Ungesunde Lebensweisen sind Akte des Selbsthasses. Wir unterstützen dadurch genau das, was wir ablehnen und nicht lieben können. Es macht einen Unterschied, ob ich wahllos Nahrungsmittel in mich hinein stopfe oder ob ich das, worauf ich gerade Appetit habe, genießen kann. Wenn ich 100 Hemden im Kleiderschrank habe, heißt das noch lange nicht, dass ich diese auch zu schätzen weiß, aber wer einen einzigen Lieblingspullover hat, wird ihn hüten wie seinen Augapfel. Nicht die Masse macht das Glück, sondern unsere Bereitschaft zur Wertschätzung dessen, was ist. Ein Mensch, in dem Hass gegenwärtig ist, kann nichts wertschätzen. Viele behaupten, sie würden immer nur lieben und Hass gar nicht kennen. Doch dann sieht man sie, wie sie sich selbst schlecht behandeln, sich devot verhalten oder sich an ihr Selbstmitleid klammern, wie sie andere beneiden oder von sich denken, nicht gut genug zu sein. Auch das ist Hass in verkleideter Form. Wenn das Hass-Fass über läuft, kommt es zu aggressiven Verhaltensweisen sich selbst oder anderen gegenüber, zum Ritzen oder zu Amokläufen, zu Über- oder Untergewicht, zu lustsüchtigem Verhalten oder depressiven Schüben. Wenn wir nicht in der Liebe sind, dann sind wir im Hass, gerade dann, wenn es uns nicht bewusst ist oder wie es abstreiten. Wir sagen Sätze wie Das geschieht dem recht, Die sollte für alle Zeiten weggesperrt werden, Ich kann mit denen nichts anfangen und glauben, das sei kein Hass, nur weil wir es beschönigen und verniedlichen? Es bleibt dieselbe Motivation, der gleiche Grund: Wir lieben nicht. Hass ist jede hässliche Handlung, jedes hässliche Wort, jeder hässliche Gedanke. Hass ist ein Gewaltakt, den wir gegen uns selbst oder andere richten. Auch Menschen, die sich zurück ziehen und anderen ihre Liebe verweigern, entziehen und wegnehmen, drücken damit ihren Hass aus. Sie benennen es anders, rationalisieren es, kleben ein schöneres Etikett darauf, aber es bleibt, was es ist: Der Wille, nicht lieben zu wollen. Wir sind nicht besser als jene, die ihren Hass mit voller Energie ausleben und öffentlich machen, nur weil wir es heimlich tun. (Text: Karin Fuest).
Posted on: Sat, 30 Nov 2013 10:18:01 +0000
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