc. werden. Aber was ist wenn Roma Kinder das auch werden wollen? Dann wäre der Knoblauchanbau keine relevante Berufserfahrung. Im Grunde genommen wird mit diesem Projekt eine Unterschichtung vorgenommen, das heißt Roma wird ein bestimmtes Segment des Arbeitsmarktes zugeteilt. Sie werden der prekär bezahlten und perspektivlosen Landarbeit verpflichtet. Der Unterschichtsstatus wird an die nächsten Generationen weitergegeben und an und für sich ist es so, dass die Möglichkeiten etwas an diesem Status zu verändern sehr begrenzt sind, da es den Werdegang, das Streben nach höherem etc. beeinflusst. Somit werden Roma von weiteren beruflichen Aufstiegschancen ausgeschlossen. „Schülerinnen und Schüler ohne Deutschkenntnisse werden zunächst in (…) „Willkommensklassen“ (…) beschult.“ (Franziska Giffey) Die Einteilung der Jugendlichen in „Willkommensklassen“ folgt einer Politik der „Rassentrennung“, einer Kontrollausübung über die „Rasse“ und einer von außen auferlegten Determination. Malcolm X nach wird diese Politik an minderwertigen von höhergestellten erzwungen. „To him, segregation, (…), means that which is forced upon inferiors by superiors.“ Eine Klasse mit Kindern aus der Mehrheitsgesellschaft, würde nicht als ausgegrenzte Klasse bezeichnet werden. Die Klassen entstehen auf „freiwilliger Basis“ und die Mehrheitsgesellschaft darf bestimmen, die Schulcurricula, die Lehrkräfte etc. wohingegen bei den „Roma Klassen“ eine gezwungene ethnische Trennung vollzogen wurde, die von außen reguliert wird. Kinder mit deutscher Muttersprache haben sehr häufig Sprachprobleme. Das wird jedoch zumeist verschwiegen und es wird weiterhin versucht die Institutionen und den Regelbetrieb in Takt zu lassen und die Gruppe mit den angeblichen Defiziten zu reformieren. Wobei man immer über die gleichen Defizite redet, Sprachprobleme etc. und dadurch werden keine neuen Innovationen geschaffen. Deshalb wäre es vielmehr von Vorteil zu sagen, wir haben Diversität in der Gesellschaft und es müsste geprüft werden, ob die Institutionen, Organisationen und Einrichtungen eigentlich dieser Diversität entsprechen. Das wäre viel wichtiger, als weiter Sonderklassen oder Sondermaßnahmen einzuführen, die am Ende ohnehin nichts bringen und dazu noch eine gewisse Geldverschwenderische Wirkung haben, in dem Sinne, dass das Geld hier falsch ausgegeben wird. „In diesen Klassen gibt es Jugendliche, deren Bildungs- und Entwicklungsstand den Erwerb eines Schulabschlusses im Rahmen der regulären Schulpflicht wenig wahrscheinlich erscheinen lassen. Hier gilt es, besonders frühzeitig unterschiedliche praktische Lernerfahrungen zu gestalten und praxisorientiertes Lernen zu ermöglichen.“ (…) „Das Praxislernen der Schülerinnen und Schüler aus den Willkommensklassen ist ein Bestandteil der Gesamtstrategie des Bezirks Neukölln zum Umgang mit der neuen Zuwanderungswelle aus Südosteuropa.“ (Franziska Giffey) Die Auffassung Roma Jugendliche hätten einen Bildungs- und Entwicklungsstand der den Erwerb eines Schulabschlusses im Rahmen der regulären Schulpflicht wenig wahrscheinlich erscheinen lassen ist eine Diffamierung der Betroffenen. Die Frage müsste eigentlich lauten, was für einen Bildung- und Entwicklungsstand haben die anderen Kinder? Was ist das generelle das erfüllt werden soll? Für gewöhnlich sind es nur Kinder aus bürgerlichen Verhältnissen die das erfüllen können. „Käme ein Verein auf die Idee, deutschen Jugendlichen ohne berufliche Zukunft den Anbau von Kartoffeln als Jobperspektive anzubieten, wäre die Empörung mit ziemlicher Sicherheit groß. Der Kartoffel liebende Deutsche? Was für ein überholtes Klischee! Die gleiche Idee, nur mit Roma und Knoblauchumgesetzt, wird dagegen als „nachhaltiges ökosoziales Zukunftsprojekt für Roma in Europa“ bezeichnet.” (neues-deutschland.de) „Im nächsten Jahr soll ein anderes Gemüse, das in vielen Ländern als gängiges Lebensmittel verwandt wird, gepflanzt werden.“ (Franziska Giffey) Es fragt sich welches Gemüse gepflanzt werden soll, wer das bestimmen wird und für wen das von Nutzen ist. Fest steht, dass ein Projekt wie „Bio Knoblauch Romanes“ Klischees über Roma reproduziert, zum Beispiel: die Affinität zum Knoblauch, Roma seien weniger Intelligent und alle Roma würden Betteln gehen. Die Gründe für die Reproduktion der Klischees, liegen in der Legitimation solcher Projekte. „Mein Bedauern möchte ich darüber ausdrücken, dass die Autoren unter der Gruppe „Der Paria“ anonym bleiben und im bestehenden lokalen Kooperationsnetz „AG Roma“ von Neuköllner Vereinen, Trägern und Einzelpersonen oder direkt mit mir als zuständiger Dezernentin keine Auseinandersetzung zum Projekt angestrebt haben.“ (Franziska Giffey) Der Paria tritt nicht anonym in der Öffentlichkeit auf. Der Kontakt zu mehreren Roma Organisationen besteht u.a. mit Roma and Sinti Worldwide, Marika Schmiedt, Lynn Hutchinson Lee (Roma Community Centre, Toronto), Amaro Drom, Rroma Informations Centrum, Rroma Aether Klub Theater und IniRromnja. In der ersten Ausgabe unserer Zeitschrift (Januar 2013) erschien der Protestbrief „Stop Bio Knoblauch Romanes“. Die Publikation wurde an verschiedene Roma und Nicht-Roma, Organisationen verteilt und ist auf unserem Blog derparia.wordpress/ zugänglich. Mit freundlichen Grüßen Der Paria Filiz Demirova, Georgel Caldararu Erklärung von Franziska Giffey Protestbrief Stop Bio Knoblauch Romanes Petition Stop Bio Knoblauch Romanes (via Nadezda)
Posted on: Thu, 08 Aug 2013 19:33:29 +0000

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