Tricksen für die Erfolgsbilanz mit sinkenden - TopicsExpress



          

Tricksen für die Erfolgsbilanz mit sinkenden Erwerbslosenzahlen Der Bundesrechnungshof wirft der Bundesagentur für Arbeit Manipulation vor. Für Kritiker aus der FDP ist das ein Grund, die Abschaffung der BA zu fordern… Der erste Punkt dreht sich um die Manipulation der Statistik. Da sei getrickst worden, um die Erfolgsbilanz von sinkenden Erwerbslosenzahlen und Jugendlichen, die einen Arbeitsplatz gefunden haben, in der Öffentlichkeit besser verkaufen zu können. So seien Auszubildende, die ohnehin von ihrer Firma übernommen werden sollten, in der Statistik als erfolgreich vermittelt gezählt wurden… Der zweite Vorwurf bezieht sich auf den Umgang der Arbeitsagenturen mit schwer mittelbaren Erwerbslosen. Laut dem Spiegel-Bericht hätten die Prüfer festgestellt, dass die Arbeitsvermittler in den drei Monaten der Untersuchung für mehr als 50 Prozent der Langzeitarbeitslosen keinen Stellensuchlauf gemacht und zu 45 Prozent der Betroffenen keinen ernstzunehmenden Kontakt aufgenommen hatten. Quelle: Telepolis Anmerkung eines Mitarbeiters der BA: Jetzt bin ich schon zum zweiten Mal innerhalb einer Woche peinlich berührt ob der dramatisch schlechten Öffentlichkeitsarbeit meines Arbeitgebers. Zunächst die haltlosen Beschuldigungen gegenüber Frau Hannemann, bei denen man sich fragt, ob die Presseabteilung der BA ihren Aggressionsmechanismus nicht mehr unter Kontrolle hat und dann die etwas schwachbrüstige Stellungnahme zum aktuellen Bericht des Rechnungshofes. Folgendes lässt sich feststellen: Das Prinzip des Führens über Ziele kann nicht 1:1 aus der betriebswirtschaftlichen Theorie auf die Arbeit einer Bundesbehörde übertragen werden, insbesondere Zielvorgaben für Integrationen oder die Anzahl von Bedarfsgemeinschaften im Leistungsbezug eines Jobcenters haben eher mit Realitätsverweigerung denn mit folgerichtigem Handeln zu tun. Die teilweise unerreichbaren Zielformulierungen, die sich ausschließlich an Vorjahreszahlen orientieren ohne die relevanten regionalen und überregionalen Marktgegebenheiten und Trends in die Betrachtung mit einfließen zu lassen, zwingen die Einrichtungen vor Ort nicht selten dazu, ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen, um nur ja nicht im Fokus der jeweiligen Regionaldirektionen zu stehen und sich für Zielverfehlungen rechtfertigen zu müssen. Wenn gar nichts hilft flüchtet man sich in Aktionismus, da werden Sonderteams gegründet, die tatsächlich eine paradiesische Kundenanzahl pro Mitarbeiter zu betreuen haben (100 – 170). Wohlgemerkt, diese Kunden gehören dann alle zur Gruppe der „integrationsnahen Kunden“, das heißt man prognostiziert, dass diese aufgrund fehlender oder nur geringfügiger Vermittlungshemmnisse innerhalb der kommenden 12 Monate problemlos integriert werden können. Die Schattenseite: der restliche Kundenstamm mit teilweise multiplen Problemlagen und diversen Handlungsbedarfen wird auf Mitarbeiter verteilt, die dann pro Kopf teilweise bis zu 700 Kunden zu betreuen haben, das heißt, Langzeitbezieher in schwierigen Lebenssituationen werden ganz bewusst abgeschoben. Sind sie nicht in angemessener Zeit auf den 1. Arbeitsmarkt unterzubringen, stören sie auch nur bei der Zielerreichung. Die Mitarbeiter verbringen aufgrund der Controllingfixierung ihres Arbeitgebers mehr Zeit damit, Exceltabellen auszufüllen, Kunden fragwürdigen Maßnahmen zuzuführen oder inhaltsleere Eingliederungsvereinbarungen abzuschließen, als sich den individuellen Kundenanliegen intensiv widmen zu können. Bislang hat sich mir die BA nicht als eine „lernende Organisation“ vorgestellt, wenn man daraus zu schlussfolgern hat, dass sie die Rahmenbedingungen für die Vermittlungsarbeit ihrer Beschäftigten verbessert und an die gesellschaftlichen Erfordernisse anpasst. Statt auf das Wissen und die Erfahrungen ihrer Belegschaft zurückzugreifen, kauft die BA Beratungsleistungen bei externen Agenturen für Millionenbeträge ein, um nicht selten völlig an den eigentlichen Notwendigkeiten vorbei „Zukunftsprogramme“ zu etablieren, deren Segnungen wie stets auf sich warten lassen, in teuren Hochglanzbroschüren allerdings als modern und wegweisend, nachhaltig und intelligent dargestellt werden. Auch diese werden selbstverständlich vom Controlling begleitet und – oh Wunder – stellen sich nach statistischer Auswertung beispielsweise nach Befragung eines Testpanels selbstverständlich als Erfolgsmodell dar… Der Prüfbericht des Rechnungshofes deckt sich zu 100% mit meinen langjährigen Erfahrungen in verschiedenen Jobcentern! Leider, so meine resignierende Prognose, wird sich das System erst dann verändern, wenn der solidargemeinschaftsverwerfende Geist der Agenda 2010 aus den Köpfen der Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft verschwindet. Darüber hinaus kann man der BA-Geschäftsführung nur wünschen, sie möge endlich aus ihrem lächerlichen (geradezu mitleiderweckenden) Traum, einen modernen Dienstleistungskonzern für den Arbeitsmarkt zu führen, aufwachen, und ihr Selbstverständnis wieder mit der Realität abgleichen. Fundament ihres gesellschaftlichen Auftrages sind zunächst die Sozialgesetzbücher…
Posted on: Tue, 25 Jun 2013 19:01:36 +0000

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